15.03.2019

Decke soll natürlich oben bleiben

Geld ist in Balgach ein untergeordnetes Thema. Die Fragen zum geplanten neuen Hallenbad betrafen vor allem das Flachdach, die Sicherheit und entfallende Unterkünfte – sowie einen Stuhl.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererÜber die Erneuerung und Erweiterung des Hallenbades für 13,5 Mio. Franken wird am 19. Mai abgestimmt. Wird es gebaut, steigt zwar das jährliche Betriebsdefi­-zit – vorsichtig kalkuliert – um 275000 Franken auf eine halbe Million. Doch die Gemeinde, die seit einem Jahrzehnt einen durchschnittlichen Ertragsüberschuss von 3,65 Mio. Franken pro Jahr erwirtschaftet, verkraftet die Kostensteigerung mühelos.Balgach – um bei der Vorstellung von einem Bad zu bleiben – schwimmt im Geld, das Eigenkapital beträgt rund 9,6 Mio. Franken. Die ansehnliche Investition meistert Balgach aus eigener Kraft, ohne Fremdkapital.An der Info-Veranstaltung vom Donnerstag erinnerte Gemeindepräsidentin Silvia Troxler an die Wechselwirkung zwischen vorbildlicher Infrastruktur und vorzüglicher Steuerkraft.«Ist ein Flachdach wirklich sinnvoll?»Die fast hundert Interessierten, die zur Veranstaltung gekommen waren, hatten 15 Fragen und Bemerkungen, die höchstens indirekt das Geld betrafen. Die Investition und das Projekt an sich schienen unbestritten zu sein.Der frühere Sportanlagen-Verantwortliche Walter Kehl stellte das Flachdach in Frage, weil er es für reparaturanfälliger hält als ein Steildach. Franco Perazzelli, Projektverantwortlicher und Geschäftsführer von energiebauen.ch in Chur, entgegnete, bei korrekter Ausführung sei ein Flachdach eine gute Sache. Mit einem Steildach wäre das Bauvolumen deutlich grösser, sodass es sich bei der Wahl eines Flachdachs auch um einen Kosten-Nutzen-Entscheid handle. Das Dach des Balger Hallenbades werde eine leichte Neigung haben.Noch immer ist das tragische Hallenbad-Unglück von Uster im Jahr 1985 in den Köpfen.Erst vor einem Monat stürzte zudem die Decke im Hallenbad des «Hotel Sport» in Klosters ein. Dort wurde zum Glück niemand verletzt. Und wie steht es in Balg­ach? Ist die 45-jährige Decke schon eingehend kontrolliert worden? Ist sie sicher?Entscheidend ist «Wahl des richtigen Materials»Sportanlagen-Chef Stefan Zünd sagte, ein beauftragtes Ingenieurbüro habe die Dachkonstruktion zunächst im Zwei-Jahres-Rhythmus geprüft, auch auf allfällige Korrosion. Ebenso sei über Jahre die Feuchtigkeit gemessen und protokolliert worden. Die Ergebnisse seien unverändert positiv geblieben, sodass die Kontrolle der Dachkonstruktion aktuell alle drei Jahre erfolge.Franco Perazzelli sagte, in Uster, aber auch anderswo sei es laut Empa-Berichten so gewesen, dass für ein Hallenbad ungeeignetes Material verwendet worden sei, auch in Bezug auf die Aufhängevorrichtungen. Vor allem wegen der hohen Luftfeuchtigkeit, aber auch wegen des Chlors sei eine richtige Materialwahl besonders wichtig.In Balgach hat die bestehende Holzdecke den Zweck, die Akustik zu verbessern und die Installationen zu verdecken. Ergänzend zur durchgeführten Kontrolle finde während der Bauzeit eine eingehende Prüfung der Schraubverbindungen zwischen den Hölzern statt. Sollte die Holzdecke ersetzt werden müssen, läge dies im Kostenrahmen, sagte Perazzelli.«Nicht dass man das Bad erneuert und kurz darauf noch separat die ganze Decke machen muss», formulierte jemand die Forderung nach einwandfreier Bauarbeit. Walter Kehl bemängelte zudem die Absicht, die bestehenden Mosaikplättli zu erhalten. Die hätten wiederholt Probleme bereitet; ihm sei unverständlich, wieso nicht alles neu gefliest werde. Perazzelli sicherte zu, Kehls Anliegen zu prüfen.24 Schlafplätze verschwindenZu reden gaben auch die zwei verschwindenden Unterkunftsräume mit je zwölf Stockbetten. Im erweiterten Hallenbad wird es nur noch 12 statt 36 Schlafplätze geben. Finden Lager in Balgach statt, sind allerdings noch 30 Zivilschutzbetten verfügbar, und der grosse Zivilschutzraum beim Kindergarten Kesseli hat sogar rund 130 Schlafplätze.Silvia Troxler meinte, die Frage, welche Rolle die Gemeinde als Gastgeberin von Lagern spielen wolle, sei grundsätzlich zu erörtern. Für die beiden entfallenden Unterkunftsräume werde nach einer Lösung gesucht.Die Versammlung führte einmal mehr auch vor Augen, dass der Einzelne nicht nur an grossen Würfen Freude hat, sondern dass auch simple Erleichterungen im Alltag wichtig sind. So sagte eine Frau, sie wäre froh, es stünde für das Föhnen nach dem Hallenbadbesuch ein Stuhl bereit.Zwei Becken plus eines für NichtschwimmerWie das Hallenbad nach der Erneuerung und Erweiterung aussehen soll, können die Balgacher dem Gutachten entnehmen, das nun vorliegt (wobei die Pläne allerdings nur mit Lupe lesbar sind). Folgendes wird die Besucherinnen und Besucher in der neuen Anlage erwarten: ein grosszügiger Eingangsbereich mit Bistro, zwei 25-m-Becken mit vier und fünf Bahnen, ein Nichtschwimmerbecken, ein Kinderspielbereich, eine rund 50 Meter lange Rutschbahn und ein (klappbares) 1-m-Sprungbett. Einzel- und Gruppengarderoben werden reichlich vorhanden sein, mit 130 Garderobenschränken.Den haustechnischen Anlagen steht die Erneuerung bevor.Seit 2014 ist die jährliche Besucherzahl um 6000 auf «nur» noch 32400 Gäste gesunken, hinzu kommen die (leicht gestiegenen) Schuleintritte von zuletzt 20700. Vom neuen Hallenbad verspricht sich die Gemeinde eine deutlich grössere Anziehungskraft, wobei von einem mindestens 30-prozentigen Plus ausgegangen wird.Dass die Qualität des Angebots eine bedeutende Rolle spielt, konnte man nach der Sperrung der Rutschbahn im letzten Jahr sehen. Die Zahl von Kindern und Familien ging sogleich spürbar zurück.