Zwei Stunden, zwölf Minuten und dreissig Sekunden: So viel (oder so wenig) brauchte der Kenianer Hosea Tuwei für den Sieg am Drei-Länder-Marathon, der am Sonntagmittag auch wieder für einen kurzen Streckenabschnitt durch die Schweiz führte. Tuwei gehörte zusammen mit seinem Landsmann Elvis Chebor Tabarach zum Spitzenduo, das sich bereits einen grossen Vorsprung herausgelaufen hatte, als es kurz nach elf Uhr in die Parkstrasse einbog.
Mit einigem Abstand folgte der Italiener Freedom Amaniel, der am Schluss aber noch vor Tabarach Zweiter wurde. Bei den Frauen ging der Sieg ebenfalls nach Kenia: Rholex Jelimo gewann mit einer Zeit von 2:34:28 gut zwei Minuten vor Rabea Schöneborn aus Deutschland.
Drei-Brüder-Marathon am Drei-Länder-Marathon
Der Drei-Länder-Marathon, der seit 2001 ausgetragen wird, gilt als einer der schönsten Städte-Marathons und stand unter dem Motto «Grenzen gibt es nur in deinem Kopf.» Athletinnen und Athleten aus über 50 Ländern, darunter aus den Malediven, der Mongolei und Aserbaidschan, nahmen die Distanz unter die Laufschuhe. Oder wie der Mexikaner Carlos Gomez unter die Sandalen.
Unter den Teilnehmern waren auch die in Berneck aufgewachsenen Brüder Sören, Torsten und Lukas Keller. «Wir haben extra Drei-Brüder-Marathon-Shirts mit lustigen Sprüchen drucken lassen», sagte Sören Keller, den man im Rheintal in Fussballerkreisen bestens kennt. Der 33-jährige war Torhüter bei Rüthi, Widnau, Au-Berneck und St.Margrethen. Mittlerweile hat er seinen Lebensmittelpunkt in Augsburg, kommt aber immer wieder gern zurück ins Rheintal.
«Durch St.Margrethen zu laufen, war ein Highlight, das mich extrem motiviert hat. Ich sah bekannte Gesichter und die Stimmung war super. Zudem sind unsere Eltern und unser Opa mit seiner Partnerin am Dorfende gestanden», sagte Keller. Dies habe nochmals Energie für die restlichen, herausfordernden Kilometer gegeben. Die drei Brüder waren glücklich, als sie im Ziel in Lindau ankamen: «Wir haben alle unser Ziel, unter vier Stunden zu laufen, erreicht», sagte Keller und fügte lachend an: «Das ist vor allem für mich als ehemaliger Goalie nicht schlecht».
Cheerleader-Tänze und wolfsheulende Guggenklänge
«It’s really great», sagte ein Marathon-Teilnehmer aus Neuseeland, als er trotz der Strapazen mit einem Lachen an der Guggenmusik Wolfshüüler vorbeilief und für einen Moment sein Tempo verringerte, um den schaurig-schön-schrägen Tönen der Wolfhäldler begeistert zuzuhören. «In St.Margrethen haben wir jeweils unseren ersten offiziellen Saison-Auftritt», sagte Obergugger Reto Streuli.
Grossartige Stimmung brachten auch die Cheerleader des FC St.Gallen, die beim Abzweiger in die Parkstrasse zu bekannten Hits, die DJ Dani und DJ Simon auflegten, ihre tänzerischen Kunststücke zeigten. Einige der brasilianischen Startenden, die mit ihren blau-gelben Shirts auffielen und südamerikanische Lebensfreude verbreiteten, liessen sich während des Rennens sogar zu einer Tanzeinlage verleiten.
Auch eine 75-jährige Algerierin war dabei
«Respekt für alle, die jetzt noch kommen», sagte ein Zuschauer, als die letzten Läuferinnen und Läufer durch das Dorf rannten. Eine Teilnehmerin aus den USA, die sich beim Verpflegungsposten im Park ein Stück Banane und einen Becher Wasser abholte und einen Moment lang Pause machte, sagte: «Ich kenne viele Marathonstrecken, aber diese ist einer der schönsten.»
Die Leistung jeder Teilnehmerin und jedes Teilnehmers verdient Hochachtung. Dazu zählt auch die Leistung der ältesten Läuferin, der Algerierin Zohra Merabet, die als 75-Jährige die Strecke in knapp fünfeinhalb Stunden bewältigte. Oder die um ein Jahr jüngere Doris Fricker, die sogar nur viereinhalb Stunden brauchte. Der älteste Mann im Marathon, Heinz Michels aus Deutschland (Jahrgang 1948), blieb unter vier Stunden.
Es war offensichtlich: Für St.Margrethen ist der Marathon eine Bereicherung. Umgekehrt ist St.Margrethen für den Marathon eine Bereicherung. Nicht wenige Startende werden zu Hause vom Drei-Länder-Marathon und dem kurzen, aber feinen Abstecher in die Schweiz berichten und den Namen St.Margrethen in die Welt hinaustragen.
Drei-Länder-Marathon, Spitze
Marathon Männer: 1. Hosea Tuwei (Kenia) 2:12:30h. 2. Freedom Amaniel (Italien) 2:17:45. 3. Elvis Chebor Tabarach (Kenia) 2:18:05.
Marathon Frauen: 1. Rholex Jelimo (Kenia) 2:34:28. 2. Rabea Schöneborn (Deutschland) 2:36:39. 3. Marlene Windisch (Deutschland) 2:52:54.
Halbmarathon Männer: 1. Brian Kipchumba (Kenia) 1:04:28. 2. Dominik Hirczy (Österreich) 1:04:30. 3. Jack Wood (Grossbritannien) 1:09:54. – 6. Mathias Nüesch (Schweiz) 1:10:58.
Halbmarathon Frauen: 1. Tereza Novotná (Tschechien) 1:17:34. 2. Mercyline Cherono (Kenia) 1:19:32. 3. Julia Sydow (Deutschland) 1:20:44.
22. Schülerlauf, Spitze
Dolphi Mädchen: 1. Amelia Badalli, 2. Asja Badalli, 3. Giulia Raymann.
Dolphi Knaben: 1. Anuar Badalli, 2. Moreno Malyano, 3. Dian Pozzan.
Kids 1 Mädchen: 1. Erina Hani, 2. Mala Brassel, 3. Angelie Lüchinger.
Kids 1 Knaben: 1. Leandro Sonderegger, 2. Arion Jusufi, 3. Jano Schragl.
Kids 2 Mädchen: 1. Florence Lüchinger, 2. Sophia Malyano, 3. Ajla Badalli.
Kids 2 Knaben: 1. Leard Hoxhaj, 2. Semin Mujanovic, 3. Dion Jusufi.
Junioren: 1. Janoah Baumgartner, 2. Asaja Baumgartner.
Die Welt war am Drei-Länder-Marathon in St.Margrethen zu Gast