Das Gelände rund um den Rheinpark St.Margrethen verwandelt sich am Sonntag, 21. September, in das grösste Oldtimer Freilichtmuseum der Ostschweiz. Im Laufe des Tages treffen liebevoll gepflegte Oldtimer beim Einkaufszentrum ein, von Klassikern der 20er, 50er und 60er Jahre bis hin zu den technisch beeindruckenden Fahrzeugen der 80er und 90er Jahre. Die 25. Historische Verkehrsschau wird dann zum ultimativen Höhepunkt für alle, die das Brummen von Motoren, den Duft von Benzin und das Knistern von Reifen auf heissem Asphalt lieben.
Jedes Jahr folgen über 1000 Fahrzeuge der Einladung der Veranstalter, darunter Autos, Motorräder und Nutzfahrzeuge aus verschiedenen Epochen. Der VW «Bulli», der am 8. März 1950 als VW T1 in Wolfsburg erstmals vom Band lief, ist Dauergast bei der Verkehrsschau. Zu sehen war auch schon der Ford Modell T aus dem Jahr 1908, auch liebevoll «Tin Lizzie» genannt.
Er war Symbol des technischen Fortschritts und Beginn einer neuen Ära der individuellen Mobilität. Henry Ford machte mit ihm den Traum vom eigenen Auto für breite Bevölkerungsschichten nicht nur in Amerika erfüllbar. Das Modell T war das meistverkaufte Automobil der Welt. Bis es 1972 vom VW Käfer überholt wurde.
Fredy Pillinger war schon
als Kind ein AutonarrDer organisierende Verein um Präsident Fredy Pillinger stellt den Anlass seit 25 Jahren auf die Beine. Alles begann 1997 mit einer Alpine-Sonderausstellung im damaligen Automuseum «Alte Garage» in Rorschach. Rund um den Güterschuppen beim Hafenbahnhof führte der Klub fortan Frühlings- und Herbsttreffen durch und zeigte dabei nicht nur Alpine, auch die ersten Oldtimer waren zu sehen. Wenig erbaut war der damalige Stadtpräsident von Rorschach.
Dieser monierte fehlende Einnahmen wegen der belegten Parkfläche. Verantwortliche in Altenrhein zeigten sich vom ständig wachsenden Anlass hingegen begeistert. Daher fand 2003 die 3. Historische Verkehrsschau auf dem Airportgelände statt. Zu den besten Zeiten kamen über 2500 Oldtimer nach Altenrhein. Fredy Pillinger, der nicht nur der Initiant der Historischen Verkehrsschau ist, sondern schon als Kind ein Autonarr war, wird etwas sentimental, wenn er auf die 25. Auflage angesprochen wird.
Schon die 25. Veranstaltung – das ist schon ein stolzes Stück. Da fragt man sich schon, wie lange man das noch so organisieren kann. Aber solange es Benzingespräche gibt und Enthusiasten mit Herzblut dabei sind, funktioniert es.
Natürlich denke man auch darüber nach, ob es noch genügend freiwillige Helfer gebe, die ohne Lohn eine solche Veranstaltung tragen würden. Oder ob irgendwann nur noch Konsumenten kämen. Und ob das Fahrzeug, ob Auto, Motorrad oder Lastwagen, am Ende einfach ein Gebrauchsgegenstand ohne Seele werde. Für ihn gelte: Alles, was man macht, muss mit Herzblut und einer positiven Einstellung geschehen-die Oldtimer-Bewegung. Denn am Ende bringt sie menschen zusammen, egal welcher Couleur.
Was ist ihm besonders in Erinnerung geblieben? «Ganz besonders bleibt die erste Begegnung mit dem Museum Alte Garage am Hafen Rorschach. 1997 haben mich Sepp Müller, Hans Enzler und Bruno Bürki überredet, eine Sonderausstellung der Marke Alpine zu organisieren. Bis dahin hatte ich zu Oldtimern keine grosse Verbindung, zu Sportwagen eher schon.
Der Wechsel zum Airport Altenrhein habe Jahr für Jahr neue Highlights gebracht: Formationsflüge mit der Junkers JU 52 und eines Düsenjet De Havilland, bekannt als Venom. Oder Zwischenlandungen des Zeppelins, die Ankunft einer alten Postkutsche mit Vierspänner, über 2500 Oldtimer und 8000 Besucherfahrzeuge, die Altenrhein regelrecht einnahmen. Dazu Panzer 68 in Aktion, Dampfwalzen, Renntrucks, Dragster bis hin zu Wurfbaggern, die zeigten, wie früher der Rhein ausgebaggert wurde. Jedes Jahr habe seinen eigenen Zauber gehabt.
Auf einen Festakt wird verzichtet
Dass er 25 Schauen organisiert, habe er sich nicht vorstellen können. Aber der Enthusiasmus sei nach wie vor gross. Wenn man in die Augen der Besucher schaue, spüre man, warum man das alles mache. Und solange auch die Helferinnen und Helfer Freude daran hätten, sei die Motivation da, um weiterzumachen.
Vor 25 Jahren sei alles noch klein und bescheiden gewesen.
Teilnehmer seien fast ausschliesslich Oldtimer-Fahrer gewesen, Youngtimer habe noch niemand sehen wollen. Das Publikum habe sich wenig verändert, alte Fahrzeuge begeisterten nach wie vor. «Was sich verändert hat, ist die Menge an Veranstaltungen. Früher gab es ein paar überschaubare Treffen pro Jahr, heute sind es an einem Wochenende leicht vier gleichzeitig. Leider ist auch der kommerzialisierte Hintergrund spürbarer geworden. Bis heute versuchen wir bewusst, das auszugleichen – und verlangen heute nicht mehr als damals», so Pillinger.
Beim 20. Jubiläum war ein Festakt geplant – aber Corona machte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen gab es eine Jubiläums-Rallye mit einer Plakette für alle Teilnehmenden. «Auch bei der 25. Veranstaltung möchten wir Danke sagen», so Pillinger, «jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erhält eine Metallplakette.
Auf einen grossen Festakt verzichten wir bewusst – erstens wegen der bescheidenen Finanzen, zweitens, weil die acht Stunden Öffnungszeit schon mit der Fülle an Fahrzeugen ausgefüllt sind.» Ein Besucher habe es einmal auf den Punkt gebracht:
Eine Blaskapelle brauche ich nicht – die schönsten Klänge sind die Motorensounds der eintreffenden Oldtimer und Youngtimer.
Enthusiasten und rollende Kisten: Beeindruckende Fahrzeuge aus verschiedenen Epochen