Christlich vor 1 Stunde

Ein Pfarrer will ein zerbrochenes Jesuskind in die Weihnachtskrippe legen

Das vom Pfarrer bestellte Jesuskind ist zerbrochen. Statt es zu verstecken, legt er die beschädigte Figur in die Krippe. Eine Entscheidung, die mehr über Weihnachten erzählt als jede perfekte Inszenierung.

Von Georg Changeth, Pfarrer
aktualisiert vor 1 Stunde

Kurz vor Weihnachten, in einer Zeit, in der viele von uns zwischen Einkäufen, Rücksendungen und Vorbereitungen hin- und herhetzen, geschah in einer Pfarrei eine kleine, aber bedeutsame Geschichte. Der Pfarrer hatte im Internet ein Jesuskind bestellt, um es am Heiligen Abend in die Krippe zu legen.

Doch als das Paket ankam, war es zerbrochen: der Kopf abgetrennt, Finger beschädigt, ein trauriger Anblick. Zu spät, um es reparieren zu lassen. Was tun?

Der Pfarrer entschied, es genauso in die Krippe zu legen, zerbrochen. Zunächst erschrak er selbst beim Gedanken, wie die Pfarrei reagieren würde. Man ist schöne Krippen gewohnt, glänzende Figuren und romantische Stimmung. «Stille Nacht, heilige Nacht», so soll Weihnachten sein: warm, friedlich und harmonisch. Doch wer ehrlich ist, weiss: Diese Stimmung kommt nicht in allen Häusern auf. Weihnachten kann Einsamkeit verstärken, Trauer ans Licht bringen und Erwartungen überfordern.

Gerade deshalb hat der Pfarrer das zerbrochene Jesuskind hineingelegt. Es erzählt nämlich etwas Wichtiges.

Schon die Hirten hatten andere Erwartungen: Der Messias sollte als König kommen, stark, mächtig, triumphal. Stattdessen fanden sie einen Stall, zwei einfache Menschen und einen wehrlosen Säugling. Gott kommt anders, als wir denken, unscheinbar, leise, überraschend. Weihnachten lädt uns ein, offen zu bleiben für Gottes Wege, die oft im Kleinen beginnen und im Einfachen aufscheinen.

Gott zerbricht sich für uns

In der Christmette feiern wir nicht nur die Geburt Jesu, sondern auch sein späteres Sterben und Auferstehen. Das Kreuz gehört zu Bethlehem. Gott wird Mensch, und damit verletzbar. Er zerbricht sich für uns, um unsere Gebrochenheit zu heilen. Seine Nähe gilt nicht nur den Starken und Erfolgreichen, sondern besonders denen, die im Dunkeln leben, die verwundet oder entmutigt sind.

Weihnachten ist das Fest der Verwundeten

Es sind nicht die Reichen und Mächtigen, die zuerst zur Krippe kommen, sondern Hirten, Menschen am Rand. Auch Maria und Josef sind Fremde, ohne Dach über dem Kopf. Weihnachten ist das Fest für alle, die sich schwach fühlen, verletzt, erschöpft. Ihnen gilt die Botschaft der Engel: Fürchtet euch nicht. Gott ist mit euch.

Das zerbrochene Jesuskind in der Krippe erinnert uns: Gott scheut unsere Brüche nicht. Wir dürfen unsere Wunden, unsere Enttäuschungen, unsere Scherben in die Krippe legen. Gott nimmt sie nicht nur an, er verwandelt sie.

In dieser Weihnachtszeit, mitten im Trubel der letzten Adventstage, wünsche ich Ihnen: Frieden im Herzen, Licht für Ihre Wege und die Gewissheit, dass Gott auch im Zerbrochenen anwesend ist.

Frohe und gesegnete Weihnachten!

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