20.03.2019

Das Museumskind

Der Verein Festungsmuseum Heldsberg hat ein besonderes Neumitglied: Jannick Gisler ist erst zehn Jahre alt. Seit dem ersten Besuch ist er fasziniert von der Festung, ihrer Geschichte und Menschen.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Remo ZollingerEs ist nicht irgend ein Raum, in dem dieses Gespräch stattfindet. Er ist 30 Meter unter dem Boden und heisst Offiziersmensa. «General Guisan war 1941 und drei Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 hier, genau an diesem Tisch», sagt Hans von Allmen, Museumsführer und Abwart im Heldsberg.Von Allmen ist 77 Jahre alt, er kennt die Festung in- und auswendig. Zu jedem Raum, jedem Objekt kann er eine Geschichte erzählen. Tut er das, hört Jannick Gisler gern zu. Seit seinem ersten Besuch in der Festung ist er von ihr fasziniert. Und seit der GV am letzten Samstag ist er das jüngste Mitglied des Vereins Festungsmuseum St. Margrethen.Doppelte Überraschung für Jannick GislerDie meisten Zehnjährigen verbringen ihre Freizeit nicht am liebsten in einem alten Stollen. Jannick Gisler schon. Er sagt: «Die anderen sitzen lieber daheim und gamen. Ich gehe hinaus.»Hinaus, das heisst hinein in die Festung. Seit dem ersten Besuch mit dem Grossvater begeistert ihn die Festung. Beim zweiten Besuch mit dem Ferienpass hat sich das nicht geändert – und schon gar nicht, als seine Eltern ihn mit einer Geburtstagsfeier im Stollen überraschten. «Ich habe kein Wort mehr herausgebracht», sagt er. 20 Freunde waren dabei, es habe auch ihnen gefallen.Am letzten Samstag folgte die zweite Überraschung. In der Schule Wiesenau fand die GV des Vereins Festungsmuseum Heldsberg statt. Seine Mutter liess Jannick «per Zufall» neben dem Veranstaltungsort vorbeigehen, ehe Hans von Allmen ihn hereinbat. Drin wählte die Versammlung den Buben als Neumitglied. Er ist vermutlich der jüngste je in den Verein aufgenommene Neue.Fasziniert vom Leben in der VergangenheitVon der Offiziersmensa geht es durch die einen Kilometer langen Gänge der Festung. Der Gedanke, dass Armeeangehörige während des Zweiten Weltkriegs hier gelebt haben, ist beklemmend und faszinierend zugleich. Ihn interessiere, wie sie hier gelebt haben könnten und wie ihr Alltag ausgesehen hat, sagt Jannick Gisler. Die Geschichte der Festung habe es ihm angetan: «Die Menschen, die Maschinen und die alten Ausrüstungen.»Diese bekommt er als Vereinsmitglied nun häufiger zu Gesicht. Er findet es schön, dabei zu sein und bei Bedarf am Kiosk oder an anderen Orten mithelfen zu dürfen. «Ich habe schon Bis-cuits und Militärschoggi verkauft», sagt er zufrieden. Denn obwohl die Saison für Einzelbesucher erst am 30. März losgeht, waren schon erste Gruppen hier. Gut geeignet ist das Festungsmuseum auch für Schulklassen.Die Festung ist eines von vielen HobbysGemessen an seinen Kenntnissen und seiner Neugier, könnte Jannick Gisler bald selber Schulklassen durchs Museum führen.Er sagt aber auch, die Festung sei nicht sein einziges Hobby. So trainiert er im Kampfsportcenter Rheintal Esdo, eine Mischform verschiedener Sportarten, die der Selbstverteidigung dient. Der Viertklässler singt im Schülerchor, mag Handarbeit, Werken und Sport und kümmert sich gern um seine vielen Haustiere.HinweisDas Festungsmuseum Heldsberg ist samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Am 30. März beginnt die Saison 2019 für Einzelbesucher. Für Gruppen ist das Museum auf Anmeldung immer offen.