Als die Politische Gemeinde Au im Februar an der Urne einen Mindestabstand von 500 Metern zwischen Windrädern und Wohnhäusern festlegte, verfolgte Rüthis Bevölkerung den Prozess ganz genau. Der Wert scheint nämlich im Oberrheintal als Massstab zu gelten. Er sieht 200 Meter mehr vor, als es die gesetzlichen Lärmgrenzwerte fordern.
Das war ein Fazit der Infoveranstaltung, zu der die Axpo, die Politische Gemeinde Rüthi sowie die Ortsgemeinden Rüthi und Sennwald eingeladen hatten. Sie prüfen – aktuell noch im Vorprojekt –, wie gross das Potenzial ist, um Windkraft in die Sicherstellung der Energieversorgung der Region einzubeziehen.

Die Anlässe am Montag in Rüthi und am Dienstag in Salez zeigten auf, welche Ideen auf der einen Seite (Initianten) und Fragen auf der anderen Seite (Bevölkerung) bestehen.
Hochspannungsleitungen der Axpo stören
Gemeindepräsidentin Irene Schocher sagte, dass es ihr wichtig sei, zu begutachten, ob die Stromversorgung mit einem Anteil Windenergie gewährleistet werden kann: «Wir prüfen nur, wir stimmen heute nicht ab.»
Für eine vertiefte Abklärung trat auch Bernhard Schneider ein. Er ist Präsident der Ortsgemeinde Rüthi, die Boden zur Verfügung stellt und beabsichtigt, Teil der lokalen Betreiberin, der Windpark Rüthi / Sennwald AG, zu werden. Sie ermöglicht eine Beteiligung von Korporationen und Privatpersonen.
Bernhard Schneider möchte zu einer Lösung beitragen und sagte:
Ich bin dafür, das
Projekt voranzutreiben.
Je lokaler der Strom produziert werde, desto kürzer der Transportweg. Damit ging er auf ein Votum aus der Bevölkerung ein. Darin wird beklagt, dass Rüthi mit dem Umspannwerk und Hochspannungsleitungen von der Axpo «drangsaliert» werde. Sollte ein Windpark entstehen, behält sich die Axpo vor, als Ausgleichsmassnahme bestehende Leitungen in den Boden zu verlegen.
Kanton setzt die Rahmenbedingungen
Um zu veranschaulichen, dass das Windkraftprojekt nicht rein kommerziell zu bewerten ist, sondern dem politischen Willen der Schweiz und des Kantons St. Gallen entspricht, stellte Marcel Knöri, Stellvertretender Leiter Energie, die kantonalen Rahmenbedingungen vor. Er sagte:
Um fossile Energieträger zu ersetzen, setzen wir auf Strom. Werden inländische Mittel zu dessen Produktion genutzt, kann der Geldabfluss ins Ausland verringert werden.
Der betrage jährlich 14,5 Milliarden Franken, sagte Knöri. Weiter erklärte er, dass Windenergie die winterlichen Tiefen von Solar- und Wasserenergie gut ergänzen kann. «Mit Windenergie kann die Stromproduktion im Kanton St. Gallen auf knapp 40 Prozent des Strombedarfs erhöht werden.»
Zwei Eignungsgebiete vereinen
Der Kanton hat 15 Windeignungsgebiete in den Richtplan aufgenommen. Sie bergen ein Potenzial von 300 GWh Strom pro Jahr. Das wäre genug für 60’000 Haushalte.
Weniger politisch, sondern konkret waren Antonia Grafs Ausführungen. Die Leiterin Projektentwicklung Wind bei Axpo erläuterte, wie es zum Projekt kam, das zurzeit in der Phase der Vorprojektierung steht.
Zu den 15 kantonalen Eignungsgebieten gehören Nummer 6 «Sand / Loseren» und Nummer 7 «Sennwalder Au / Büchel». Die Axpo will beide zusammenhängenden Gebiete vereinen und einen Windpark gestalten, der technisch und im Erscheinungsbild eine Einheit bildet.



Im nächsten Schritt wird voraussichtlich im Oktober ein 125 Meter hoher Messmast errichtet. Er wird auf einem Grundstück der Ortsgemeinde Rüthi zwischen beiden Gebieten stehen. In etwa auf Höhe Moorhof zwischen der Staatsstrasse und dem Rheintaler Binnenkanal. Bis zu 18 Monate lang werden Windstärke, Temperatur, Fledermausaktivitäten und Luftdruck erhoben. Weiter trifft man Abklärungen bezüglich Transport und Netzanschluss. In der darauf folgenden Projektphase folgt eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Die Axpo wird auf eigene Kosten extern erheben lassen, ob gesetzliche Grenzwerte wie Schall, Lärm oder Schattenwurf eingehalten werden können. Die Prüfung muss allen Kriterien standhalten.Im Mai wurde bereits ein Plangesuch beim Kanton eingereicht. Dieser erstellt alsdann einen Sondernutzungsplan.
Sind diesbezüglich alle Hürden genommen, könnte im Jahr 2029 mit dem Bau begonnen und die Anlage 2031 in Betrieb genommen werden.
Cédric Aubert, Leiter Axpo Wind Schweiz, wollte erreichen, die Teilnehmenden für die Windkraft zu gewinnen. Er forderte sie auf, sich eine Meinung zu bilden, kritische Fragen zu stellen und sagte:
Die Axpo möchte ein Partner der Region sein, mit dem Ziel, die Energiewende voranzutreiben und zur Versorgungssicherheit beizutragen.
Er räumte ein, dass der Betrieb einer Windturbine nicht rentabel sei.
In der Fragerunde bewegte am meisten die Frage nach den möglichen Standorten. Die Axpo hatte vor der Mehrzweckhalle ein Windmobil aufgestellt. Dort konnte man sich Visualisierungen anschauen und erklären lassen. Weiter trieben Fragen nach Kunststoffabrieb, Landschaftsbild und Umweltschutz um.
Auch die Auswahl der Eignungsgebiete gab zu reden. Ein kritischer Bürger mutmasste, dass man kleine Gemeinden gewählt habe, da dort wenig Einsprachen erwartet würden. Marcel Knöri versicherte, dass die Gebiete gemäss Bundesvorgaben beurteilt worden seien.Cédric Aubert sagte:
Sie sollten einen Weg finden, stolz auf Windturbinen zu werden.»
Wer nichts mache, trage auch eine Verantwortung.
Die Standortfrage steht im Fokus: Wo sollen die sieben Turbinen des Windparks errichtet werden?