Rheintal 20.05.2023

Der Biber bescherte der Melioration Rheinebene viel Arbeit

Von Unwetterereignissen mit Schadensfolgen blieb die Talschaft verschont. Dafür war die Trockenheit in einzelnen Monaten ein deutliches Indiz für die klimatischen Veränderungen. Die Biodiversität rückt in den Fokus.

Von pd
aktualisiert am 20.05.2023

Die Meliorationskommission genehmigte an der Frühjahrs­sitzung die Rechnung 2022 und das Budget 2023 sowie das Arbeitsprogramm. Mit Beginn der neuen Amtsdauer nahm Olaf Tiegel, Gemeinderat Au, Einsitz in der Meliorationskommission, die Vollzugskommission wurde mit Paul Kleiner, Gemeinderat Rebstein, und Patrik Steiger, Gemeinderat Eichberg, vervollständigt.

Insgesamt steht das Meliorationsunternehmen aktuell finanziell auf einer gesunden Basis. Die vorhandenen Reserven dienen der Finanzierung von Sanierungen bei Werk- und Infrastrukturanlagen, wie z. B. von Haupt- und Sammelleitungen beim Drainagenetz, von Pumpwerken, Kostenbeteiligungen bei Gewässermassnahmen, Weganlagen sowie Investitionen in den Maschinenpark und die Gebäude­infrastruktur.

Vielfältige Aufgaben im Tal- und Berggebiet

2022 wurden verteilt über das ganze Meliorationsgebiet die Naturstrassen mit Einbezug von örtlichen Unternehmern bekiest und dabei knapp 4300 Kubikmeter Kies eingebaut.

Im Bereich Drainagen lag der Fokus im abgelaufenen Jahr primär bei der Fortsetzung des Projektes «Periodische Wiederinstandstellung von Drainagen» (PWI) und der Realisierung von Sofortmassnahmen. Das Projekt der zweiten Etappe im Umfang von 1,75 Mio. Franken erstreckt sich über die Jahre 2021 bis 2023. Bund und Kanton leisten an diese Aufwendungen Beiträge von insgesamt 38 %. Flächendeckende Erneuerungen (Einfräsen von Sickerschläuchen) erfolgten im Isenriet in Balgach und Müligüetli in Rebstein, wie es in der Mitteilung heisst.

Von Unwetterereignissen mit Schadensfolgen blieb die Talschaft 2022 verschont. Dafür war die Trockenheit in einzelnen Monaten auch im vergangenen Jahr ein deutliches Indiz für die klimatischen Veränderungen. Trotzdem – das Rheintal erlebte ein fruchtbares Jahr, die Niederschläge setzten oft zur rechten Zeit ein.

Der Aufbau einer nachhaltigen Biodiversität ist ein Vorhaben, das auch bei der Melioration zunehmend in den Fokus rückt, wie es in der Mitteilung heisst. Bei der Entwicklung von biodiversitären Hecken und Gehölzen hat die Melioration direkte Einflussmöglichkeiten, diese nachhaltig für die Zukunft zu gestalten. Darin liegt Potenzial für die Zukunft.

Bei der Verwaltung war die Nachführung des allgemeinen Unterhaltsperimeters mit rund 11 500 Rechnungsempfängern ein Schwerpunkt der laufenden Arbeiten. Die Perimeter Auer-, Dürren- und Kobelwieserbach wurden nachgeführt, anschliessend erfolgten Perimeterein­züge. Die Nachführung des Drainagekatasters im Meliorations-GIS erfolgte laufend und zeitnah durch das Team. 746 Baugesuche wurden bezüglich allfälliger Auswirkungen auf die Entwässerungsanlagen beur­teilt, davon entfällt ein beträchtlicher Anteil auf Gesuche für Wärmepumpenanlagen.

Der Unterhalt der Bergbäche in den Gemeinden Oberriet, Eichberg und Altstätten verursachte namhafte finanzielle Aufwendungen. Präventiv erfolgten bei allen Gewässern Begehungen mit Zustandserfassungen. Beim Stadtbach erforderten die Bereiche Guter Hirte und SBB-Durchlass einen laufenden Unterhalt, dies wegen steten Geschiebeablagerungen. Das Zwischendepot beim Geschiebesammler Käpfli am Auerbach wurde geleert, dies verursachte Kosten von rund 75 000 Franken.

Aktivitäten der Biber bereiten Sorge

In den Gewässern der Talebene bereiten die Aktivitäten des Bibers zunehmend Sorge. Das Einstauen der Vorfluter führt zu Rückstauungen in den Ent­wässerungsleitungen. Gesunde Jungbäume werden angeknabbert und sterben in der Folge ab oder müssen gefällt werden. Auch das Untergraben von Böschungen oder Strassen ist problematisch und gefährlich, was nicht toleriert werden kann.

Das Team der Melioration muss mittlerweile täglich ausrücken, kritische Stellen überprüfen und wenn erforderlich, Massnahmen treffen. Der finanzielle Aufwand lag bei rund 180000 Franken. Der Kanton unterstützte mit 45000 Franken. In den meisten technischen Gewässern kann der Biber nicht toleriert werden, denn die Melioration hat den Auftrag, ihre Werkanlagen funktionstüchtig zu halten. Dieser Umstand führt oft zu Interessenskonflikten.

Projekte mit Bedeutung für die Melioration

Die Melioration ist infolge der Erneuerung des Pumpwerkes Auerriet, Strassenanpassungen und Massnahmen an der Riet­aach stark ins Projekt Hochwasserschutz Rheintaler Binnenkanal (RBK) involviert. Finanziell ergeben sich Kosten von knapp zwei Mio. Franken für das Meliorationsunternehmen. Die Projektauflage ist für den Vorsommer 2023 geplant.

Beim Projekt Entwässerung Lehenmad in Diepoldsau ist die Melioration finanziell ebenfalls stark gefordert, da eine wichtige Hauptleitung erneuert werden muss. Beim Rötel- und Kobelwieserbach (Talgebiet) sind voraussichtlich in den kommenden Jahren ebenfalls Erneuerungen aktuell. Projektvorschläge liegen vor. Die Finanzierung all dieser Vorhaben erfolgt aus den Reserven.

Der bestehende Werkhof mit Büro ist in die Jahre gekommen. 2021 erfolgte ein anonymer Projektwettbewerb. Es wurden fünf Projekte eingereicht. Im Mai 2022 entschied sich die Jury für das Projekt «Werk-HOF» der Architekten Jung Berger aus St. Gallen. Das Projekt sieht die Erstellung von zwei ­Gebäudeteilen, eine beheizte Werkhalle mit Büroteil und eine unbeheizte Halle mit integrierter Waschanlage vor. Bis Ende 2022 konnte das Vorprojekt erarbeitet werden.

Wegen des zunehmenden Arbeitsaufwands wurde bei den Werkgruppen eine weitere Person angestellt. Insgesamt beschäftigt die Melioration zwölf Mitarbeitende.