20.06.2019

FC St.Margrethen: Schmucklos, aber gut

Die Befürchtungen im Winter, die Mannschaft könnte nach gewichtigen Abgängen zurückgereicht werden, erwiesen sich als gegenstandslos. St.Margrethen hat eine topsolide Saison hinter sich.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Keine zehn Minuten fehlten, um den vierten Platz in der Rangliste zu sichern. Weil Ruggell aber noch ausglich, fiel das Team von Leandro Simonelli auf den sechsten Platz zurück, ein schmuckloses Ergebnis für ein weitgehend erfolgreiches Frühjahr. In der Rückrunde holte St. Margrethen 18 Punkte, drei mehr als in der Vorrunde. Es belegt im Jahresklassement den vierten Platz und fiel dennoch um einen Rang zurück.Das sind unaufgeregte Zahlen angesichts der Befürchtungen im Winter: Mit Istrefi und Abazi war der Sturm weg. Der Vorsitz des Vereins war auch vakant, er wird inzwischen von Sepp Hafner ausgefüllt. Für den Angriff kamen zwei Rückkehrer von Au-Berneck: Stefano D’Amico und Lirido Maliqi. Maliqi und Youngster Erolind Sylai waren noch effizienter als ihre Vorgänger. Simonelli reagierte auf den Aderlass, auch der solide Eris war mit Istrefi zu Buchs gezogen, und richtete das Team weniger offensiv aus. «Die Spieler haben super mitgezogen», lobt der Trainer. Nach missratenem Auftakt im Cup (1:6) in Flawil hielten die Spieler das Abstiegsgespenst sofort fern. In den Derbys siegten sie dreimal, nur Altstätten war man nach 2:0-Vorsprung unterlegen.Das Duell mit Au-Berneck um die zweite Rheintaler Kraft hinter Altstätten ging auch an St. Margrethen. Der Nachbarverein ist immer wieder ein Adressat und Empfänger für und von Transfers. Die bilaterale Bilanz fällt positiv aus: Die Spieler, die 2018/19 in beiden Vereinen kickten, haben auf der Rheinau mehr bewegt. Ein Wermutstropfen war das 0:10 gegen Weesen. Erfreulich war dagegen, wie die Mannschaft darauf reagiert hat: Mit einem souveränen Sieg in Au.Mit Simonelli hatte der zurückgetretene Präsident Natal Schnetzer einen Glücksgriff getan, wie er ihm nicht immer vergönnt war. Der Brasilianer hat vor einem Jahr den Klassenerhalt gesichert, die Mannschaft konstanter gemacht und ein, zwei junge Spieler – viel mehr ist in St. Margrethen nicht vorhanden – besser gemacht. Er sagt, er habe die Arbeit im Club geschätzt. Dennoch zieht der 46-Jährige weiter: Zu den Bundesliga-Spielerinnen des FC Vorderland in Vorarlberg. Er arbeitete vor seiner St. Margre­ther Zeit zwei Jahre bei den Frauen des FC St. Gallen, war der erste Trainer von St. Gallen-Staad in der NLB, allerdings nur ein halbes Jahr. «Ich habe gern mit den Frauen gearbeitet», sagt er, «die Möglichkeit, mit einer früheren Nationaltorhüterin und Nachwuchsinternationalen zu trainieren, konnte ich nicht ablehnen.»Bei St. Margrethen wird nun Daniele Polverino Trainer, er war bis im April in Rebstein. Eris kehrt zurück, die meisten Spieler haben für eine weitere Saison zugesagt. Viel dürfte sich nicht ändern, der Verein hat den Sparkurs ausgerufen – und hat so schon mal ein halbes Jahr Erfolg gehabt.Die personelle Kontinuität verspricht kurzfristig ein weiteres Dasein im Mittelfeld. Auf St. Margrethen kommt aber ein strukturelles Problem hinzu: Die Leistungsträger werden älter, bei vielen ist der Rücktritt nicht mehr fern. Massen an Talenten rücken nicht nach: Die höchste Nachwuchsmannschaft sind die Junioren C, die Dritte in der 2. Stärkeklasse geworden sind.