06.04.2019

Dank muss sein

Dass wir dankbar sind, kommt täglich vor. Ein paar eigene Beispiele vom Mittwoch: Ein Kollege schickt mir auf Wunsch eine Datei, jemand weist mich auf einen Artikel hin, der mich besonders interessiert, zu Hause überrascht die Tochter mich mit einem feinen Tee.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Beim Nachdenken erst fällt mir auf, dass die Liste schier endlos ausfallen könnte, wollte ich jede Kleinigkeit aufführen.Dankbarkeit begleitet uns nicht nur durch jeden Tag, sondern durch jede Stunde. Sie ist gang und gäbe. Doch der Ärger eines Kunden wegen der Verwechslung eines Datums beschäftigt mich eher und länger als die Gefälligkeit oder der Dienst eines zuvorkommenden Menschen.Dankbarkeit ist in aller Regel schnell abgehakt. Sie währt zumeist auch dann nur kurz, wenn die Freude (zum Beispiel am Tee, an der Datei, am Artikel) noch ein bisschen dauert.Als Mitglied im Organisationskomitee der Altstätter Kulturwoche hatte ich am Dienstag eine Sitzung. Der neuerdings für die Webseite zuständige Kollege zeigte uns das beeindruckende (noch nicht öffentliche) Resultat seines stillen Schaffens. Seither habe ich gegenüber Kollegen und in der Familie von dieser aufwendigen, ehrenamtlich erbrachten Topleistung geschwärmt, und selbstverständlich wäre auch das von den anderen Geleistete erwähnenswert.Dankbarkeit und besondere Wertschätzung gebührend zum Ausdruck zu bringen – im richtigen Augenblick und auf angemessene Weise – gelingt leider nicht ausnahmslos. Manchmal (was keine Entschuldigung sein kann) geht Dankbarkeit in der Hektik des Alltags unter wie ein Stein im Wasser.Warum also sich nicht zwischendurch bewusst in Erinnerung rufen, was andere für einen selbst und für die Allgemeinheit tun, wie viel Zeit sie hierfür zu geben bereit sind, mit welcher Leidenschaft und welchem Einsatz sie unseren Alltag bereichern, das Zusammenleben verschönern, die Gemeinschaft stärken.Die Gemeinde Au-Heerbrugg hat dies nach mehrjähriger Pause erneut getan. Mit einer grossen Feier hat sie ihre Dankbarkeit sowie die Freude an der ehrenamtlichen Betätigung sorgfältig zelebriert. Dass das geschätzt wird, zeigt die hohe Zahl der Angemeldeten. Von rund 350 Eingeladenen aus Institutionen und Vereinen sind 220 in die Mehrzweckhalle gekommen, um miteinander zu essen und fünf schöne Stunden zu verbringen – mit einem für sie organisierten Programm, das all das würdigte, was sonst sie selbst jahrein, jahraus für andere erledigen.Mit Blick nach vorne sei zum Schluss Marie von Ebner-Eschenbach zitiert: «Wir sind für nichts so dankbar wie für Dankbarkeit.»Gert Bruderergert.bruderer@rheintaler.ch