Alles in unserem Leben ist auf Beziehung hin angelegt – vom ersten Augenblick an bis zum letzten Atemzug. Kein Mensch kann auf Dauer alleine auf einer einsamen Insel existieren. Wir leben in Beziehung: zu unseren Mitmenschen, zur Natur und zum Schöpfer des Himmels und der Erde, der auch uns das Leben geschenkt hat. «Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn» (Genesis 1,27). Wenn der Mensch ein Ebenbild Gottes ist, dann ist auch er auf Austausch, Miteinander und Liebe ausgerichtet.
Eine Geschichte über das Miteinander
Ich möchte dies mit einer kleinen Geschichte verdeutlichen – Das Lied des Windes: Es war einmal ein Bub namens Elias, der oft allein im Wald spielte. Er liebte die Bäume, die Vögel, das Rascheln der Blätter. Doch manchmal verspürte er eine tiefe Sehnsucht in sich – als ob etwas fehlte.
Eines Tages sass er an seinem Lieblingsplatz unter einer alten Linde, als ein warmer Windhauch sein Gesicht streichelte. Da hörte er eine Stimme – leise, wie ein Flüstern im Herzen: «Du bist nicht allein, Elias.» Elias schaute sich um – niemand war zu sehen. Nur der Wind, der sanft durch die Blätter strich. «Wer bist du?», fragte er. «Ich bin das Lied des Lebens», antwortete der Wind. «Ich bin Beziehung und Bewegung zwischen allem, was lebt.» Verwundert fragte Elias: «Wie meinst du das?»
Da zeigte der Wind ihm eine Vision: Elias sah, wie ein Sonnenstrahl eine Blume berührte, wie die Blume Bienen anzog, wie die Bienen Früchte entstehen liessen, wie Tiere die Früchte frassen, wie deren Nahrung den Boden nährte und wie aus diesem Boden wieder neue Blumen wuchsen. Alles war miteinander verbunden. Nichts lebte für sich allein.
«So ist auch Gott», flüsterte der Wind.
Gott ist Beziehung: Vater, Sohn und Heiliger Geist – drei und doch eins, in ewiger Liebe verbunden. Und du, Elias, bist nach diesem Bild geschaffen.» «Was heisst das für mich?
«Dass du leben sollst wie der Wind: nicht für dich allein. Du bist geschaffen, um zu lieben, zu teilen, zuzuhören, zu heilen. Du bist verbunden – mit den Menschen, mit den Tieren, mit der Erde und mit Gott. In der Liebe wirst du ganz.» Elias lächelte. Und als er nach Hause ging, hob er einen kleinen Käfer behutsam vom Weg, half seiner kleinen Schwester beim Tragen und sagte zum ersten Mal seit Langem: «Mama, ich habe dich lieb.» In diesem Moment tanzte der Wind wieder um ihn – wie ein Lächeln Gottes.
Der Wind ist der gute Geist Gottes
Am Sonntag feiern wir das Fest der Dreifaltigkeit. Der Wind, der auch uns bewegt und erneuert, ist Gottes guter Geist. Er erfrischt, verbindet und lässt uns in Frieden leben. Doch wie jede Beziehung will auch diese gepflegt werden.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie immer wieder von diesem Wind – dem guten Geist Gottes – berührt werden und so in liebevollen Beziehungen leben können.
Elias entdeckt im Wald das Geheimnis der Beziehung