03.10.2018

Ein Auge auf den Wald haben

Die meisten Kantone der Deutschschweiz lassen den Wald dauerbeobachten. St. Gallen nicht. Kantonsrat Meinrad Gschwend von der Grünen Partei möchte, dass sich der Kanton dem Programm anschliesst.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerIst man krank, kann man nicht oder nur noch reduziert arbeiten. Ist der Wald krank, kann er seine vielfältigen Funktionen ebenso nicht mehr oder nur noch eingeschränkt erfüllen: die Schutzwirkung vor Steinschlag und Lawinen nimmt ab, die Wasserrückhaltekapazität lässt nach, Boden wird vermehrt ausgeschwemmt und so weiter und so fort. «Es ist darum in unser aller Interesse, zu wissen, wie es um den Zustand unserer Waldökosysteme steht», sagt Meinrad Gschwend, Kantonsrat der Grünen aus Altstätten. Denn nur mit diesem Wissen könne man überhaupt erst allenfalls nötige Massnahmen ergreifen.Der Wald braucht einen DoktorFür eine Diagnose braucht es allerdings einen Doktor. Und den gäbe es bereits: Die meisten Kantone der Deutschschweiz lassen den Wald nämlich seit Jahren von Biologen dauerbeobachten, in einem Programm, das nebst von den Kantonen vom Bundesamt für Umwelt mitgetragen wird. Dokumentiert würden unter anderem die Ozonbelastung, der Stickstoffeintrag, die Verbreitung eingeschleppter Pilze und Insekten, der Zustand des Bodens, Kronenverlichtungen, die Waldentwicklung nach Sturmschäden und anderes mehr, zählt Gschwend in einer Interpellation auf, die er der Regierung eingereicht hat.Er bemängelt in seinem Vorstoss, dass sich der Kanton St. Gallen (wie auch die beiden Appenzell) an diesem Programm nicht beteiligt. Langzeitbeobachtungen seien aber unter Umständen nötig, um Veränderungen überhaupt erst wahrzunehmen.Meinrad Gschwend will nun von der Regierung wissen, auf welches Datenmaterial sich der Kanton St. Gallen bei der Beurteilung der Waldökosysteme stützt und ob darin in jüngerer Zeit neu beobachtete Beeinträchtigungen ebenfalls schon berücksichtigt werden. Er denkt dabei beispielsweise an den Trockenstress, wie er gerade diesen Sommer verstärkt auftrat, und an die Auswirkungen der Trockenheit auf verschiedene Baumarten unter Berücksichtigung unterschiedlicher Standortbedingungen. Gschwend erkundigt sich ausserdem nach den grössten Defiziten der St. Galler Waldökosysteme und welche Gegenmassnahmen dagegen ergriffen werden.HinweisDetails zum Thema findet man auf www.waldbeobachtung.ch und www.iap.ch