03.07.2019

Einfamilienhaus dringend gesucht

Im Rheintal sind die Preise für ein Einfamilienhaus in Widnau und Au am höchsten, am günstigsten in Rüthi. Begehrt sind ältere Objekte mit grosszügigem Umschwung.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelEinfamilienhäuser haben in letzter Zeit an Wert gewonnen, während die Preise der Eigentumswohnungen seit dem Allzeithöchststand im Jahr 2016 etwas nach unten korrigiert wurden. Die Transaktionspreise im aktuellen Immobilienmarktbericht der St. Galler Kantonalbank weisen die Mittelrheintaler Gemeinden als teuerstes Pflaster für Wohneigentum aus.«Hier lässt es sich zentral wohnen mit guter Infrastruktur», sagt Christian Häle, Verkauf Immobilien bei Sonnenbau. «Der Preis für bereits bestehende Häuser mit Umschwung liegt im Bereich der Millionengrenze.» Dabei ist der Wert des Bodens der Preistreiber, der eine Liegenschaft trotz älterem Haus teuer machen kann. Im Oberen Rheintal gehört Rüthi zu den Gemeinden, wo noch gut erhaltene Einfamilienhäuser mit einem Verkaufspreis von unter einer Million Franken zu erwerben sind, im Appenzeller Vorderland ist dies vor allem in Wolfhalden, Walzenhausen und Reute möglich.Hohe Nachfrage, steigende Preise«Die Nachfrage nach Wohneigentum ist weiterhin gross», sagt Christian Häle. «Doch es ist zum Teil schwierig, das Wunschobjekt zu erhalten.» Dasselbe gilt beim Boden. Oft werde begehrtes Bauland unter der Hand oder an die Höchstbietenden verkauft, zu denen nicht nur Private gehören, sondern auch Investoren oder Architekturbüros. Entsprechend der grossen Nachfrage sind Käufer auch bereit, mehr Geld für ein Einfamilienhaus auszugeben. Die Verkaufspreise verzeichneten im Frühjahr 2019 gegenüber der Vorjahresperiode ein erneutes Plus von 7,8 Prozent.Dies hat gemäss des Immobilienmarktberichts mehrere Gründe. Wie in der gesamten Schweiz, ist angesichts sehr tiefer Zinsen der Erwerb eines Eigenheims attraktiv, viele junge Leute wollen die Gunst der Stunde nutzen. Obwohl die Preise auch im Rheintal ein stattliches Niveau erreicht haben, liegen sie häufig noch unter jenen in den urbanen Gebieten, was die Nachfrage zusätzlich anheizt. Und diese sieht sich im Rheintal einem geringen Angebot gegenüber: Aktuell stehen hier nur etwas mehr als 1 Prozent aller Einfamilienhäuser zum Verkauf – verglichen mit schweizweit 3,2 Prozent.Das dürfte die hiesigen Preise auch künftig nach oben treiben.Sparen und geduldig bleibenDennoch sei die Entwicklung des Immobilienmarktes «noch nicht ungesund». «Es ist nach wie vor möglich, sich ein Eigenheim zu leisten», sagt Roger Stieger, Geschäftsführer der RT Immobilien Treuhand AG. Er empfiehlt jungen Leuten, bewusst zu sparen, um sich den Wunsch nach Wohneigentum zu erfüllen.Es habe schon immer gewisse Hürden beim Kauf von Häusern und Wohnungen gegeben. «Anfang der 90er-Jahre waren die Preise ebenfalls hoch», sagt Roger Stieger. Derzeit stehen den hohen Kaufpreisen seit längerem tiefe Hypothekarzinsen gegenüber. Sie begünstigen zwar die Entscheidung, Wohneigentum zu kaufen.Nicht zu unterschätzen sind hingegen die Mindestanforderungen der Banken, die gestiegen sind. Potenzielle Hausbesitzer müssen mindestens zehn Prozent Eigenmittel vorweisen können. Je mehr Eigenmittel die Käufer in die Finanzierung einbringen, desto besser ist die Verhandlungsbasis bei der Hypothek. Christian Häle rät zudem, die Steuersituation der Gemeinden zu überblicken, den Markt zu beobachten und geduldig zu bleiben. Bei den Eigentumswohnungen haben sich die Preise leicht entspannt. Im ersten Quartal 2019 lag hier der Verkaufspreis eines typischen Objekts rund ein Prozent unter dem Vorjahreswert, wie der Immobilienmarktbericht aufzeigt.Hier sind Berneck, Balgach und Widnau die Gemeinden mit den teuersten Objekten, mit Preisen über 675000 Franken. Am günstigsten sind Eigentumswohnungen in Rüthi, Eichberg und Marbach mit Preisen unter 600000 Franken.Neue Blöcke decken WohnungsnachfrageZwar sorgt das Bevölkerungswachstum – im Rheintal ist es im Ostschweizer Vergleich am höchsten – für einen hohen Bedarf an Wohnraum. Ähnlich wie in anderen Regionen des Kantons St. Gallen konzentriert sich das Kaufinteresse im Rheintal allerdings stark auf das Segment der Einfamilienhäuser. Zudem werden hier fortwährend neue Überbauungen mit Miet- und Eigentumswohnungen auf den Markt gebracht, womit die zusätzliche Nachfrage gut gedeckt wird.Eine ungedeckte Nachfrage gibt es dennoch in einzelnen Gemeinden wie etwa in Au und Widnau sowie generell im Bereich der grösseren Eigentumswohnungen mit mindestens fünf Zimmern. Dieses Angebot ist begrenzt, da bei mehr Wohnfläche die Wahl der Käufer eher wieder auf ein Einfamilienhaus fällt.