29.10.2018

Ein Sieg zum Schimpfen

Der FC Rüthi löst mit dem 4:3-Sieg in Teufen die Ausserrhoder als Tabellenführer der 3. Liga, Gruppe 2, ab. Die Oberrheintaler hatten die Gastgeber über weite Strecken im Griff, mussten aber trotz 4:1-Führung in den letzten Minuten noch um die drei Punkte bangen.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Yves SolenthalerFreude über den Sieg beim direkten Konkurrenten um die Tabellenspitze? Nicht bei Rüthis Trainer Anto Tomas.Er schimpfte wie ein Rohrspatz, nannte die zwei Penaltys gegen seine Mannschaft ein Geschenk des Schiedsrichters an das Heimteam. Und auch die meisten Rüthner Spieler waren auf dem 220 Meter langen Weg in die Kabine noch aufgebracht.Der zweite Penalty in der Nachspielzeit, den Teufens Grbic zum 3:4-Anschlusstor verwertete, war noch frisch im Gedächtnis. Er entsprang tatsächlich einer reichlich kreativen Entscheidung von Schiedsrichter Nedzat Saliu: Innenverteidiger Matej Tomas’ «Vergehen» lag darin, dass er sich liegend in die Schussbahn des Balles warf.Allerdings hatte Verteidiger Tomas Glück, dass der Ref seine abschätzige Geste nach dem Pfiff nicht sah – sonst wäre er vom Platz geflogen.Teufens Offensive konnte sich nicht entfaltenDem ersten Strafstoss, den Babic nach einer halben Stunde zum 1:1 verwertete, war ein robustes Tackling vom Sohn des Rüthner Trainers vorangegangen. Dabei hatte er wohl den Ball getroffen.Die Teufner dagegen reklamierten «zwei Abseitstore» der Gäste. Allerdings waren die Rüth­ner etwa zehnmal aus dem Abseits gepfiffen worden – zum deutlich überwiegenden Teil zurecht: Gerade der zweifache Torschütze Bernhard Allgäuer zeigte mitunter wenig Gespür für die Abseitsregel.Aber Teufens erst zweite Niederlage in dieser Saison hat ei­-nen anderen Grund: Die mit Abstand treffsicherste Offensive der 3. Liga, Gruppe 2, wurde von der besten Defensive weitgehend unschädlich gemacht. Die Mannschaft von Trainer Tomas, die schon die ganze Saison vorzüglich gegen den Ball arbeitete, war meist mit mehr Spielern zwischen Ball und eigenem Tor als Teufen. Die Ausserrhoder konnten ihr schnelles Umschaltspiel nur andeuten. Dabei kam Rüthi auch der kleine Kunstrasen auf dem Sportplatz Landhaus zugute, obschon es vor dem Match darüber nicht glücklich war: Die flinken Teufner Aussenspieler hatten nicht genug Raum für ihre Durchbrüche.Auch bei Rüthis Toren hatte der Zufall die Füsse im SpielNebst den zwei Penaltytreffern traf für Teufen noch der Topskorer Lukas Kern: Er überraschte in der 79. Minute den zu weit vor dem Tor postierten Goalie Sören Keller mit seinem Abschluss aus 40 Metern. Es war das 2:4 und der Auftakt zu einer spannenden Schlussphase.Rüthi war vor der Pause klar besser. Bereits die erste Chance führte zum Führungstor in der zwölften Minute: Der Ball war eher zufällig in Richtung des abseitsverdächtigen Allgäuer geflogen, der ihn mit einem Kopfball-Heber aus zwölf Metern ins Netz spedierte.Vier Minuten später hatte Rüthis einzige Sturmspitze beim Lauf auf Teufens Goalie Sandro Ehrbar viel Zeit – wohl zu viel: Er wollte den Goalie umspielen, kam dabei aber ins Straucheln.Die neuerliche Führung kurz nach dem Penalty-Gegentor besorgte aber wieder der beste Rüthner Torschütze: Pascal Zäch konnte den Ball im Strafraum nicht stoppen, das Spielgerät kam zu Allgäuer, der von knapp aus­serhalb des Strafraums zum 2:1 traf.Beim 3:1 nach 42 Minuten legte Allgäuer den Ball mit einer ans Eiskunstlaufen erinnernden Pirouette für den mitlaufenden Sven Städler auf, der Ehrbar zum dritten Mal bezwang.In den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel hatte Teufen seine beste Phase. Rüthi gelang es aber, sich aus der Umklammerung zu lösen und kam zu einigen Konterchancen. In der 52. Minute hätte Gjon Koci reüssieren müssen, er war aber nicht entschlossen genug. Fünf Zeigerumdrehungen später strich ein Lobball Allgäuers von hinter der Mittellinie nur knapp am Tor vorbei. 20 Minuten vor Schluss rutschte der eingewechselte Marc Schneider bei einer Flanke von links aus, der Ball kam direkt zu Pascal Zäch, der das Spielgerät, von halbrechts heransprintend, zum 4:1 ins Tor tragen konnte.Das Tor war nicht, wie von vielen gedacht, die Entscheidung. Aber es entpuppte sich als der Treffer, der Rüthis verdienten Sieg sicherte.3. Liga, Gruppe 2Teufen – Rüthi 3:4 (1:3)Landhaus – 60 Zuschauer – SR: Saliu.Tore: 12. Allgäuer 0:1, 31. Babic (Penalty) 1:1, 34. Allgäuer 1:2, 42. Städler 1:3; 69. Zäch 1:4, 79. Kern 2:4, 80 + 3. Grbic (Penalty) 2:4.Teufen: S. Ehrbar; Clavadetscher, Rohner, Panella, Fässler; R. Ehrbar, Babic, Bruderer; Boppart, Sleman; Kern. Eingewechselt: Marti, Eggenberger, Germann, Grbic, Pezzoli, Walz.Rüthi: Keller; Sonderegger, F. Kobler, Tomas, Kamberi; Heeb, Lüchinger, Städler, Koci; Zäch; Allgäuer. Eingewechselt: Schnüriger, Bojaxhi, Schneider, Sönmez.Gelbe Karten: 25. Koci, 30. Tomas; 47. Babic, 49. Clavadetscher, 58. Kern.