«Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen» Das geflügelte Wort aus der Bibel (Apg 5,29) begegnet uns diesen Sonntag im katholischen Gottesdienst. Petrus und seine Mitapostel widersetzen sich der Autorität des Hohen Rates, der höchsten Instanz des jüdischen Glaubens.
Die Apostel erlauben es sich, trotz Verbot, über Jesus zu predigen und werden so dem Rat gegenüber ungehorsam. Ungehorsam zu sein, erscheint heutzutage ohnehin als erstrebenswert und zeitgemäss, wird doch der Gehorsam mit negativen Eigenschaften in Verbindung gebracht wie: mangelnde Selbstständigkeit und Entfaltung, Dummheit, Mutlosigkeit oder Verlust an Freiheit.
Ein falsch verstandener Gehorsam
Sehr gross ist indes die Liste der Beispiele, wie falsch verstandener Gehorsam in autoritären Umfeldern immer wieder zu wahren Katastrophen führt. Gehorsam ist also nichts für Emanzipierte, sondern etwas für die naiven und kleinen Geister.
Aber Achtung: Gott gegenüber waren die Apostel sehr wohl gehorsam. Ihre innere Stimme, ihr Gewissen verlangte es, Gott allein zu gehorchen und damit gleichzeitig die Autorität des Hohen Rates vollständig zu missachten.
Keine folgenschweren Gewissensentscheide
Bekanntlich waren für sie Gefangennahme, Auspeitschung und Ermordung die Quittung dafür. Gehorsam Gott und dem eigenen Gewissen gegenüber hatte und hat bis heute für viele engagierte Menschen oftmals sehr üble Folgen für das eigene Leben.
Umso glücklicher dürfen wir uns schätzen, wenn uns in unserem gut bürgerlichen Leben keine derart folgenschwere Gewissensentscheide abverlangt werden wie damals den Aposteln, welche praktisch allesamt eines gewaltsamen Todes gestorben waren. Beten wir dafür, dass dies so bleiben möge.
Es kann sein, dass Ungehorsam zur Pflicht wird – das ist eine Frage des Gewissens