Die Schülerin aus Montlingen trägt bereits ein Nationaltrikot – und das mit 14 Jahren. Yaël Kobler steht nicht nur für die U18-Mannschaft des FC St. Gallen auf dem Platz, sondern trainiert mittlerweile auch mit der U16-Nationalmannschaft der Schweiz. Während sie über ihre rasante Entwicklung im Fussball spricht, wirkt sie ruhig, fast schon gelassen. «Ja, ich bin eher ruhig. Auf dem Platz wie auch sonst», sagt sie. «Aber ich glaube, das hilft auch dem Team. Ich bleibe meistens konzentriert», beschreibt sie sich selbst.
Aufgebot kam plötzlich an einem Freitagnachmittag
Angefangen hat für Yaël alles beim FC Montlingen. Auch wenn sie zuerst gar keine Lust auf Fussball hatte, schickten ihre Eltern sie ins Probetraining. Mit sieben Jahren begann sie bei den G-Junioren – damals als einziges Mädchen unter Buben. In einer Zeit, in der es im Verein noch keine reine Mädchenmannschaft gab, musste sie sich nicht nur technisch, sondern auch mental durchsetzen. Bis zu den E-Junioren spielte sie Seite an Seite mit den Jungs und gewann dort früh das Vertrauen der Trainer. Schnell fiel auf, dass sie nicht nur mithalten konnte, sondern mit Übersicht, Ruhe am Ball und Spielverständnis hervorstach.
Durch Probetrainings für die Auswahlmannschaft Rheintal/Bodensee und schliesslich für den FC St. Gallen ging es für Yaël schnell von einer Station zur nächsten. «Beim FC St. Gallen gefällt es mir wirklich sehr gut», sagt Yaël, die auf der Position Innenverteidigung spielt. Beim FCSG stimmt ein ganzer Betreuerstab das Training auf und neben dem Platz für den Nachwuchs ab.
Schliesslich kam der Moment, der Yaël in ihrem bisherigen Fussballwerdegang besonders in Erinnerung bleibt: das erste Aufgebot der Schweizer Nationalmannschaft. «Ich war zuerst nur als Ersatz nominiert. Und dann kam an einem Freitagnachmittag plötzlich der Anruf des Nationaltrainers. Ich war mega überrascht. Am folgenden Montag war ich dann schon in Zuchwil in einem Trainingscamp der Nati und spielte ein Testspiel.» Statt im Schulzimmer zu sitzen, zog sie das Nationaltrikot an und war auf dem Rasen im Einsatz. Im September stand sie dann in ihrem ersten Länderspiel im Einsatz, in Kopenhagen kam Yaël für 15 Minuten aufs Feld. Beim zweiten durfte sie bereits von Beginn an spielen.
Im Zug wird für Prüfungen gelernt
Viermal pro Woche Training, dazu Matches am Wochenende, Krafttraining und natürlich auch noch Schule. Wie schafft man das alles mit 14 Jahren? «Manchmal ist es schon streng. Ich lerne oft im Zug auf dem Weg zum Training und danach nochmals zu Hause», sagt Yaël. Und trotz der doppelten Belastung bleibe sie eine gute Schülerin, erzählt ihr Vater Peter Kobler nicht ohne Stolz.
Die Familie ist ein wichtiger Rückhalt für die junge Sportlerin. Peter Kobler sagt: «Wir sind zwar keine Fussballer, wir können ihre Leistung sportlich gar nicht beurteilen. Aber wir unterstützen sie so gut wie wir können, solange es für sie stimmt. Und wenn es für sie mal zu viel werden sollte, dann darf auch Schluss sein, das weiss sie.»
Die Kombination von Schule und Training funktioniert auch dank der guten Unterstützung der Montlinger Schule, betont Peter Kobler: «Ihre Klassenlehrerin ist sehr flexibel, vor allem wenn kurzfristig ein Aufgebot kommt. Das war bisher sehr viel wert.» Oder auch wie im November, wenn Yaël während der Schulzeit fürs Trainingslager und Länderspiel der Nationalmannschaft nach Portugal reist.
Match-Vorbereitung mit Nudeln und Musik
Trotz aller Ruhe, die Yaël ausstrahlt: Vor grossen Spielen ist sie ordentlich nervös. Aber sie hat gelernt, damit umzugehen. Oft greift sie zu den Kopfhörern vor einem Match und hört Musik. Keine speziellen Songs, nur etwas, um den Kopf freizubekommen. «Und am Abend vor den Matches probiere ich Nudeln zu essen», sagt sie.
Zwischen Autogrammen und Cordial-Cup
Nicht nur die Länderspiele für die Nationalmannschaft im Schweizer Dress waren bisher Highlights. Auch beim internationalen Cordial-Cup, einem der grössten Jugendturniere Europas, gelang Yaël und ihrem Team Aussergewöhnliches. Sie kamen bis ins Finale. Keine St. Galler Mannschaft war vor ihnen je so weit gekommen.Auch nach dem Schlusspfiff und neben dem Spielfeld gibt es schöne Momente. In Kopenhagen warteten etwa nach dem Spiel unzählige Kinder, die Autogramme wollten. «Das war ein tolles Gefühl», erzählt Yaël.
Profikarriere im Ausland als grosses Ziel
Yaël hat klare Vorstellungen davon, wohin ihre Reise im Fussball führen soll. Der nächste grosse Schritt ist der Aufstieg in die U20-Auswahl des FC St. Gallen. Mittelfristig möchte sie sich einen festen Platz in der ersten Mannschaft sichern. Langfristig träumt die 14-Jährige von einer Profikarriere im Ausland, in einer Liga, wo sie sich mit den besten Spielerinnen der Welt messen kann: «Das wäre schon sehr cool», sagt Yaël.
Yaël postet aus ihrem Alltag Bilder. Hier kann man ihrer Reise folgen.
Die 14-jährige Yaël Kobler: Vom FC Montlingen in die Nati