Mit dem Ausdruck «fango e tacchetti», Schlamm und Stollen, wird der Regionalfussball in Italien beschrieben. Es ist ein schöner, da sehr zutreffender Begriff. Das gilt auch und gerade für das Rheintal, wo Fussball oft «gearbeitet» wird und die Stollen in den matschigen Schollenböden versinken, wenn es mal wieder den ganzen Oktober lang geregnet hat.
Dennoch beschreibt «fango e tacchetti» die Rheintaler Realität ungenügend. Hinzufügen müsste man drei weitere Begriffe: «tifosi», «birra», «salsiccia». Also: Fans, Bier und Bratwurst. Im Rheintal pilgern jedes Wochenende Hunderte Fussballinteressierte auf die Plätze in Widnau, Montlingen oder Au. Auch, um bei Bier und Bratwurst zu besprechen, was sie früher besser gekonnt haben als die heutigen Fussballer. Gewisse Spiele können im Rheintal schon mal zu einem wahren Volksfest werden – das Interregio-Derby zwischen Widnau und Altstätten in der letzten Saison war so eines, aber auch Rebstein gegen Rüthi am Pfingstmontag.
Dennoch: Zu romantisch ist die Realität auch im Rheintaler Fussball nicht immer. Die Vereine setzen «Mittel» (also Geld) ein, um ihre Ziele zu verwirklichen. Es gibt Spieler, die öfters mal den Verein wechseln, nicht ausschliesslich aus sportlichen Gründen. Und die Mannschaften können schon mal unter viel (auch selbst auferlegtem) Druck stehen, wenn die Felle davonzuschwimmen drohen.
Das alles als falsch abzutun, wäre allerdings auch nicht richtig. Denn: Fussball ist – Achtung Phrase! – ein Ergebnissport. Am Ende geht’s darum, mindestens ein Tor mehr zu schiessen als der Gegner und möglichst viele solche in der Tabelle hinter sich zu lassen. Und letztlich ist es genau das, was den Regionalfussball so faszinierend macht. Er ist unberechenbarer als das Profigeschäft, es kann immer alles passieren. Was, das zeigen die nächsten zehn Monate.
Auf die Plätze, fertig, los: Die Fussballsaison 2025/26 beginnt