Letzte Woche fand der «Begegnungsort Trauer» im Alterszentrum Widnau statt. Auf dem Weg begegnete ich Bruno Pfister (Name geändert). Er wartete im Rollstuhl vor den Aufzügen. Ich grüsste ihn freundlich und war in meiner Eile auch schon wieder weg. Doch, als ich ihn ansah, fühlte ich, dass etwas nicht stimmte. Ich ging jedoch nicht weiter auf ihn ein.
Später begegnete ich Bruno Pfister erneut im Erdgeschoss. Ich sah die Bewohnenden aus den Aufzügen kommen und in den Speisesaal zum Nachtessen gehen. Pfister fuhr jedoch mit dem Rollstuhl in die entgegengesetzte Richtung. Ich fragte ihn: «Suchen sie etwas?» Er antwortete:
Ja, ich glaube, ich muss zum Abendessen gehen, doch ich weiss nicht, wo das ist.
Ich entgegnete: «Gell, hier in diesem grossen Haus kann man sich gut verlaufen?» Er meinte: « Ja, hier kann ein Mann «vertöögga»! Ich musste lachen, da ich dieses Rheintaler Dialektwort lange nicht gehört hatte. Es bedeutet: verirren, sich ungewollt vom richtigen Weg entfernen und sich nicht mehr auskennen.
Ich kannte Bruno Pfister von Gesprächen im Alterszentrum. Diese Begegnung liess mich wieder einmal mehr erfahren, wie schnell es gehen kann, dass sich ein Mensch verirrt, seine Sinne entschwinden und er sich nicht mehr in der einst gewohnten Umgebung zurechtfindet.
Ich begleitete Pfister an seinen Platz. Er war mit seinem Namen angeschrieben. Sein Gesicht wandelte sich. Es drückte Freude und Erleichterung aus.
Was hilft, auf Menschen einzugehen
Was hat diese Begegnung mit dieser Rubrik zu tun? Ich habe mir Gedanken gemacht, wer oder was mir in einer solchen oder ähnlichen Situation dabei hilft, auf die Menschen einzugehen. Wer oder was hilft den Bewohnenden, in solchen oder ähnlichen Situationen zurechtzukommen?
Gott benutzt mehrere Mittel, um uns auf seinem Weg zu führen: die Leitung durch den Heiligen Geist, die Wegweisung durch die Bibel und den Rat des Herrn in seiner Gemeinschaft (Röm 8,14; Ps 32,8).
Nehmen wir das Mittel des Heiligen Geistes. In der christlichen Trinitätslehre (Dreifaltigkeit) bleibt er oft kaum greifbar. Er verbindet Gott Vater mit dem Sohn und ist das Weibliche in Gott. Er erscheint als Taube, Wolke oder Feuerzunge – nie als martialische Figur, sondern als zarte, durchdringende Präsenz.
In einer Zeit, die nach mehr weiblichen Stimmen in der Kirche ruft, lohnt es sich, auf das zu hören, was in ihr schon immer gegenwärtig war. In der Verkündigungsbulle für das Heilige Jahr 2025 von Papst Franziskus, genannt «spes non confundit» oder
Die Hoffnung
enttäuscht nicht.
Darin habe ich eine Antwort gefunden. Sinngemäss besagt der Text, dass Hoffnung den Kranken sowohl zu Hause als auch im Spital durch die Nähe von Besuchenden und liebevolle Zuwendung gegeben werden sollte. Werke der Barmherzigkeit fördern Dankbarkeit und sollen auch den Mitarbeitenden im Gesundheitswesen zugutekommen, die oft unter harten Bedingungen arbeiten.
Besonders wichtig ist die umfassende Aufmerksamkeit für Menschen, die unter Krankheit oder Behinderung leiden. Ihre Fürsorge stärkt die Menschenwürde und das Zusammenwirken der Gesellschaft.
Der Heilige Geist trägt einen weiblichen Anteil in sich