19.06.2018

Blitzblank, ohne Schnickschnack

Ans Lackieren wagt sich keiner, flicken können sie an ihren Autos aber vieles selbst. Stefan Schreiber, David Hove und Christoph Egli nehmen erstmals gemeinsam an einer Rallye teil.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererWoher ihre Leidenschaft kommt? Christoph Egli erzählt von seiner Jugendzeit, von seinen Zeichnungen, die schöne Autos zeigten, und von Seifenkisten, die er baute. Als Jugendlicher hatte er eine ganze Kollektion.Stefan Schreiber gefielen schon immer «die Amis», und in Kuba vor elf Jahren packte es ihn richtig.Jeder schwärmt, dann sagt David Hove den entscheidenden Satz, dem die anderen beipflichten. «Es ist keine Logik hinter dem Hobby, diese Leidenschaft ist nicht erklärbar.»Oldtimer-Besitzer sind hilfsbereitSchon als Kind haben die drei Autos gesammelt, viel Zeit mit Bausätzen verbracht und Vitrinen gefüllt; ein Blickfang folgte dem nächsten. David Hove kaufte mit sechzehn sein erstes richtiges Auto, einen kaputten Chevrolet für 16 Dollar, in den er viel Zeit investierte. Auch Christoph Egli hatte bereits als Student seinen ersten Oldtimer, setzte ihn selbst zusammen, er hat dieses Auto noch immer, es ist ein Riley, Jahrgang 1965.Späteinsteiger Stefan Schreiber bestätigt, was seine Kollegen hervorheben: Mechanisch bewanderte Menschen mit einer Schwäche für Oldtimer geben gern Auskunft. Ihre Hilfsbereitschaft macht es möglich, dass der Laie sehr viel lernen kann und nicht bei jeder Reparatur auf einen Garagisten angewiesen ist. Elektrik und Mechanik hat nicht nur Stefan Schreiber im Griff, und die Servicearbeiten sind mittlerweile Routine.«Learning by doing» heisst die Zauberformel, alle lachen, «das ist immer so», sagt Christoph Egli.Den Riley von der Cousine erhaltenBlitzblank sind die Autos, mit denen die drei AC-Classic-Trophy-Teilnehmer am Sonntag, 24. Juni, in Altstätten losfahren werden. Stefan Schreibers erster und einziger Oldtimer ist ein Chev­rolet Belair Hardtop, Jahrgang 1956. Das Auto, einst in Biel montiert, ist exakt gleich alt wie sein Besitzer, den die Leidenschaft 2007 in Kuba «so richtig gepackt» hat. Danach ging es schnell, wurde Schreiber im Internet fündig, er kaufte sein Auto aus dritter Hand. Vor allem auf die Pensionierung hin hat er sich sein Hobby angelacht, bei drei- bis viertausend Franken Unterhaltskosten im Jahr.Christoph Egli besitzt zwei schöne alte Autos. Das eine bekam er 1974, mitten in der Ölkrise, von der Cousine geschenkt, er hat es nie mehr weggegeben. Es ist ein Riley, Jahrgang 1965 – ein Fahrzeug, das erst im Besitz Eglis beiläufig zum Oldtimer wurde. Der andere Oldtimer, ein Jaguar E-type Series 3 V12 mit Baujahr 1972 hat erst vor drei Jahren über einen Händler in Eglis Garage gefunden. Von diesem Modell wurden gerade mal knapp 8000 Stück hergestellt.Von Peking nach Paris gefahrenEin offener Zweisitzer ist auch der Ford V8 mit Baujahr 1938, der David Hove gehört. Der frühere Kantonsschullehrer hat sogar drei Oldtimer in der Garage stehen und blickt auf beachtliche Fahrten zurück. Mit seinem Ford, den er 2005 von einem Sammler erwarb, war David Hove 2007 zusammen mit seiner Frau Ursula zwei Monate lang unterwegs. Auf ihrer Reise Peking – Paris legten sie 13000 Kilometer zurück.Es folgten Reisen zum Schwarzen Meer, nach Istanbul und Triest sowie eine Ungarn-Rundreise. Das Auto, das die ersten fünfzig Jahre in Argentinien im Einsatz gewesen war und mittlerweile doch schon achtzig Jahre auf dem Buckel hat, blieb nur einmal stehen: irgendwo auf der Reise Peking – Paris, in Russland, machte das Getriebe nicht mehr mit, was den Aufenthalt in einer Werkstatt nötig machte.«So langi Reisli han I nia gschafft», sagt Stefan Schreiber, der allerdings schon bei zwei längeren Rallyes (Paris und Brüssel) dabei war. Christoph Egli fährt ab und zu ins Südtirol und begnügt sich sonst mit Fahrten in der Schweiz. Am British Car Meeting in St. Moritz nimmt er immer teil.Vorführen alle sechs JahreBeliebig weit dürfen Oldtimer-Besitzer nicht fahren. Mit ihrem sogenannten Veteranenausweis ist es ihnen gestattet, pro Jahr etwa 3000 Kilometer zurückzulegen, der Wagen ist alle sechs Jahre vorzuführen. Der Chevrolet Stefan Schreibers hat – wie die meisten Oldtimer – «keinen Schnickschnack», keine Servolenkung und dergleichen, alles ist original restauriert, denn es ist das Ziel, das Auto «möglichst authentisch zu erhalten».Darum geht es grundsätzlich, deshalb wird auch nicht verlangt, dass Oldtimer heutigen Standards entsprechen. Sicherheitsgurten auf dem Rücksitz beispielsweise sind nicht nötig.In jungen Jahren hat David Hove Briefmarken gesammelt. Wie wohl die meisten Sammler, hat er dieses Hobby im stillen Kämmerlein ausgeübt. Ganz anders verhalte es sich mit seiner anderen, anhaltenden Leidenschaft. «Mit meinen Oldtimern», sagt David Hove, «kann jeder mitfahren. Das ist auch schön für jene, die damit kein Hobby verbinden.» Beispielsweise seine Frau Ursula. Die ist bei der Rallye am Sonntag dabei. Als Navigatorin.HinweisGestartet wird am Sonntag, 24. Juni, um 9.30 Uhr in Altstättens Marktgasse; ab 8 Uhr treffen die Oldtimer ein.

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