Altstätten vor 9 Stunden

Bald schon kann bis zum Morgengrauen gejodelt werden

Altstätten rüstet sich für das Nordostschweizer Jodlerfest 2025 – ein Blick hinter die Kulissen eines kulturellen Mammutprojekts.

Von Sara Burkhard
aktualisiert vor 9 Stunden

Vom 4. bis 6. Juli wird sich eine akustische Decke aus Jodeltönen über das Städtli legen: Das Nordostschweizer Jodlerfest kommt zu Besuch. Erwartet werden rund 40’000 Besucherinnen und Besucher, über 3500 Aktive und rund 1200 freiwillige Helferinnen und Helfer.

Es ist nicht nur ein grosses Brauchtumsfest, sondern auch ein logistisches, organisatorisches und kulturelles Ausnahmeereignis. «Ein Jodlerfest ­dieser Grössenordnung stemmt man nicht einfach nebenbei», sagt Simon Büchel, Geschäftsführer des Fests. Gemeinsam mit OK-Präsident Andreas Kobler leitet er das Projekt, das seit Jahren minutiös geplant wird. «Die ersten Gespräche fanden bereits 2019 statt», sagt Büchel. Schnell wurde das Ausmass abgeschätzt und Vollzeitstellen für die Organisation geschaffen. Sowohl Büchel als auch Kobler sind überzeugt: Ohne professionelle Strukturen und ein Netzwerk an engagierten Menschen aus der Region wäre ein solcher Anlass schlicht nicht machbar.

 

«Allein der Personalbedarf ist gewaltig», erklärt Kobler. ­Rekrutiert wurden die Hel­fenden aus rund 60 regionalen Vereinen, aber auch über ein ­offenes Helferportal. «Der Helfer, der am weitesten anreist, kommt aus der Nähe von Genf», so Büchel. Das zeige, wie weit die Begeisterung für das Jodlerfest reiche.

Um vier Uhr morgens wird immer noch gejodelt

Wer dabei glaubt, Jodler seien steife Traditionspfleger, der täuscht sich gewaltig. «Jodler sind zäh, fröhlich und feiern gerne und lange», sagt Kobler und lacht. «Viele Jodler schlafen während des Fests gar nicht, singen bis morgens um vier in der Bar durch», so Kobler. Als Jodler-Laie können man sich das so vorstellen, dass beispielsweise jemand im Zelt anfange zu Zäuerlen. Wenn diese Person dann eine Pause brauche, übernehme ein nächster nahtlos, und so gehe es bis in die frühen Morgenstunden weiter. So werde es nie ruhig im Zelt.

Tatsächlich ist eine 24-Stunden-Bar Teil des Festkonzepts. «Das ist kein Werbegag, das ist Jodlerkultur pur», sagt Büchel. Dabei ist das Fest viel mehr als nur Musik. Die gesamte Altstadt wird zum Festgelände mit offenen Bühnen, Alphornklängen, Fahnenschwingern, Fotospots, regionalem Essen und kulturellen Erlebnissen. Kirchen, Museen, Schulhäuser – sie alle werden eingebunden. Büchel:

Es wird ein stimmiges, emotionales Miteinander.

Gratis-Nacht-Shuttle soll Wege vereinfachen

Auch an die Umwelt wurde gedacht: «Unser Nachhaltigkeitskonzept geht weit über den ­klassischen Mehrwegbecher ­hinaus», betont Kobler. Von ­regionalen Produkten über ­Recyclingstationen bis hin zur ÖV-Planung mit Gratis-Nachtshuttles.

Dass Altstätten dieses Fest ausrichten darf, ist kein Zufall. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren leise, konsequent als kleiner Kulturstandort positioniert. Und der Festzuschlag hat bereits weitere positive Effekte: «Ohne das Jodlerfest hätten wir wohl auch nicht den Zuschlag für das Eidgenössische Volksmusikfest 2027 und das Blasmusikfest 2031 erhalten», sagt Büchel. Für Altstätten und das Rheintal bedeutet das auch eine Ausweitung des Images – von der ländlichen Fasnachtshochburg zum kulturellen Gastgeber im grossen Format.

Bis im Juli gejodelt werden kann, bleibt allerdings noch einiges zu tun. «Im Moment sind wir mitten in der Detailplanung», sagt Büchel. Helferschichten müssen eingeteilt, letzte Genehmigungen eingeholt und Abläufe trainiert werden. Doch die Vorfreude ist greifbar.

Dabei sein, um mitreden
zu können

«Wir sind überzeugt: Das wird ein Fest, über das man noch lange spricht», sagt Kobler. Er hofft, dass sich die Rheintalerinnen und Rheintaler das erste Juliwochenende schon rot im Kalender angestrichen haben. Denn eins sei klar: Wer nicht kommt, wird was verpassen, so Kobler. «Oder wie es in Jodlerkreisen heisst: Du musst dabei gewesen sein, um mitreden zu können.»

Das Jodlerfest in Zahlen

Datum: 4. – 6. Juli 2025
Besucher: 35’000 – 40’000
Aktive Teilnehmende: 3500
Helfende: 1200
Highlights: Jodlerdorf, 24-h-Bar, offene Bühne, Trachten, Workshops

 

 

 


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