Fussball vor 1 Stunde

Ein «Eins»-Trainer ist hochzufrieden, der andere so gar nicht

Zwischen dem FC Rebstein und dem FC Diepoldsau-Schmitter klafft in der 3. Liga eine Lücke von zwölf Punkten. Das war so nicht erwartet worden – entsprechend unterschiedlich sieht die Gemütslage der beiden Trainer aus.

Von Remo Zollinger
aktualisiert vor 1 Stunde

«Meine Bilanz fällt ernüchternd aus», sagt FCD-Trainer Patrik Riklin geradeaus. «Wir wussten, dass wir im Sommer Substanz verloren haben. Dank der Zuzüge waren wir aber der Meinung, etwa die gleiche Ausgangslage zu haben wie vor einem Jahr. Das hat sich nicht bewahrheitet.» Die gleiche Ausgangslage, das bedeutet: mit dem FC Rebstein auf Augenhöhe zu sein, so wie man es in der letzten Saison war. Am Ende hatten die Grün-Weissen zwei Punkte mehr als die Rheininsler – und hätten Letztere das zum Saisonende abgebrochene und nullgewertete Spiel in Gams gewonnen, wäre Diepoldsau vor Rebstein gestanden.

Nun liegt der FCR um zwölf Punkte vorne, geht als Wintermeister in die Pause und hat fünf Zähler mehr als der erste Verfolger Brühl II. Rebstein hat in der 3. Liga, Gruppe 2, am meisten Spiele gewonnen, am wenigsten verloren, die meisten Tore geschossen und die wenigsten Gegentore kassiert. FCR-Trainer Ralph Heeb sagt:

Es gab im Sommer einen kleinen Umbruch, als uns drei Leistungsträger verlassen hatten. Dann haben wir sensationell das Pokalturnier gewonnen und den Schwung in die Saison mitgenommen.

Er hebt besonders die Mentalität im Team hervor: «Wir haben nicht in jedem Spiel überzeugt, aber immer den Willen gezeigt, bis zum Schluss zu kämpfen. Auch das bringt Punkte.»

Rebsteins positiver Lauf, Diepoldsaus Auf und Ab

Zum Auftakt gab es für Rebstein sieben Punkte gegen Rheintaler Zweitvertretungen, wobei es vor dem 2:2 gegen Altstätten II ein besonderes Spiel gab: der Auswärtssieg im Cup in Amriswil. Mit 11:10 nach Penaltyschiessen gewann die Heeb-Elf, Amriswil führt die Rangliste der Gruppe 3 mit 30 Punkten aus elf Spielen an. «Das war ein Highlight, von dem wir in den folgenden Spielen profitiert haben», sagt der Trainer. Nur in einem Spiel war der FC Rebstein unterlegen. Mit 0:3 gab es bei Brühl II die einzige Niederlage der Saison. «Der Gegner war einfach überlegen. Ich bin sicher, Brühl II wird bis zum Saisonende ganz vorne mitspielen», sagt Heeb.

Diepoldsau startete mit einem 3:3 gegen Teufen, die Appenzeller glichen in der 94. Minute aus. Patrik Riklin sagt:

Das war ärgerlich und dann verloren wir bei Widnau II. Da zeigte sich schon ein wenig, dass wir nicht gleich gut sind wie in der letzten Saison.

Es folgten drei Siege in Serie und die 0:1-Niederlage in Rebstein. Der Rest der Hinrunde war ein Auf und Ab, abgeschlossen mit einer 0:4-Pleite bei Aufsteiger Rotmonten. «Wir hatten auch Chancen», sagt Riklin, «aber geht Rotmonten in Führung, wird es extrem schwierig.» Es klingt ein wenig wie eine Warnung für Heeb, der mit dem FCR am Freitag (Bericht später auf rheintaler.ch) im Cup bei Rotmonten spielte.

Welchen Unterschied die Führungsspieler machen

Es ist nicht so, dass der FCD keine gute Mannschaft stellt. Fatlum Memisi, Esmir Shajnoski, Noe Rieser, Knipser Bilal Gümüs (zehn Tore) und weitere sind gute Drittliga-Spieler. Aber es fehlt die Führung. «In einer Mannschaft braucht es erfahrene Spieler, die vorangehen und den Jungen Halt geben. Fehlen solche Säulen, wird es schwierig – gerade in Phasen, in denen es nicht rund läuft», sagt Patrik Riklin. Diepoldsau habe viele junge, talentierte Spieler, die alles geben, «doch ohne erfahrene Mitspieler an ihrer Seite müssen sie sehr früh Verantwortung übernehmen. Das ist eine grosse Herausforderung.» Es geht Riklin nicht darum, jemanden zu kritisieren, sondern zu zeigen, dass Erfahrung und Führungsqualität im Team wichtig sind.

Hätte ein Spieler wie Livio Schmid, einer unserer grössten Talente, einen gestandenen Akteur wie Rico Köppel neben sich, könnte er noch befreiter aufspielen und sich optimal entfalten.

Rico Köppel ist bei Rebstein weiter der Dreh- und Angelpunkt; er ist Captain, Leader und mit sechs Toren auch treffsicherster Spieler des Teams. Er ist ein Teil der Achse um Goalie Kevin Fend, Innenverteidiger Sascha Haltiner und Mittelfeldspieler Luka Dursun, die das Gerüst der Mannschaft darstellen. Neben ihnen entwickeln sich auch die Jungen immer besser – Malik Aliev, Erion Aslani und Noah Gottscher etwa sind noch nicht 20-jährig und haben sich schon etabliert, weitere drücken nach. «Sie haben alle eine gute Einstellung und sind hungrig», sagt der Trainer kurz und bündig.

Das Thema Aufstieg und umzudrehende Steine

Rebsteins Hinrundenbilanz ist fast makellos, der Vorsprung auf den Zweiten gross. Es drängt sich die Frage auf, ob 2025/26 der Moment zum Aufstieg in die 2. Liga gekommen ist. «In der Mannschaft und im Verein wird nicht darüber gesprochen», versichert Ralph Heeb. Er sagt aber auch:

Wir sind happy, dort zu stehen, wo wir stehen. Und natürlich will jede Mannschaft immer das Maximum herausholen. Diese Einstellung wird sich in der Rückrunde nicht ändern.

Die Ausgangslage sei sehr komfortabel – es liege aber auch am Verein, die Marschrichtung vorzugeben.

Beim FCD geht es im Frühling um Spiel- und Tabellenkosmetik. «Jetzt gilt nur eines: Wir müssen jeden Stein umdrehen, um wieder auf Kurs zu kommen.» Mit Dursun Karatay hat Patrik Riklin einen neuen Co-Trainer, er folgt auf Jimmy Szin. «Mit ihm kommt neue Energie in die Mannschaft, er ist sehr motiviert und will alle vorwärts bringen», sagt Riklin. Die Frage, ob der 40-jährige frühere Knipser nach langer Verletzung auch als Spieler ein Comeback geben wird, bleibt unbeantwortet. «Ich sage nur so viel: Er war mal Profi», so Riklin. Vor allem aber ist er der Mentalitätsmensch, der dem Team in der Hinrunde so schmerzlich gefehlt hat.

Zwei von drei zweiten Mannschaften sind auf Kurs

Die drei zweiten Mannschaften aus dem Rheintal, die in der 3. Liga spielen, befinden sich in der hinteren Tabellenhälfte. Widnau II hat in der Hinrunde eine ausgeglichene Bilanz erreicht und belegt mit 15 Punkten den sechsten Rang. Natürlich kann das Team weiter auf Punkte bringende Verstärkungen aus der ersten Mannschaft zählen – allerdings wachsen in José Torregrosas «Zwoa» auch Spieler heran, die viel Talent mitbringen. Das war etwa im (0:1 verlorenen) Derby gegen Montlingen II zu sehen, als der FCW spielerisch die feinere Klinge führte.

Gewonnen hat aber Montlingen II, das mit 14 Punkten auch eine zufriedenstellende Ausbeute aufweist. Im Team von Francesco Bologna gab es im Sommer einen grösseren Umbruch, den der Trainer sehr gut moderiert hat. Nach den zu erwartenden Startschwierigkeiten holte die Mannschaft in den letzten vier Spielen sehr beachtliche zehn Punkte. Zum Abschluss gab es ein 1:1 gegen Altstätten II. Die zweite Mannschaft aus dem Städtli hat erst acht Zähler und sechs Rückstand auf den Strich. Das Team von Goran Savanovic deutete sein Talent immer wieder an – etwa beim 2:2 bei Leader Rebstein. Zu viel Zählbarem hat es bisher allerdings nicht gereicht und es braucht im Frühjahr eine Steigerung, um die Liga zu halten.

3. Liga, Gruppe 2
Rangliste (alle 11 Spiele): 1. Rebstein 26, 2. Brühl II 21, 3. Labinoti 20, 4. Appenzell 16, 5. Teufen 16, 6. Widnau II 15, 7. Rorschach-Goldach II 15, 8. Diepoldsau-Schmitter 14, 9. Montlingen II 14, 10. Rotmonten SG 14, 11. Altstätten II 8, 12. Mels II 6.

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