01.03.2019

Der Schwiegermuttertraum

Das Oberrieter Hobel Team ist nicht nur auf der Strasse cool. Es weiss: Je grösser die eigene Leistung, desto höher der Anspruch des Publikums. Dominik Geisser sagt: «Wir nehmen die Herausforderung gerne an.»

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererDer Altstätter kümmert sich um das Administrative, holt die nötigen Bewilligungen ein, übernimmt für Anlässe die Koordination. Wäre die Clique nicht eine lockere Fasnachtsgemeinschaft ohne feste Strukturen, Geisser wäre wohl der Präsident.Die 16 Kollegen im Hobel Team bilden zwei Gruppen – eine jüngere und eine ältere, die vor zwei Jahren zusammenfanden. Der Altersunterschied beträgt gerade mal zwei Jahre, und so überrascht es nicht, dass keine Mauer die Gruppen trennt, sondern selbst die ältesten und jüngsten Mitglieder die Clique als ein «zusammengeschweisstes Team» erleben.Wieder mit einer holden SchönheitDas Hobel Team steckt erst in seinem zweiten Fasnachtsjahr, hat sich aber bereits ins Gedächtnis der Zuschauer getanzt. Die letzte Fasnacht zeigte sie als «Jäger, immer auf der Jagd». Drei Mitglieder waren als Hirsche verkleidet, die anderen schossen mit Pfeil und Bogen auf sie, und siehe da – inmitten dieser vergnüglichen Jagd entstieg dem grossen Fasnachtswagen eine holde Schönheit. Ihr Name ist Dominik Ammann, und der ist in diesem Jahr erneut die Grazie. Er schickt sich wieder anmutsvoll in die vorübergehend feminine Existenz. Die Kameraden sagen: «Super, wie er’s macht», er sei genau der Richtige für diesen Job, er spiele gern und animiere mustergültig.Die Clique, der die Kobelwieser Holzbaufirma Kobler Räume und Maschinen gratis überlässt, benötigte ein halbes Jahr für ihre Vorbereitung. Das Team, dessen Mitglieder aus der Region von Rüthi bis Altstätten stammen, hat einen Wagen aufwendig gebaut, hat Fotoshootings über sich ergehen lassen, die Innenwände des Wagens bartauglich gemacht und die Theke fachmännisch geplättelt, es sind viele nicht zu unterschätzende Details sehr liebevoll gestaltet worden, und die Clique tanzte, tanzte, tanzte. Sicher tanzen alle noch im Traum.Das Publikum am Fasnachtsumzug, ob in Rebstein oder Die- poldsau, war aus dem Häuschen. Als das Oberrieter Hobel Team spitzbübisch und in aller Regel schön im Takt vorbeizog, wurde vor Begeisterung geklatscht und laut geschwärmt. Die Hobler sind so etwas wie der neue Schwiegermuttertraum.Ja, ja, es sei schon so, alle Rückmeldungen seien vorzüglich, wann immer man tanze, sei die Stimmung top – und nach dem vielen Lob «bleibt dem Hobel Team gar nichts anderes übrig, als weiterhin durch die Fasnacht zu tanzen, auch in Zukunft», sagt Dominik Geisser mit ebenso trockenem Humor wie unterschwelliger Begeisterung.Auf Vordermann hat, wie bereits im letzten Jahr, Sina Stieger die Clique gebracht. Das Tanzen ist ihr Hobby, sie gehört der Rüthner Dance-Mix-Gruppe an und hat dem Hobel Team die Choreografie entwickelt und die jungen Männer in den Groove geführt. Es soll den einen oder anderen Bewegungslegastheniker gegeben haben, das behauptet allerdings nicht Sina Stieger, sondern einer aus der Clique, aber David Gsell, der in Altstätten lebt, fügt hinzu: «Wenn einer aus dem Takt gerät, ist das nicht schlimm, das Publikum fand’s immer lustig.»Ramon Meier, der in Freienbach zu Hause ist, meint, mit dem Tanzen klappe es viel besser als erwartet, was gewiss am intensiven Training liegt. Der kurze Auftritt wurde richtig eingetrichtert, zehnmal probte man die Tanzerei, jedes Mal eineinhalb Stunden.Nicht nur auf dem Wagen hockenBei der Frage nach dem Cliquennamen bricht Gelächter aus – auf eine Weise, die sogleich erahnen lässt, dass etwas Schlüpfriges dahintersteckt, zumindest Doppeldeutigkeit. Zuerst, ist zu erfahren, habe man sich Hüttli Team genannt, denn einige benützten eine Hütte, um gelegentlich zu festen, doch die Hütte sei dann irgendwie mutiert zum Hobel, schliesslich hoble man für jeden Auftritt tüchtig, und was Hobeln sonst noch alles heissen könne, überlasse man der Fantasie des Publikums, das Team verkneift sich jede Deutlichkeit, es will ja niemanden brüskieren.Anders als die Rebschter Ferien gmbha, die stets nur am Umzug in Rebstein mitmarschiert, absolviert das Hobel Team ein üppiges Programm. An vier Wochenenden nimmt es an acht Umzügen teil, dieses Wochenende am Samstag in Oberriet und tags darauf in Kriessern und Altstätten, nachher ist die Rosenbar geöffnet, der Wagen der Clique, die auf Instagram fast tausend Follower hat.Bevor das Hobel Team sich in der Bar versammelt, gilt ein Grundsatz, den das Team für unumstösslich hält: «Bloss auf dem Wagen rumzuhocken und zu saufen», komme nicht in Frage. Und erneut sagt jemand einen Satz, der jeder Schwiegermutter imponierten dürfte: «Unser Team will etwas tun fürs Publikum.»