05.09.2018

«Erzählen Sie, wie es früher war»

Die 80- und 85-Jährigen und alle ab 90 aufwärts werden von der Stadt einmal im Jahr zu einem feinen Zmittag eingeladen. An die hundert Altstätterinnen und Altstätter kamen gestern an die Altersfeier im «Lindenhof».

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerDie Altstätter Altersfeier ist jeweils ein ausgesprochen gemütlicher Anlass, nicht zuletzt dank dem musikalischen Rahmen, den gestern die Stossberg-Musikanten machten. Die eine oder der andere hätte zur flotten Musik wohl nicht ungern wieder einmal das Tanzbein geschwungen.Mit 106 Jahren an der Altersfeier dabeiMit Maria Schwager nahm gestern auch die zurzeit älteste Altstätterin überhaupt an dem Anlass teil; sie wird am Stephanstag ihren 106. Geburtstag feiern können. Wie sie bekam auch der älteste anwesende Mann von Stadtpräsident Ruedi Mattle einen Blumenstrauss überreicht. Es war dies Otto Fenk, der wie Maria Schwager im Altersheim Haus Blumenfeld wohnt; er wurde am 13. Juli 94 Jahre alt. Fenk ist allerdings nicht der älteste Altstätter; jenes ist Johann Sonderegger in Lüchingen mit Jahrgang 1920.Wie sich Altstätten in den letzten 100 Jahren verändert hat, machte das Tischset anschaulich, welches vor den Gästen lag. Stadtrat Ruedi Dörig hat dafür alte, digital verfügbare Fotografien aus den Bildarchiven des Kantons und der ETH-Bibliothek zu einer eindrücklichen Collage gestaltet. Darauf zu sehen war unter anderem das «Landhaus», an dessen Stelle heute die Migros steht, oder auch das alte Rathaus – nicht jenes, das dem heutigen weichen musste, sondern das noch ältere, welches 1959 abgebrochen worden war.Menschen scheuen die VeränderungManches sei heute noch gleich wie früher, anderes habe sich verändert, wie sich auch die Gewohnheiten der Menschen verändert hätten, meinte Stadtpräsident Ruedi Mattle. Dabei schätzten die Menschen in der Regel die Veränderung nicht einmal; Veränderungen weckten oft Verlustängste. Interessanterweise mache sich dies kein Politiker zunutze: «Alle versprechen Veränderung, keiner verspricht Stillstand – selbst ich nicht», gab Mattle zu.Kinder lieben Geschichten von früherDie Welt verändere sich aber unaufhaltbar. Umso wichtiger sei es, Altes zu bewahren und Traditionen weiterzugeben. Dazu ermunterte Ruedi Mattle auch die Altstätter Seniorinnen und Senioren: «Geben Sie Ihre Lebenserfahrung weiter, erzählen Sie Kindern, wie es früher war!» Dass dies die Kinder interessiert, weiss er von seiner eigenen Tochter. Selbst in der heutigen, von elektronischen Geräten dominierten Zeit gefielen ihr dieselben Geschichten am besten, mit denen bereits er aufgewachsen sei. Auch um diesen generationenübergreifenden Austausch willen wünschte Mattle allen Altstätter Seniorinnen und Senioren: «Bleiben Sie noch viele Jahre gesund und rüstig!»