Es ist Sommer. Für viele Menschen bedeutet das: abschalten, Urlaub machen, frei sein. Für manche ist der Sommer ein kühles Bier in der Hand, Sonnenschein auf der Haut, eine Hängematte am See oder lange Gespräche in lauen Nächten. Und das ist auch gut so – unser Körper braucht diese Erholung. Aber reicht es, wenn nur der Körper auftankt? Was ist mit unserer Seele – und unserem Geist?
Wir sind wie ein dreibeiniger Stuhl: Körper, Seele und Geist bilden eine Einheit. Wenn eines davon geschwächt oder verletzt ist, kippt der ganze Stuhl.
Dieses einfache Bild trägt eine tiefe Wahrheit in sich. Viele Menschen spüren am Ende des Sommers: Ich war zwar im Urlaub – aber innerlich bin ich immer noch müde. Der Körper hat vielleicht Pause gemacht, doch die Seele hat keine Stille gefunden, keine Tiefe, keine Verbindung – weder zu sich selbst noch zu anderen oder zu Gott.
Auch Jesus hielt Ruhe und Rückzug für nötig. Mehrfach berichtet die Bibel, dass er sich mit seinen Jüngern zurückzog – nicht nur vor den Menschen, sondern vor allem zum Vater. «Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus» (Mk 6,31), sagte er, als er sah, wie erschöpft seine Jünger waren.
Allzu leicht vergessen wir: Der Mensch besteht nicht nur aus dem Körper. Werbung, Medien, Reisekataloge versprechen uns Erholung durch Erleben, Essen, Reisen, Konsum. Doch unsere Seele sehnt sich nach Langsamkeit, nach Tiefe, nach echter Begegnung. Nach einem Gespräch, nach Gebet, nach einem ehrlichen Blick nach innen.
Der Mensch im Gleichgewicht
Und dann gibt es noch das dritte Standbein: den Geist – im christlichen Sinne oft als die Verbindung zu Gott verstanden. Der Mensch ist dann im Gleichgewicht, wenn auch diese Beziehung gepflegt wird. Wenn wir nicht nur unseren Körper verwöhnen, sondern auch Gott an unseren Tisch einladen – zum Gespräch, zum Gebet oder einfach in einen stillen Moment auf der Gartenbank.
Wenn ich Gott zu einem Sommerbier einlade, bin ich sicher: Er setzt sich dazu.
Ein starker Gedanke. Denn es geht hier nicht um frommen Abstand, sondern um göttliche Nähe. Gott begegnet uns nicht nur in der Kirche, sondern im Sommerabend, im Sonnenuntergang, im Klang eines Liedes oder im ehrlichen Wort eines Freundes.
Es ist kein Zufall, dass die christliche Tradition den siebten Tag, den Sonntag, Gott geweiht hat. Nach sechs Tagen voller Arbeit und Pflichten schenkt der Sonntag nicht nur Ruhe, sondern auch Neuorientierung. Ein Tag, der uns erinnert: Wir leben nicht nur, um zu leisten. Wir sind geliebt, angenommen, eingeladen, an Gottes schöpferischer Arbeit teilzuhaben, und dies auch geniessen.
Verreisen und auftanken
Erholung ist nicht nur ein Geschenk für den Körper, sondern eine Chance zur ganzheitlichen Erneuerung. Auch in diesem Sommer liegt die Einladung da: Nicht nur verreisen – sondern wirklich auftanken. Mit Körper, Seele und Geist.
Der dreibeinige Stuhl – wie tanken wir in den Ferien wirklich auf?