Christlich 17.03.2024

Der gekränkte Gott - er wurde verhöhnt, verlacht, bespuckt, geschlagen und gefoltert

Vor einiger Zeit habe ich die Serie «Am Anschlag – Die Macht der Kränkung» geschaut. Kern der Serie ist ein Amokszenario und die Vorgeschichte dazu. In jeder Episode wird eine Figur in den Fokus gestellt, deren Schicksal und Kränkungen.

Von Andreas Brändle, Pfarrer
aktualisiert am 17.03.2024

Diese Figuren geraten immer mehr in einen Ausnahmezustand und könnten so zum Täter werden. Die Hauptfiguren werden eine Woche vor dem Ereignis abgeholt und bis zum Tag X begleitet. Wer von den Per­sonen wird am Schluss zum Täter oder zur Täterin? Die Frage ist extrem spannend!

Schnittpunkt ist ein Einkaufszentrum, in dem sich unterschiedliche Menschen verschiedener Gesellschaftsschichten und Altersgruppen begegnen. Die Serie beruht auf einem Buch des vorarlbergischen Gerichtspsychiaters Gerhard Haller. Er befasst sich darin mit diesem Thema.

Die schreckliche Botschaft einer Fernsehserie

Die Botschaft der Serie ist klar und zugleich schrecklich: Gekränkte Menschen kränken andere Menschen, verletzte Men­schen verletzen irgendwann andere Menschen. Massiv gekränkte Menschen überfallen andere Menschen, vergewaltigen, foltern und töten sie. Ex­trem gekränkte Menschen greifen irgendwann zum Messer und attackieren unschuldige Menschen, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren.

Jeder Mensch erlebt in seinem Leben Kränkungen. Manchmal sind sie gross, manchmal sind sie kleiner. Aber, wir alle erleben oder erleiden sie und müssen irgendwie mit ihnen klarkommen.

Als Christ und Theologe bin ich froh, dass ich von einem «gekränkten» Gott sprechen kann. Gott wurde in Jesus Christus Mensch. Er wurde von den Seinen nicht aufgenommen. Er wurde verhöhnt, verlacht, bespuckt, geschlagen und gefoltert – und am Schluss am Kreuz hingerichtet.

Gibt es einen stärker gekränkten Menschen als Jesus? Einen, der unschuldig so viel Leid tragen musste wie er?

In der Bibel steht unter Jesaja 53, 4 geschrieben:

Fürwahr, unsere Krankheit trug er und lud auf sich unsere Schmerzen.

Als ein schuldiger Mensch mit meinen kleinen und grossen Kränkungen, die mir das Leben eingetragen hat, fühle ich mich bei Jesus ganz gut aufgehoben. Er hilft mir, mit meinen Kränkungen zu leben. Und so müssen meine Mitmenschen hoffentlich nicht darunter leiden!

Das Gegenmittel zu einer Kränkung ist die Wertschätzung. Und von ihr können wir 
ja bekanntlich nie genug be­kommen.

Und wenn wir sie bekommen, dann sollen wir sie auch gerne weitergeben!