25.04.2018

Carl Lutz, ein hochverdienter Appenzeller

Unlängst erhielt im Bundeshaus ein Sitzungsraum die Bezeichnung «Carl-Lutz-Zimmer». Der Bundesrat ehrt damit den verdienten Diplomaten.

1895 geboren, wuchs Carl Lutz im unteren Wilen als Sohn eines Steinbruchbetreibers auf. Nach einer in St. Margrethen absolvierten kaufmännischen Lehre wanderte er in die USA aus, wo er studierte. Anschliessend trat er in den diplomatischen Dienst der schweizerischen Eidgenossenschaft.In der Zeit des Zweiten Weltkriegs delegierte ihn der Bundesrat in die ungarische Hauptstadt Budapest, wo er 1944/45 mit einer beispiellosen und mutigen, nur seinem Gewissen verpflichteten Rettungsaktion rund 62000 Juden vor dem Abtransport ins Vernichtungslager Auschwitz bewahrte. Bei seiner Rückkehr nach Bern im Mai 1945 wurde Lutz vom Bundesrat wegen Kompetenzüberschreitung scharf gerüffelt und auf den unbedeutenden konsularischen Posten in der Vorarlberger Hauptstadt Bregenz abgeschoben.Im Gegensatz zum Bundesrat anerkannte seine Heimatgemeinde früh die einzigartige humanistische Leistung von Carl Lutz, und am Bundesfeiertag 1963 wurde er zum Walzenhauser Ehrenbürger ernannt. Auch später wurde Lutz in Walzenhausen nicht vergessen: 1978 und damit drei Jahre nach seinem Tod wurde an der Kirchenfassade eine Gedenktafel angebracht.Ehrenbürger auch mit Buch geehrtAnlässlich seines 100. Geburtstages im Jahre 1995 wurde im Hotel Kurhaus-Bad das von Theologe Theo Tschuy verfasste Buch «Carl Lutz und die Juden von Budapest» vorgestellt. Eine weitere Ehrung erfolgte 1999, als im Kurhaus die Carl-Lutz-Sonderbriefmarke der schweizerischen Post präsentiert und für den Gebrauch freigegeben wurde.Lieblingsort war die MeldeggVor Budapest war Diplomat Carl Lutz an verschiedenen bedeutenden Stationen tätig, und nach Kriegsende stand er sogar als Kandidat für den Friedens-Nobelpreis zur Diskussion. Immer wieder aber zog es ihn in die engere Heimat.Sein regelmässig aufgesuchter Lieblingsort war die «Meldegg» nahe seinem Elternhaus, wo er neue Kräfte für die anspruchsvolle Tätigkeit im Dienste des Landes schöpfte. Am 30. Mai 1951 kam es zum Eintrag ins Gästebuch. (egbe)