22.08.2019

Dieser Hanf berauscht nicht

Auf dem Fahrmaadhof in Diepoldsau wird Hanf für medizinische Zwecke angebaut. Kameras überwachen das Feld.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelBevor er zu sehen ist, riecht man ihn. Der Hanf auf dem Feld verströmt seinen markanten, würzigen Geruch. Wer im Alten Rhein baden geht oder am südlichen Ende der Rheininsel einen Spaziergang macht, kommt an den grossen, buschigen Stauden des Betriebes der Familie Britschgi vorbei. Manche Passanten bleiben stehen und machen ein Foto. «Das Feld weckt Interesse», ist sich Simon Lässer bewusst, der zuständig ist für die Anbauplanung.Um Diebstählen vorzubeugen, sind Überwachungskameras auf dem Feld installiert und eine Informationstafel weist auf den Hintergrund des Hanfanbaus hin. Denn Medizinalhanf löst keinen Rausch aus, wie ihn Kiffer erwarten. Der THC-Gehalt, der eine berauschende Wirkung entfaltet, ist nur in kleinsten Mengen enthalten, was einen legalen Anbau als Nutzpflanze erlaubt.Versuch gewagt mit einem NischenproduktDer Hanf zeichnet sich durch einen hohen CBD-Gehalt aus, der nicht berauschend, dafür beruhigend und krampflösend wirkt. «Es ist ein Nischenprodukt, doch die Nachfrage besteht», sagt Simon Lässer. Der Anbau im Freiland gelingt erstaunlich gut. «Letztes Jahr wagten wir einen Versuch», sagt Simon Lässer. «Sonst wächst Hanf meist in Treibhäusern.» Das Wachstum entwickelte sich wie gewünscht, was dazu führte, dieses Jahr eine Hektare mit Hanf für eine medizinische Nutzung zu bepflanzen. Das Feld des Betriebes von Stefan Britschgi zeigt sich in einem guten Zustand und dürfte voraussichtlich Anfang Oktober reif für die Ernte sein. Der Fahrmaadhof liefert den Hanf an die Firma The Botanicals in Schönenberg an der Thur, wo er beispielsweise zu Tinkturen weiterverarbeitet wird. Die Wirkung von Cannabis und Cannabinoiden ist wissenschaftlich noch ungenügend belegt.Die Forschung beschäftigt sich intensiv mit den Anwendungsmöglichkeiten.Zweittext Hanf zählt zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Welt. Innerhalb eines Jahres wächst er vom Sprössling zur blühenden Pflanze. Auffallendstes Merkmal sind die fingerförmig gegliederten Blätter. Cannabisarzneimittel finden in der medizinischen Praxis Verwendung bei chronischen Schmerzen durch Krebs oder bei Krämpfen, die durch Multiple Sklerose ausgelöst werden. (pd)