Fussball 29.04.2025

FC Widnau vor Spiel zwei in der englischen Heim-Woche

Der FC Widnau steckt in einer englischen Woche mit drei Heimspielen in Folge: 78 Stunden nach dem Abpfiff des Spiels gegen Schaffhausen II, geht das Lüchinger-Team wieder auf Punktejagd.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert am 29.04.2025

Der FC Widnau steckt in einer englischen Woche mit drei Heimspielen in Folge: 78 Stunden nach dem Abpfiff des Spiels gegen Schaffhausen II geht das Lüchinger-Team wieder auf Punktejagd. Abendspiele in Widnau mussten bislang auf dem Neben- oder dem Kunstrasenplatz ausgetragen werden, weil der Hauptplatz kein Flutlicht hatte. Seit dem Winter ist dies behoben: Nun ist auch «Platz 1» beleuchtet.

Am Mittwoch, 20 Uhr, geht das erste Spiel mit Flutlicht auf dem Aegeten-Hauptplatz über die Bühne. Zu Gast ist ein Verein mit bewegter Geschichte: Chur 97. Für die Teams lief es am Wochenende unterschiedlich. Widnau hatte es mit einem bärenstarken Schaffhausen II zu tun und verlor 0:3, während die Bündner bei Schlusslicht Bazenheid 8:3 siegten und in der zweiten Hälfte sechsmal trafen.

Der FC Chur wurde 1913 gegründet – den Namen behielt der Club bis 1997. Die erfolgreichste Zeit hatte der Verein zwischen 1987 und 1993, als er der zweithöchsten Liga, der damaligen Nationalliga B, angehörte. Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre waren ein paar bekannte Namen in Chur – etwa Vladimir Petković, der bis 2021 die Schweizer Nati trainierte. Ein anderer war Europameister: Ladislav Jurkemik gewann mit der Tschechoslowakei 1976 den EM-Final gegen Deutschland. Nach seinem Engagement bei St. Gallen war der 57-fache Nationalspieler zwischen 1989 und 1992 Spielertrainer beim FC Chur.

Dreier-Fusion 1997 zu Chur 97

Die Euphorie hielt nicht an: Es folgten ernüchternde Jahre, die mit der Fusion zwischen dem FCC, dem FC Neustadt und dem SC Grischuna mündeten. Am 1. Juni 1997 wurde die erste Seite in der Geschichte des neuen Vereins aufgeschlagen, der aufgrund des Gründungsjahrs «Chur 97» getauft wurde.

Es ging im Schnellzugstempo voran: 1998 waren die Bündner noch Drittligist, bis 2001 marschierten sie in die erste Liga durch, wo sie bis 2005 blieben. In den folgenden elf Jahren war Chur 97 eine Liftmannschaft: Viermal stieg das Team auf, fünfmal ab. Sobald man den Sprung in die 1. Liga geschafft hatte, folgte postwendend der Abstieg. 2014 wurden die Rot-Weiss-Schwarzen bis in die regionale 2. Liga durchgereicht, der direkte Wiederaufstieg in die Interregio gelang 2016. Seit neun Jahren segelt Chur 97 in ruhigeren Gewässern. Die Saisons schloss der Club jeweils auf guten Mittelfeldplätzen ab, ohne nach vorne mitzureden, aber auch ohne in Abstiegsgefahr zu geraten. Eine Ausnahme war 2019/20, als Chur nach elf Spielen mit sechs Punkten Vorsprung führte und es nach einem erneuten Aufstieg aussah. Dann kam Corona und der Spielbetrieb wurde abgebrochen.

Chur in der Statistik leicht vorn

Widnau und Chur begegneten sich zuletzt oft. In den letzten zehn Jahren standen sie sich 13-mal in der Interregio gegenüber. Sechsmal hiess der Sieger Chur, fünfmal Widnau, zweimal trennte man sich unentschieden. An das Spiel in der Vorrunde am 2. Oktober 2024 haben die Rheintaler gute Erinnerungen. Dank Toren von Ivan Ivic und Ceyhun Tüccar führte Widnau 2:0, ehe Chur durch Tiziano Stolz noch auf 2:1 verkürzen konnte (93.).

Apropos Tiziano Stolz: Der 21-Jährige ist für Chur die offensive Grundversicherung. Von bisher 36 Toren der Churer hat Stolz 15 Tore erzielt – über 40 Prozent. Beim 8:3 in Bazenheid war er zweimal erfolgreich, während der 27-jährige Resandan Yogarajah, der bis auf einen zweijährigen Abstecher zum FC Ems sein gesamtes Fussball-Leben bei Chur 97 verbrachte, viermal traf. Trainer ist Aleksandar Zarkovic, mit Jahrgang 1993 einer der Jüngsten seiner Zunft. In seiner Aktivzeit war er unter anderem bei Schaffhausen, Vaduz und Balzers.

Im Hinrundenspiel siegte Widnau 2:1

Widnau möchte auf die Siegerstrasse zurück. Seit dem 1:0 gegen Bazenheid am 6. April hat der Leader in drei Spielen nicht gewonnen. «Gegen Schaffhausen II hatten wir unsere Möglichkeiten in der ersten Halbzeit», sagt Trainer Andreas Lüchinger. «Wir haben sie einfach zu wenig sauber zu Ende gespielt und in der einen oder anderen Aktion war Pech dabei. Beim 0:1 kurz vor der Pause waren wir kurz unachtsam.» Bis zum 0:2 nach gut 60 Minuten spielte Widnau gut mit: «Es war eine Stunde lang ein ganz gutes Spiel von uns», sagt der Trainer, «doch danach war die Luft ein bisschen draussen.»

So sieht es auch sein Bruder, Co-Trainer Daniel Lüchinger: «Ich habe gegen Schaffhausen II in der ersten Hälfte ein sehr gutes Spiel gesehen.» Chancen waren da. «Klar hätten wir in Führung gehen können, aber der Gegner war uns in allen Belangen überlegen. Uns war klar: Geraten wir gegen eine solche Mannschaft in Rückstand, spielt sie ihre ganze Klasse aus.»

Das Spiel hinterliess auch im medizinischen Bereich Spuren: Tobia Walt musste nach einer guten halben Stunde verletzt ausgewechselt werden und fehlt gegen Chur. Auch verletzt sind Timo Faleschini, Carlos de Almeida und seit Herbst Kevin Egbon. Fraglich ist Alessio de Simeis, der am Sonntag nach dem Spiel gepflegt werden musste. Daniel Lüchinger: «Wir müssen das Training vom Dienstag abwarten, damit wir wissen, wer am Mittwoch spielen kann.»

Andreas Lüchinger erwartet starke Churer: «Sie sind immer unangenehm, sehr bissig und aggressiv. Doch wenn wir den Platz an der Sonne behalten möchten, müssen wir sie zu Hause besiegen.» Daniel Lüchinger: «Chur hat mit dem hohen Sieg in Bazenheid Selbstvertrauen getankt. Aber spielen wir wieder so wie in der ersten Hälfte gegen Schaffhausen II, wird es schwer gegen uns. Das Spiel am Sonntag hat aber enorm Kraft gekostet, daher denke ich, dass es erneut kein leichtes Spiel wird.»

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.