22.09.2019

Finaler Bühnenrausch mit viermal Hanna

Das Kulturbrugg-Festival im «Madlen» endete mit einer zufriedenstellenden Bilanz und Gardi Hutters grösstem Fan im Publikum.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelEine Kerze brennt, Hände klopfen auf ein Tambourin. Mystisch in bläulichem Scheinwerferlicht beginnt das Programm «Gaia Gaudi», bei dem Gardi Hutter als Hanna erst mal ungewöhnlich still und leblos wirkt. Doch nur kurz. Gardi Hutters Tochter Neda Cainero, Sohn Juri Cainero und die Schwiegertochter Beatriz Navarro gestalten das Stück mit und so wirbelt bald das pralle Leben über die Bühne des Kinotheaters Madlen. Ein vielschichtiges gemeinsames Werk Im Familienstück wird geboren und gestorben, es dreht sich um Mutter Erde, die Urmutter Gaia, woher der Titel des Programms stammt. Hanna packt den Koffer und sagt tschüss, lässt den Jungen Platz – doch die Wiedergeburt lässt nicht lange auf sich warten. Wie gut. Da stehen plötzlich vier Hannas in einer Reihe und hängen Socken an die Wäscheleine. Zwischendurch führt sich Hanna als Majestät auf, sieht zu, wie sich die junge Generation entwickelt, in verschiedene Kostüme schlüpft und mit Effekten, Tanz und Gesang unterhält. Gardi Hutter brabbelt dazu in allen möglichen Stimmungslagen und lässt ihre meisterhafte Gestik und Mimik spielen. «Dieses Gesicht, dieses Augenrollen!» Begann jemand zu kichern, lachte rasch der ganze Saal. Im Publikum sass auch Mummenschanz-Mitgründerin Floriana Frassetto, die befreundet ist mit Gardi Hutter und das Stück bereits in Zürich sah. «Ich bin ihr grösster Fan», sagte sie. Fans hat die Clownin nach jahrzehntelangem Schaffen – sie ist seit 1981 mit ihrer Hanna unterwegs – und unzähligen Auftritten auf der ganzen Welt. Doch im «Madlen» in Heerbrugg blieben viele Stühle leer. Er sei überrascht, sagte Kinotheater-Betreiber Pascal Zäch. Er hätte erwartet, dass Gardi Hutter, die gebürtige Altstätterin, vor vollem Saal auftreten könne, wenn sie wieder mal im Rheintal sei. Umso familiärer war die Stimmung beim Auftritt. Gardi Hutter nahm Kontakt mit den Besuchern auf, rempelte sich mit ihrer Schürze durch die Sitzreihen und umarmte spontan Gäste. Diese dankten es mit schallendem Gelächter. Die Idee des Festivalshat sich durchgesetzt Das Kulturbrugg-Festival verzeichnete mehr Besucher als im Vorjahr und mit der vierten Ausgabe scheint auch die Idee, eine Brücke zwischen Kulturbereichen zu schlagen, angekommen zu sein. Der stärkste Tag der neuntägigen Festivalreihe war der Donnerstag, als das Vorarlberger Geschwisterpaar Stefan Vögel und Maria Neuschmid ein Eheseminar im ausverkauften «Madlen» präsentierte. Pascal Zäch freut sich: «Wir möchten, dass sich Konzertbegeisterte auch mit einem Vortrag auseinandersetzen können. Und Musikinteressierte sich für Kabarett begeistern lassen.» Sein schönster Moment war, als Salut Salon im Scheinwerferlicht erschienen. «Bereits mein Vater Aldo Zäch wollte das Frauenquartett engagieren. Leider kam immer etwas dazwischen – Tourplan, Finanzen –, doch nun klappte es.» Pascal Zäch will mit seinem Team und den Sponsoren das Kulturbrugg-Festival nächstes Jahr im bisherigen Stil weiterführen, wieder im September und mit einem kulturüberbrückenden Programm. HinweisWie Gardi Hutter jodelt, zeigt ein Video auf rheintaler.ch