28.09.2022

Eine Weltneuheit ersetzt das alte «Liseli»

Seit 64 Jahren fährt die Zahnradbahn zwischen Rheineck und Walzenhausen. Ab 2026 soll auf der Strecke eine automatisierte neue Bahn verkehren – eine Weltneuheit. Der Wechsel erfolgt auch aus Kostengründen.

Von Yann Lengacher
aktualisiert am 02.11.2022
«Liseli» wird bald pensioniert: Künftig wollen die Appenzeller Bahnen zwischen Rheineck und Walzenhausen ein automati­siertes Fahrzeug einsetzen. Eines, das ohne Fahrerin oder Fahrer oder anderes Personal auskommt. Hauptgrund für den Neukauf ist gemäss Mediensprecherin Erika Egger «Liselis» Alter: Die Zahnradbahn ist seit 1958 im Einsatz und habe nun das Ende ihrer Lebensdauer erreicht.Die neue Zahnradbahn wird von Stadler Rail geliefert. Das Unternehmen hat bereits einen Werkvertrag mit den Appenzeller Bahnen unterschrieben. Diese lassen sich das Fahrzeug und die dafür nötigen Bauarbeiten einiges kosten: Das Investitionsvolumen beläuft sich laut Egger auf 20 bis 25 Millionen Franken.Mit der neuen Bahn erhalten das Appenzeller Vorderland und das Rheintal eine Weltneuheit. Gemäss den Mitteilungen von Stadler Rail und den Appenzeller Bahnen wird das neue Fahrzeug die erste vollautomatisierte Zahnradbahn der Welt sein. Marc Trippel, Leiter der Division Signalling bei Stadler, lässt sich wie folgt zitieren: «Das Projekt wird hinsichtlich automatisiertem Bahnverkehr auf Überlandstrecken wertvolle Pionierarbeit leisten.» Von fünf Uhr am Morgen bis MitternachtDie Appenzeller Bahnen möchten mit dem neuen Fahrzeug mehr Fahrgäste anziehen, wie Mediensprecherin Egger sagt: «Wir hoffen, dass die Möglichkeit einer Fahrt in einem innovativen Fahrzeug die Leute reizt.» Dieses Ziel unterstützen soll eine Ausdehnung der Betriebszeiten: Vorgesehen ist gemäss Egger, dass die neue Zahnradbahn ab fünf Uhr morgens bis Mitternacht verkehrt. Mehr Fahrgäste nötig für bessere KosteneffizienzAktuell seien die Fahrgastzahlen der Zahnradbahn tief. Demge­genüber stiegen die Unterhaltskosten laufend. Ein Problem für die Appenzeller Bahnen: Sie müssen einen Kostendeckungsgrad erreichen, den die Kantone vorgeben. Die erhoffte höhere Anzahl an Fahrgästen soll die Einnahmen erhöhen. Gleich­zeitig reduzierten sich mit dem Betrieb einer automatisierten Zahnradbahn die Personalkosten, sagt Egger und ergänzt: «Um die Verbindung Rheineck –Walzenhausen langfristig sicherzustellen, mussten wir etwas unternehmen.» [caption_left:Die alte Zahnradbahn wird bald ausgedient haben: Bis 2025 muss es das «Liseli» allerdings noch tun.]Die Bauarbeiten für die Eingliederung des neuen Fahrzeugs werden voraussichtlich 2025 beginnen und ein Jahr dauern. Im Zuge der Bauarbeiten werden die Appenzeller Bahnen auch die Gleis- und Perronanlagen erneuern. 2026 soll die neue Zahnradbahn dann erstmals von Rheineck nach Walzenhausen fahren. Das Fahrzeug wird mit einem System von Stadler Rail ausgestattet sein, welches den Fahrweg überwacht und Hindernisse erkennt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Appenzeller Bahnen können per Fernsteuerung die Kontrolle über das Fahrzeug übernehmen, wenn dies nötig sein sollte. Zukunft von «Liseli» ist noch unklarWie es für «Liseli» im Ruhestand weitergeht, ist noch ungewiss. Denkbar ist, dass die Appenzeller Bahnen das Fahrzeug einem Eisenbahnenthusiasten verkaufen. Unwahrscheinlich bis unmöglich sei der Verkauf an eine andere Bahngesellschaft, wie dies 2018 geschah: Damals verkauften die Appenzeller Bahnen alte Wagen der Trogenerbahn nach Neuchâtel. Egger meint, dass «Liseli» dafür wahrscheinlich zu alt sei. Zudem sei den Appenzeller Bahnen nur eine weitere Zahnradbahn mit einer Spurweite von einem Meter und 20 Zentimetern bekannt. Und die ist in Genua.