20.12.2018

Ein Polizist am Kontrabass

Au: Elmar Lindenmann hat mit 50 Kontrabass zu lernen angefangen. In jüngster Zeit folgt ein Projekt dem nächsten, im Januar macht der in Au lebende Kantonspolizist bei einem Musical in St. Gallen mit.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererMusik war dem inzwischen 55-Jährigen schon immer wichtig. Als er im Kindesalter Blockflöte spielte, wusste er gleich: Musik war etwas für ihn. Bald trat er dem Musikverein Konkordia Au bei, dem er fast vier Jahrzehnte angehörte.Elmar Lindenmann spielte Flügelhorn und Trompete, der einstige Musikvereinsdirigent Toni Huber unterrichtete ihn. Mit einem Schlagzeug spielenden Kameraden verbrachte Lindenmann als Schüler viel Zeit im Probelokal, wo jeder das Instrument des anderen ausprobierte und mit der Zeit recht gut beherrschte. Im Alter von 17 bis 23 Jahren spielte der Auer Akkordeon, Synthesizer und Schlagwerk im Magic-Quintett. Akkordeon hatte er dank Privatstunden in Widnau spielen gelernt.Interesse war stets breit gefächertAls er mit Tanzmusik anfing, war er in der Schreinerlehre. Das musikalische Interesse des späteren Kantonspolizisten war aber stets breit gefächert. Ob Jazz, Volksmusik, Klassik oder Big-Band-Sound: Elmar Lindenmann spielt alles gern.Dass er vor fünf Jahren begann, Kontrabass zu lernen, hat einen einfachen Grund. Streichinstrumente hätten ihm schon immer gefallen, und ein Bass lasse sich überall einsetzen, den brauche es immer.Dass Elmar Lindenmann heute nebenberuflich als vielbeschäftigter Musiker tätig ist, verdankt er dem Anstoss des Kontrabass-Lehrers Stephan Reinthaler. Der hatte ihn vor drei Jahren ermutigt, im Orchester des Musicals «Piratical» in Gais mitzumachen, was der Auer als sehr spannendes Projekt mit elf Auftritten erlebte.Viele weitere Einsätze folgten. Lindenmann unterstützte als Streicher den Musikverein Diepoldsau an den Kreismusiktagen, spielte in der Shownacht mit, am Symphonic-Dinner, unterstützte das Jugendorchester Sine Nomine der Musikschule Oberrheintal und war bei der Aufführung des Musicals «Carmen» als Kontrabassist im Kammerorchester St. Gallen engagiert. Weil der zweite Kontrabassist ein Profimusiker gewesen sei, habe er viel profitieren können, sagt Elmar Lindenmann. Das gleiche gelte für ein anderes Konzert mit dem Kammerorchester. Er selbst sei ja kein Profi und ebenso wenig ein Halb-Profi, sagt er, weshalb ihm das bevorstehende Grossprojekt und dessen hohes Niveau einigen Respekt abgenötigt hätten. Nachdem er zuletzt als einziger Kontrabassist mit dem Cäcilienchor in St. Georgen aufgetreten ist, wird nun das Musical «Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs» aktuell, eine rasante Musical-Komödie mit Latino-Rhythmen nach dem Erfolgsfilm von Pedro Almodóvar. Am 31. Dezember ist im St. Galler Bodega-Theater Premiere. 15 Auftritte stehen bis Ende Januar auf dem Programm, weitere fünf Auftritte sind vorerst noch provisorisch geplant.Ein Missverständnis, aber kein schlimmesElmar Lindenmann erzählt eine witzige Anekdote. Als er von Dirigent Peter Strickler habe wissen wollen, ob eine Doppelbesetzung vorgesehen sei, habe dieser die Frage bejaht. Doch während der Auer an einen zweiten Kontrabassisten und somit an eine Entlastung gedacht hatte, verstand Strickler die Frage so, ob er, Lindenmann, sowohl Kontrabass als auch E-Bass spiele. Das macht er nun tatsächlich, wobei er meint, das sei für ihn im Grunde ideal. Nachdem er den E-Bass längere Zeit eher vernachlässigt habe, komme es ihm gelegen, dass dem Instrument in diesem Musical die deutlich grössere Bedeutung beigemessen werde als dem Kontrabass.Im August nahm Elmar Lindenmann die Noten in Empfang, ein schöner Stapel sei’s gewesen. Mit den Blättern fuhr er für drei Wochen ins Tessin, wo er jeden Tag bis zu fünf Stunden übte.Ihm macht auch das Üben SpassHabe er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, dann ziehe er es durch, sehr konsequent, sagt Lindenmann. Auch vor zwei Jahren war das so, als er die Prüfung als Segelpilot absolvierte. Bereits als Musikschüler machte er vorwärts – so sehr, dass sein Lehrer ihn eher leicht bremste. Doch Lindenmann genoss nicht nur den Unterricht selbst, sondern genauso das täglich zweistündige Proben.Ob der Kontrabass für ihn tatsächlich das richtige Instrument sei, wusste Lindenmann nicht von Anfang an. Erst nach vier, fünf Monaten sei der letzte Zweifel verflogen. Inzwischen hat er sich daran gewöhnt, dass der Notenschlüssel ein anderer ist als beim Trompetenspielen.Nach dem St. Galler Musicalmarathon folgt schon das nächste Projekt: Im April tritt Elmar Lindenmann als Kontrabassist der St. Galler Camerata Salonistica auf. Zusammen mit der Gossauer Stadtmusik gibt das Orchester zwei Konzerte. Die Leidenschaft für die Musik ist weitaus grösser als die Lust auf eine Verschnaufpause.HinweisMehr zum St. Galler Musical unterwww.scaena.ch