Nähert man sich dem Atelierhaus und Kunstgarten von René Düsel in Räfis bei Buchs, sieht man am architektonisch herausragenden Kubus den Schriftzug «Kunst». Damit ist klar, dass hier ein Mensch wohnt, der sein Leben ganz der Kunst verschrieben hat.
Schon als Kind sammelte er Materialien im Wald, brachte sie nach Hause und experimentierte mit ihnen. Sein Kinderzimmer wurde zur Wunderkammer, nicht zur Freude seiner Mutter.
Wie einst Goethe in Italien unterwegs
Dann kam der Wunsch, freischaffender Künstler zu werden. Die Eltern hatten es nicht einfach, sollte er doch das elterliche Geschäft übernehmen. Er setzte sich durch und reiste wie einst Goethe nach Italien, auf den Spuren der Kunst. Er fand die Bildhauerei der Antike und der Renaissance, bei denen Ästhetik und Harmonie fundamental sind. Ausbildungen in Trier und Salzburg folgten. Seitdem erforscht er eigenständig und experimentell die Möglichkeiten von Form, Licht und Raum.
Mit Geduld setzt er verschiedene Materialien ein, um ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen. Pappel, Eiche, Seekiefer – jedes Holz ist anders und verlangt nach anderen Lösungen. Mal karbonisiert er das Holz, lasiert und behandelt es an einigen Stellen mit Perlmutt, mal werden dezente farbige Elemente zugefügt oder es wird mit Blei ein metallischer Glanz hergestellt. Er zeichnet auch mal mit der Fräsmaschine abstrakte Linien ins Holz. Aber nicht nur Holz ist Ausgangsmaterial, es kann auch Metall sein: Im Kunstgarten landet ein Ufo, das in der Nacht leuchtet, Glocken erklingen an einer Metallkonstruktion.
Sevelen oder Stromboli
Düsel will die Naturprozesse nachvollziehen und ist diesen bildhauerisch auf der Spur. Es bleibt dabei nicht bei Beobachtungen im Wald, in der Gletschermühle von Sevelen oder auf Stromboli, sondern auch der Blick in die Sterne fasziniert und verleiht da und dort den Objekten einen planetarischen Anklang. Geometrien faszinieren: Die klare Form des Kreises und der Kugel, Spiralen und Gliederungen finden Einlass ins Schaffen. Kreisende Scheiben im Wind, bewegte Kugeln in Metall oder Kristalle, die das Licht reflektieren, ergänzen in einigen Objekten das Statische. Ohne Licht gibt es keine erkennbare Form, auch wenn oft «nur» ein Schwarz, wenn auch mit Durchbrüchen, die klare Form erkennbar macht.
Die Farbakzente sind feinfühlig gesetzt
Eine wichtige Farbe ist Blau: Ultramarin aus Lapislazuli, wenn der Künstler Tiefe anstrebt, auch mal ein roter Akzent, wenn eine Signalwirkung erzielt werden soll. Alle Farbakzente sind feinfühlig und dezent gesetzt und dienen der Form. An den Kunstprojekten wie der Bad Ragartz, an denen er teilnimmt, ist sein Beitrag immer ortsbezogen, dies wird auch im Kulturraum Stellwerk Heerbrugg der Fall sein. Man kann gespannt sein auf den Dialog der Objekte mit dem besonderen Ort.
«René Düsel – Meine Werke und ich», Kulturraum Stellwerk, Heerbrugg, 5. bis 14. September. Künstlerapéro am Freitag, 5. September, 19 Uhr. Öffnungszeiten: Freitags, 18 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr.
Ausstellung im Stellwerk: René Düsels Kunst verbindet Licht, Form und Natur