19.04.2019

Eine neue, egalitäre Ruhestätte

Am frühen Donnerstagabend weihten die Kirchen und die Gemeinde Marbachs die neue, moderne Urnengrabstätte auf dem paritätischen Friedhof ein. Viele Neugierige kamen, um einen Blick darauf zu werfen.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Der evangelischen Seelsorgerin Andrea Hofacker gefällt vor allem ein Aspekt der neuen Urnengrabstätte: «Es ist schön, ist dieses Grabfeld so egalitär», sagte sie. Der Tod sei ein Gleichmacher, vor ihm seien alle Menschen gleich. «Uns alle erwartet das gleiche Schicksal. Wenn unsere Zeit gekommen ist, müssen wir gehen», sagte Hofacker weiter. Was bleibe, sei das einzige Individuelle auf dem neuen Grabfeld: Der Name und die Lebensdaten. Und das Gedenken, das Trost spendet.«Der Friedhof ist ein Ort, an dem unsere Herzen mit Trost und Zuversicht erfüllt werden», sagte der katholische Seelsorger Simon Niederer. Nicht nur die Trauer, sondern auch der Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben sei an diesem Ort allgegenwärtig. Unter dem Zeichen des Kreuzes segnete er die neue Urnengrabstätte.«Besonders wichtig war mir der Kontakt mit der Erde»Am Anfang der Einweihungs­feier sprach Landschaftsarchitekt Nik Alge, der die Grabstätte gestaltet hat. Neben ihm war auch Architekt Fabian Graf bei diesem Projekt federführend.Alge brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, diese Stätte prägen zu dürfen. Er sagte, die Gestaltung habe viel Sensibilität erfordert, vielleicht mehr als bei anderen Aufträgen. Die vier Elemente der Grabstätte bieten Platz für 72 Urnen, die Plätze sind im Schachbrettmuster angeordnet. Die Urne wird unter dem Deckel, der angeschrieben wird, der Erde übergeben.«Besonders wichtig war mir der direkte Kontakt der Urne mit der Erde, in die sie gelegt wird. Wäre das nicht so, würde die Urne sich nicht natürlich zersetzen, wäre fast eine zweite Beerdigung nötig», sagte Alge, der so eine Frage eines Besuchers beantwortete. Auch sei es schön, dass die Eckpunkte der Steindeckel sich nahe kommen, was den Gemeinschaftssinn des Friedhofs unterstreiche. Auf den Feldern, unter die keine Urnen gelegt werden, wächst Thymian, eine rosa blühende Pflanze, die gemeinsam mit den zwei Lavendelrabatten an der Kopfseite des Grabfeldes Ruhe vermittelt.Auch der bestehende Brunnen, von dem aus der Weg durch den Friedhof direkt zur Kirche führt, gefällt Alge. «Er hat nicht nur eine praktische Bedeutung, etwa zum Bewässern der Pflanzen, er symbolisiert auch das Lebenselixier Wasser», sagte er.Die rund 60 Besucher, die sich auf dem Friedhof zum Einweihungsfest trafen, hörten Alge aufmerksam zu. Auch gefiel ihnen das einfühlsame Trompetenspiel von Pirmin Hutter. Dass so viele Leute an diesem schönen Abend vor Karfreitag gekommen sind, unterstreiche die Bedeutung des Friedhofs als «Ort des Gebets und der Hoffnung», sagte Simon Niederer.