«Schade, sie haben super gekämpft», sagte eine Zuschauerin nach dem U22-Spiel der Rheintal Scorpions in der Heerbrugger Kantihalle. Das Spiel endete 67:84 – und war das erste unter dem Namen Scorpions. Der in der Coronazeit gegründete Club geht in diesem Winter mit einem neuen Namen und erstmals mit einem U22-Team in die Meisterschaft.
Diese Mannschaft wurde ins Leben gerufen, weil die U18, die letzte Saison alle acht Spiele teils sehr deutlich gewann, aus Altersgründen nicht mehr für diese Kategorie in Frage kam. Zudem wollte man auch nicht wieder ausser Konkurrenz mitspielen.
Zur Halbzeit beträgt der Rückstand 19 Punkte
Die Skorpione ereilte kurz vor Saisonstart Verletzungspech. Vier Tage vor dem ersten Punktspiel verletzte sich mit Carlo Frank einer der Schlüsselspieler. Am Sonntag unterstützte er seine Kameraden mit einer dicken Schiene am rechten Fuss von der Bank aus. «Ein Bänderriss. Wenn ich Glück habe, kann ich am letzten Saisonspiel vielleicht dabei sein», sagte Frank. Am Sonntag fehlte mit Cristian Zamfirescu auch ein anderer aus der «Starting Five».
Für das Spiel gegen BIQ hatte sich das Team viel vorgenommen. BIQ heisst «Basketball in Quartier» und ist ein Verein mit insgesamt 32 Stützpunkten rund um die Stadt Zürich. Der Verein hat über 450 Mitglieder – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen sechs und 22 Jahren – und fördert diese Ballsportart aktiv.
Über 50 Fans machten in der Halle von Anfang an gute Stimmung. Sie unterstützten die Jungs auf der Platte bei Offensivaktionen lautstark und bei der Abwehrarbeit mit «Defense! Defense!»-Rufen. Anfangs kamen die Gastgeber aber nicht richtig ins Spiel. Dann ging es nach einem frenetisch bejubelten Dreipunktewurf von Damjan Moravac wenige Sekunden vor der Pause, beim Stand von 25:44, in die Kabine. Zu dem Zeitpunkt war nicht zu ahnen, dass die Gastgeber den Zürchern noch bedrohlich nahekommen würden.
Scorpions hätten Spiel fast noch gedreht
«In der Kabine haben wir geschaut, was wir besser machen könnten und was wir verändern müssen. Dies haben wir im dritten Viertel sehr gut angewendet», sagte Yunis Ibrahim nach dem Spiel. In dieser Phase zeigten die Scorpions starke Abwehraktionen und erfolgreiche Rebounds unter dem Korb. Den Scorpions gelang ein Comeback: «Wir kamen bis auf drei Punkte heran.» Auf der Anzeigetafel, die von Vereinspräsidentin Sladjana Zekovic und U16-Trainer Juan Ramirez «gefüttert» wurde, stand nach 33 Minuten 59:62. Die Halle wurde zu einem kleinen Hexenkessel. Nicht nur in diesem Abschnitt zeigte sich, dass Basketball ein faszinierender und spannender Sport ist.
Danach passierten uns einige unnötige Fouls und haben wir defensiv schlecht rotiert», erklärte Ibrahim und fügte an: «Auch offensiv bekamen wir nicht mehr die Möglichkeiten, die wir uns erhofft hatten.
Erschwerend kam hinzu, dass Robin Hamo mit «fouled out» auf die Bank musste. Im Basketball wird ein Akteur nach dem fünften angezeigten Foul ausgewechselt und darf für die restliche Zeit nicht mehr mitspielen. Yunis Ibrahim: «Unser Potenzial ist da! Wir sind eine kleine Mannschaft und spielen situationsbedingt mit Rotationen, die wir so bisher noch nicht hatten. Es braucht noch ein bisschen Zeit, um sich anzupassen. Aber wir werden weiter unser Bestes geben.»
«Wir werden bestimmte Fehler nicht wiederholen»
Trainer Andreas Walter sagte: «Wir haben von der starken Leistung von Yunis Ibrahim, der 44 Punkte erzielt hat, profitiert. Man sieht, dass er Basketball lebt und liebt und viel für den Sport gibt. Umso mehr kann ich seine Enttäuschung verstehen. Wichtig ist, dass er sich auch auf die Schulter klopft. Er hat uns im Spiel gehalten.» Was dem Trainer nicht gefiel: «Der Gegner bekam viele zweite Chancen für einen Korbversuch, dies hat uns oft das Genick gebrochen. Auch wie wir in der Offensive den Ball verloren haben, kann man sich im Rückstand nicht erlauben.» Dennoch sieht Walter auch viele positive Punkte:
Mein Lieblingssatz ist: Ein Fehler ist kein Fehler, solange man ihn nicht zweimal macht. Ich bin sicher, dass wir bestimmte Fehler nicht wiederholen. Jedes Spiel gibt uns die Möglichkeit, etwas zu lernen. Auch deshalb stehen wir dort, wo wir jetzt sind.
Ziel für die erste Runde, die bis im Dezember dauert, sei, guten Basketball zu spielen und sich laufend zu verbessern, so Walter: «Wir wollen uns an das Niveau in der U22 gewöhnen. Mit Cristian und Carlo fehlen uns zwei Schlüsselspieler, was das natürlich nicht einfacher macht.» Die Situation bietet aber auch anderen Spielern die Möglichkeit, sich zu zeigen.
Gegen BIQ sass nur ein Ersatzspieler auf der Bank. «Ich bin sicher, dass es im Rheintal Basketballtalente gibt, die noch nichts von den Scorpions wissen. Ich fände gut, wenn 16- bis 21-jährige Jungs das Spiel kennenlernen und mit uns eine Saison bestreiten könnten. So könnten wir die nächste Generation im Rheintaler Basketball fördern», sagt der engagierte Trainer.
Auch die U16 machte es sehr spannend
Keine personellen Engpässe gibt es in der U16, die am Sonntag ebenfalls zum ersten Heimspiel gegen Tabellennachbar Kreuzlingen antrat. Es passt zum sympathischen Club, dass die U22-Akteure nach ihrem Spiel auch die U16 anfeuerten.
Nach einem Pausenrückstand um 17 Punkte (26:43) kamen die Scorpions bis vier Sekunden vor Schluss auf zwei Punkte heran. Sie verloren durch zwei Freiwürfe der Thurgauer dann aber doch 69:73. Auch bei der U16 war das Potenzial sichtbar, das im Team steckt. Basketball könnte durch die Scorpions im Rheintal zu einer Erfolgsgeschichte werden.
Scorpions U22 – BIQ 67:84 (25:44)
Scorpions: Yunis Ibrahim, Robin Hamo, Damjan Moravac, Nevio Cantore, Fernando Suengas, Bleart Nuridini.
Scorpions U16 – Kreuzlingen 69:73 (26:43)
Nächste Spiele in der Kantihalle: Samstag, 8. November: Scorpions U22 – Mutschellen (13.00) und Scorpions U16 – Frauenfeld (16.00); Sonntag, 16. November: Scorpions U22 –Kreuzlingen (13.00).
Wer Interesse hat, in die U22 reinzuschnuppern, kann sich unter rheintal-scorpions@hotmail.com melden.
Ein neues Team feiert Heimpremiere: «Unser Potenzial ist da!»