Dieser Tage wurde ein neuer Innerrhoder Eintrag in der Onlineausgabe des Historischen Lexikons der Schweiz HLS aufgeschaltet. Es handelt sich um die Biografie von Maria Magdalena Locher-Moser (1864 – 1944), die nach dem Tod ihres Mannes 1898 zwanzig Jahre lang die Oberegger Brauerei Krone führte. Zu finden ist er unter www.hls-dhs-dss.ch. Die Familie Locher betrieb an der Dorfstrasse von 1852 bis 1972 den Brauerei- und Wirtschaftsbetrieb Krone. Die stattlichen Gebäulichkeiten wurden 1994 abgerissen, nachdem die neue Besitzerin Calanda Bräu AG die Brauerei über Jahre als Lager verwendet hatte. Auch die bis zuletzt betriebene Wirtschaft Krone verschwand. Verloren ging auch eine Erinnerung an Magdalena Locher, denn die beiden prägendsten Gebäude, das hohe Sudhaus und das Maschinenhaus, waren unter der Führung der Oberegger Wirtschaftsfrau gebaut worden.
Entstanden aus einer Maturaarbeit
Der Artikel im Historischen Lexikon der Schweiz wurde laut einer Medienmitteilung von Benedikt Büsser, einem Urenkel von Magdalena Locher, und dem Oberegger Historiker David Aragai verfasst. Anstoss gab die Maturaarbeit von Benedikt Büsser, die sich mit dem Leben seiner Vorfahrin auseinandersetzte. Der Artikel beleuchtet einen Teil der von der Geschichtsschreibung immer noch recht stiefmütterlich behandelten Innerrhoder Wirtschaftsgeschichte und ist ein Beitrag zur Frauengeschichte des Appenzellerlands.
Dabei ist das Leben von Magdalena Locher sowohl typisch als auch atypisch für eine Frauenbiografie ihrer Zeit. Atypisch, weil sie zwanzig Jahre lang das grösste Industrieunternehmen in Oberegg führte. Typisch, weil sie sich als Witwe als Besitzstandswahrerin und Verwalterin für ihre Söhne verstand und den Gastbetrieb führte.
Nur wenige Artikel über Frauen
Biografische Artikel über Frauen sind im Historischen Lexikon der Schweiz bis heute stark in der Minderzahl im Gegensatz zu den Männerartikeln. Eine Zählung von 2019 ergab, dass nur rund fünf Prozent von allen biografischen Artikeln Frauen betrafen. Das liegt nicht nur daran, dass Frauen lange Zeit eine kleinere Rolle im öffentlichen Leben spielten, sondern auch, weil Lebensgeschichten wie diejenige von Magdalena Locher bis heute zu wenig erzählt worden sind. Der neue Artikel im HLS leistet hierzu einen Beitrag.
Frauengeschichte neu entdeckt: Das Wirken von Magdalena Locher wird gewürdigt