22.08.2022

Eine Bibliothek gegen "Dummheit und Aberglauben"

Letzte Woche eröffnete der Museumsverein Prestegg die Neue Rheintalische Lesebibliothek.

Von pd
aktualisiert am 02.11.2022
Das 18. Jahrhundert war eine wichtige Zeit des Umbruchs. Die Aufklärung, eine veränderte und gesteigerte Buchproduktion sowie mehr Leserinnen und Leser führten im deutschen Sprachraum zur Gründung von zahlreichen Leihbibliotheken. Geist bilden, Aberglauben und Dummheit ausmerzen.1796 gründeten «Rheintaler Patrioten» unter der Federführung von Jacob Laurenz Custer die «Rheinthalische Lesebibliothek». Die Idee stammte von Johannes Ritz, der in Altstätten als Privatlehrer unterrichtete und seine Büchersammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Sein ehemaliger Schüler Jacob Laurenz Custer finanzierte auf dem Obertor einen Bibliotheksaufbau. Mit der Bibliothek sollte das Ziel verfolgt werden, «den Geist der Menschen zu bilden, mit gemeinnützigen Kenntnissen sanfte Sitten unter ihnen zu verbreiten, hingegen der Dummheit und dem Aberglauben mit deren hässlichen Gefolge Abbruch zu thun». Geöffnet war sie an Altstätter Markttagen. Bücher durfte jeder Einwohner des Rheintals gegen eine jährliche Gebühr von 4 fl. ausleihen. Altstätter Benützer bezahlten 5 fl., weil sich die Bibliothek in ihrer Nähe befand. Ausleihen ausserhalb des Rheintals erforderten die Empfehlung durch ein Mitglied der Gesellschaft an den Bibliothekar.Als das Obertor 1885 abgerissen wurde, zügelte die Lesebibliothek ins Schulhaus Feld. Bei dessen Umbau erfolgte die Liquidation der traditionsreichen Bibliothek, wobei die wertvollsten Bücher und Gegenstände dank der Umsicht von Custos Carl Moser ins Museum Prest­egg gelangten.Eine Präsenz- und Studienbibliothek Das Museum Prestegg unterhält eine Präsenz- und Studienbibliothek. Der Bestand ist fokussiert auf  Bücher über das Rheintal, das Werdenberg, die Kan­tone St. Gallen und Appenzell sowie über die Schweiz. Dazu kommen historische Werke aus der alten «Rheinthalischen Lesebibliothek» und der Sammlung des Museums Prestegg. Weiter verwahrt das Museum Archivalien zur Geschichte des St. Galler Rheintals sowie von Stadt und Gemeinde Altstätten, ebenso Archivgut des Museums sowie von Vereinen und Einzelpersonen mit einem Bezug zum St. Galler Rheintal oder zu Stadt und Gemeinde Altstätten.Die Bücher und Dokumente sollen im Verbundkatalog des St. Galler Bibliotheksnetzes erfasst und Interessierten zugänglich gemacht werden, die Fotografien und Bilder in der Da­tenbank des Staatsarchivs des Kantons St. Gallen. Die Bibliothek und das Archiv stehen Forschenden, Studierenden und weiteren Interessierten auf Anfrage zur Verfügung. Eine Ausleihe der Bücher und Archivalien ist nur in Ausnahmefällen möglich.An der Eröffnung las Ueli Bietenhader in gewohnt humorvoller und gekonnter Weise Geschichten aus seinem Buch «Und all das isch woor» in kernigem Altstätter Dialekt vor. Musikalisch mitgestaltet wurden die Feierlichkeiten von Hanspeter Küng.