Nach einer durchaus guten, aber torlosen ersten Hälfte wird das Spiel in der zweiten Halbzeit lebhaft. Der Führungstreffer für die Gäste drei Minuten nach der Pause spornt die Platzherren an. Nach dem glücklichen Ausgleich nur zehn Minuten später durch ein Eigentor kommt Montlingen so richtig in Fahrt und sichert sich mit zwei weiteren Toren den verdienten Erfolg.
So richtig in Fahrt kommt auch Montlingens rechter Flügel Luca Schmenger erst in der zweiten Halbzeit. In der ersten deutet er seine Fähigkeiten an. Der Linksfuss ist mit dem Ball vertraut, nimmt ihn sauber an, führt ihn eng und setzt sich mit schnellem Antritt immer wieder durch. Aber das Zuspiel misslingt mehr als einmal. Endstation.
Auf der rechten Seite bereit
Das ändert sich in der zweiten Halbzeit deutlich. Zwar braucht Luca immer noch viel Geduld, weil das Spiel oft auf der Gegenseite läuft, wo die Torschützen vom Dienst Volkan Akyildiz (zehn Saisontore) und Nurkan Ibrahimi (dreizehn) ihre Routine ausspielen. Aber Luca bleibt, oft allein auf weiter Flur, auf der rechten Seite, schimpft nicht, ruft nicht, ist einfach bereit, wartet auf «seine» Zeit. Und die kommt.
In der 70. Minute setzt er mit einem Steilpass Akyildiz ein, der zur 2:1-Führung trifft, und zehn Minuten später startet er zu einem Sololauf, mit dem er zwei Gegner stehen lässt und vom dritten gefoult wird. Den Elfmeter verwertet Ibrahimi, der neunte Sieg in dieser Saison ist Tatsache. In der Statistik der Torschützen findet er als Vorbereiter keine Aufnahme, aber Kollegen und Trainer wissen, dass er den Weg zum Sieg vorbereitet hat.
Werte fürs Leben
Luca Schmenger wächst in Montlingen auf und spielt darum beim FCM. Bald aber führt sein Weg ins Team Rheintal/Bodensee, wo die talentierten Spieler eine gute Ausbildung erhalten. «Der Aufwand ist gross, wenn man diesen Weg geht», sagt er, «und Freizeit hat man etwas weniger als die Kollegen. Aber es lohnt sich.» Er erinnert sich sehr gern an diese Zeit, wohl auch, weil dort neben dem Fussballerischen auch wichtige Werte gepflegt werden, die er schon im Elternhaus erfahren hatte. «Wir hatten ausgezeichnete Trainings, wurden gezielt gefördert. Stützpunktleiter Daniel Eugster legte auch grossen Wert auf gegenseitigen Respekt. Er verlangte Selbständigkeit. Er hat mich so auf meinem Weg zur Persönlichkeit begleitet. Dafür bin ich dankbar.»
«Der Trainer versteht uns»
Nun ist Luca, 17-jährig, bereits Stammspieler in der ersten Mannschaft des FC Montlingen. Und er hat das Glück, wieder unter einem Trainer zu spielen, der auch menschliche Werte hochhält. «Adi Brunner versteht uns. Er hat das Gspür für uns Junge. Ich spüre Vertrauen, dafür bin ich dankbar. Er gibt in jedem Training Vollgas, verlangt während zwei Stunden Konzentration – und bietet Qualität.»
Als Trainer Adi Brunner seinen Spieler Luca Schmenger charakterisiert, schmunzelt er, denkt nach. «Er ist ein stiller Spitzbub.» Dieser Begriff braucht Erklärungen. Es folgen Worte wie mutig, anständig frech, positiv. «Luca ist offen, willig, hat gern Aufgaben. Er muss hinter allem einen Sinn sehen.» Präsident Dominik Sieber ergänzt: «Luca ist gut integriert und hat viel Selbstvertrauen.»
Am Bankschalter
Nach der Primarschule in Montlingen besucht er die Sportklasse in Heerbrugg. Nun ist er im dritten Lehrjahr bei der Raiffeisenbank Oberes Rheintal in Altstätten und arbeitet im Moment am Schalter. Sein oberster Chef ist Norbert Lüchinger, Vorsitzender der Bankleitung, den er bestens kennt. Er ist Sportchef beim FC Montlingen. Die Arbeit auf der Bank gefällt Luca, und er will die Lehre erfolgreich abschliessen.
Auch der Vater
Fussball ist in der Familie Schmenger immer ein Thema. Vater Paul war bei Montlingen Juniorentrainer und hat nach einer Trainerentlassung sogar einmal kurz die erste Mannschaft trainiert. Er arbeitet schon seit 20 Jahren bei Creativ Software in Widnau als Leiter Project Services, Mutter Nadine ist natürlich an Lucas Spielen interessiert und darum auch auf dem Fussballplatz, Jamie, der ältere Bruder, ist bereits ausgezogen, Sam lebt daheim und spielt in Montlingen bei den C-Junioren.
Real Madrid ist Lucas Verein des Herzens. Mit den Eltern war er schon ein paar Mal in Madrid im Bernabéu. Aber sein Platz ist der Kolbenstein. Am Samstag vor dem Eins-Match spielt er noch eine Halbzeit mit den B-Junioren. Das sind seine guten Kollegen.
Der Vorbereiter braucht Geduld – dann aber kommt seine Zeit