Am letzten Samstag, kurz vor 20 Uhr, war die Freude in Uster riesig: Der FC Widnau hatte im Dauerregen 3:2 gewonnen und stand als Aufsteiger in die 1. Liga Classic fest. Es war harte Arbeit. Durch einen Doppelschlag des Ustermer Captains Raphael Bachmann in der siebten und der neunten Minute lag der Aufstiegsanwärter früh mit zwei Längen in Rückstand.
«Es war ein Drehbuch wie in einem Spielfilm», sagt Co-Trainer Daniel Lüchinger. «Uster hat uns geschockt. Danach zeigten wir, was uns in den letzten Jahren ausmachte: Wir geben nie auf, egal, in welcher Lage wir sind. Wir sind eine Einheit, auf und neben dem Platz.» Ein 0:2 in Uster drehe man nicht einfach so: «Es muss alles stimmen. Egal, in welcher Liga man ist, der Zusammenhalt macht viel aus.»
So sieht es auch Trainer Andreas Lüchinger: «Der Wille im Team ist riesig. Die Mannschaft hat wiederholt bewiesen, dass sie einen Zwei-Tore-Rückstand aufholen kann. Es war der erwartet schwierige Match. Uster hat uns nichts geschenkt, wir mussten alles geben.» Auch er dürfte sich wie in einem Hitchcock-Thriller gefühlt haben: «Ich war nach dem Spiel komplett fertig.» Gegen Wil möchte das Team nochmals offensiv agieren und gewinnen: «Vor allem für unsere Fans und Sponsoren, die uns die ganze Saison unterstützt haben.»
Zwei Neo-Widnauer waren im Wiler Team
Für das «Zwei» des Challenge-League-Clubs Wil begann 2024/25 ausgezeichnet. Nach einem 1:0 in Bülach waren die Äbtestädter auch zuhause erfolgreich. Beim 3:2 gegen Schaffhausen II waren zwei Spieler dabei, die nächste Saison auf der Aegeten spielen. Im Tor stand das Widnauer Eigengewächs Leo Hetzel, in der Offensive agierte der St. Margrether Erolind Sylaj, dem das 1:0 gelang. Nach fünf Spielen stand Wils U20 an der Tabellenspitze.
Im November 2024 spielte Widnau das letzte Vorrundenspiel in Wil und gewann 4:3. Nach einem Eigentor geriet die Lüchinger-Elf in Rückstand, ehe Orhan Ademi egalisierte. Das Widnauer Führungstor – wieder durch Ademi – glich Sylaj postwendend aus, mit 2:2 ging es in die Pause. Wil gelang nach einer Stunde das 3:2. Doch Ademi (77.) und Tobia Walt (91.) brachten die drei Punkte auf die Aegeten. Widnau war mit einem Punkt Vorsprung auf Seefeld Wintermeister, Wil ging mit 24 Zählern auf dem fünften Platz ins neue Jahr.
Sylaj und Hetzel waren im Frühjahr nicht mehr bei Wil. Sylaj schloss sich Erstligist Eschen/Mauren an, Hetzel spielte ab Herbst für die St. Galler U21, wo er beim 3:3 gegen Freienbach, als er zur Pause Stammkeeper Bela Dumrath ersetzte, zur Erstliga-Premiere kam.
Bekanntes Gesicht auf Wils Trainerbank
In der Rückrunde läuft’s für Wil II nicht gut, in 14 Spielen gab es nur zehn Punkte, zuletzt vier Niederlagen in Serie. Auch das letzte Heimspiel gegen Absteiger Bazenheid endete 1:2.
Ein Name sticht aus dem Kader heraus: Nikita Vanins. Der 19-jährige Torhüter ist der Sohn von Andris Vanins, der für Sion und den FCZ total 274 Spiele bestritt und 99-mal für Lettlands Nati auflief. Ein zweiter bekannter Name sitzt auf dem Trainerstuhl: Fabinho. Der 50-jährige Brasilianer begann bei Fluminense in Rio de Janeiro und wechselte 23-jährig zu Wil. Nach einem Abstecher bei Delémont kehrte er zu den Äbtestädtern zurück, mit denen er 2002 in die Super League aufstieg. 2004 wurde er mit Wil durch ein 3:2 gegen GC Cupsieger – auch dank seinen zwei Toren. Nach Wils Abstieg wechselte er zum FC St. Gallen, seine weiteren Spielerstationen waren Schaffhausen und Herisau. Seit 2018 betreut er die Wiler U20.
Saisonvorbereitungen laufen bereits
«Es könnte ein interessantes Spiel werden, Wil II kann noch immer absteigen», sagt Daniel Lüchinger. Weil neben den zwei Letztplatzierten drei der vier Gruppendrittletzten absteigen, könnte Wil II noch von Collombey-Muraz oder Echichens (beide Gruppe 1) überholt werden.
Bei Widnau laufen indes die Vorbereitungen auf die neue Saison. «Hetzel kehrt nach einem Jahr im Wiler und St.Galler Nachwuchs zurück und mit Sylaj kommt ein Offensivspieler mit viel Qualität. Letztes Jahr gab er bei Wil das Debüt in der Challenge League. Zudem haben wir mit Raoul Marino von Au-Berneck einen der Besten im regionalen Fussball für uns gewonnen», sagt der Co-Trainer. Nun steht also das letzte Heimspiel der Saison an. Danach steigt das Aufstiegsfest mit DJ Gottschalk.
Erstliga-Aufsteiger Widnau begrüsst zum Abschluss die Wiler U20