Lutzenberg 21.07.2025

Ein vergessenes Kulturerbe soll wieder erstrahlen – Pavillon vor der Rettung

Ein Stück Appenzeller Geschichte soll gerettet werden: Der 175 Jahre alte Jagdpavillon auf der «Gupfe» bei Lutzenberg soll aufwendig restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Von Susi Miara
aktualisiert am 21.07.2025

Ein verborgenes Juwel appenzellischer Bau- und Kulturgeschichte soll neu erstrahlen: Der 175 Jahre alte Jagdpavillon auf der «Gupfe» bei Lutzenberg steht vor einer aufwendigen Rettung. Seit Jahren dem Verfall preisgegeben, soll das einzigartige Bauwerk nun behutsam restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Der Pavillon wurde 1850 unter den schwierigen Bedingungen der damaligen Zeit von Johann Georg Euler-Bänziger (1815 – 1894) errichtet – einem bedeutenden Stickerei-Fabrikanten und Kunstmäzen. Der Ort war mit Bedacht gewählt: Inmitten eines englischen Landschaftsgartens, mit freiem Blick auf den Bodensee, bildete das kleine Bauwerk den Abschluss der repräsentativen Neugestaltung der Dorfhalde.

Es drohte ein Totalverlust

Als enger Freund des Bauherrn wirkte der Basler Kunstmaler Albert Landerer im Innenraum des Pavillons: Über zwei Jahre hinweg schuf er eindrucksvolle Fresken, darunter Szenen der «Schlacht am Stoss» und der «Schlacht an der Vögelinsegg». Die Wände und Decken zeugen noch heute, wenn auch verblasst, vom einstigen künstlerischen Glanz.

Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen: Dachschäden, freiliegende Fresken, ein überwucherter Garten – das Kulturdenkmal ist schwer beschädigt. Um den drohenden Totalverlust zu verhindern, wurde am 1. Februar der Verein Pro Pavillon Lutzenberg gegründet. Präsident Roger Zürcher, der unterhalb des Pavillons wohnt, kennt das Gebäude:

Es tat mir weh, den Pavillon so verfallen zu sehen. Der Erhalt der alten Fresken und der historischen Bausubstanz liegt mir am Herzen.

Der Verein hat zum Ziel, den Pavillon zu sichern, denkmalgerecht zu restaurieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Erste Notmassnahmen, wie eine provisorische Abdichtung des Daches, gesicherte Fenster, ein Gerüst sowie der Treppenzugang wurden bereits umgesetzt.

Die Totalsanierung wird auf rund eine halbe Million Franken geschätzt. Die Arbeiten sollen etappenweise erfolgen – abhängig von den verfügbaren Mitteln. Ebenfalls soll der Zugangsweg von 1850 wieder erstellt werden. Nach Fertigstellung möchte der Verein Führungen zum Pavillon über den alten Weg anbieten.

Unterstützung vom Verein Altbauweise

Ein bedeutender Partner bei der Restaurierung ist der Verein Altbauweise St. Gallen-Appenzell, ein Netzwerk aus 25 spezialisierten Handwerksfirmen, Architekten und Planern. Deren Präsident, Max Müller, äussert sich begeistert zum Vorhaben:

«Es ist uns eine grosse Freude, hier mitzuwirken. Dieses Projekt verkörpert, wofür wir als Altbauweise stehen: Es geht um ein regional bedeutendes Denkmal, dessen Renovierung nicht nur handwerkliches Können, sondern auch ein fundiertes Verständnis für die Baukunst vergangener Zeiten erfordert. Genau hier kommen unsere Stärken ins Spiel.»

Am Wiederaufbau sollen voraussichtlich sechs Mitgliedsbetriebe beteiligt sein. Auch Lehrlinge werden in das Projekt einbezogen. So übernehmen etwa Lernende der Firmen Bärlocher und Gautschi die anspruchsvollen Sandstein- und Mauerarbeiten – eine seltene Gelegenheit, traditionelles Handwerk an einem historischen Objekt zu erlernen.

Ein Denkmal 
mit Symbolkraft

Der Jagdpavillon ist heute als Kulturgut der Kategorie B (regionale Bedeutung) gelistet – sowohl als Einzelbauwerk als auch im Ensemble mit dem ehemaligen Atelierbau der Dorfhalde. Der Verein will verhindern, dass der Pavillon in Vergessenheit gerät. «Wir wollen das kulturelle Erbe bewahren – nicht nur für uns, sondern für kommende Generationen», sagt Roger Zürcher.

www.pro-pavillon.ch


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