Dieser ist kein Unbekannter: Erst vor vier Wochen waren die Zürcher letztmals auf der Aegeten zu Gast. An das Erstliga-Spiel am Bettag haben die Widnauer keine allzu guten Erinnerungen. Bis in die Nachspielzeit lief es ausgezeichnet: Der eingewechselte Lars Ivanusa hatte den Aufsteiger in der 62. Minute mit seiner ersten Ballberührung nach toller Vorarbeit von Noah Thönig in Führung gebracht. Widnau stand kurz vor dem ersten Saison-Heimsieg.
Doch dann kam es knüppeldick: Die Zürcher erzielten in Minute 91 durch Marc Kramer das 1:1. Und vier Minuten später war Cornel Luis Bandli dafür verantwortlich, dass den Widnauern buchstäblich die Felle davonschwammen und sie statt der erhofften drei Punkte, die fast auf dem Silbertablett lagen, keinen einzigen Zähler ins Trockene brachten.
«Es war sehr bitter», sagt Diego Liechti, der Widnauer Captain. «Bis zur 91. Minute lagen wir 1:0 in Führung. Diese Niederlage hat uns sehr wehgetan, die drei Punkte wären enorm wichtig gewesen.» Höngg wäre schlagbar gewesen. «Wir haben zum Schluss etwas die Orientierung verloren und wurden in der 95. Minute gnadenlos ausgekontert», sagt Liechti und fügt an: «In der 1. Liga müssen wir in dieser Situation routinierter und klüger spielen, damit wir wenigstens den einen Punkt mitnehmen.» Höngg feierte einen nicht mehr erwarteten Sieg. Der Trainer der Gäste, Stefan Goll, sagte nach dem Spiel: «Ein Krimi ist langweilig dagegen.»
Einige Widnauer Spieler sind fraglich
Nun hat der FC Widnau erneut die Chance, dem SV Höngg ein Schnippchen zu schlagen. «Der Vorteil für die Erstligateams im Cup ist, dass nur noch zwei Runden überstanden werden müssen», sagt Liechti. «Mit Höngg kommt ein schlagbarer Gegner auf die Aegeten. Und wir haben da ja noch eine Rechnung offen», so Liechti mit einem Augenzwinkern.
Ganz aus dem Vollen schöpfen können die Einheimischen nicht. Neben den beiden Langzeitverletzten Kevin Egbon und Ceyhun Tüccar sind auch Daniel Lässer, Timo Faleschini, Mika Metzler, Luca Giorlando und Finn Metzler fraglich. «Dennoch müssen wir versuchen, mutiger zu spielen», so der Captain. Der Fokus der Widnauer liege klar auf der Meisterschaft. Das heisse aber nicht, dass das Team am Sonntag nur mit 99,9 Prozent bei der Sache ist: «Der Cup ist natürlich auch sehr spannend. Das haben wir in den vergangenen Jahren gesehen. Wir hatten stets Losglück.»
Spiel gegen FCSG als Clubhighlight
Dieses Losglück brachte dem FCW in den letzten vier Jahren drei Begegnungen mit Oberklassigen. Eines war ein absolutes «Jahrhundertspiel», eines aus der Kategorie «Davon erzählen wir noch unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln». Am 20. August 2023 schaute nicht nur das Rheintal, sondern die ganze Schweiz nach Widnau: Der interregionale Zweitligist empfing den grossen FC St.Gallen. Aus dem Sportplatz Aegeten wurde temporär die Aegeten-Arena mit einem Fassungsvermögen von 6350 Fans. Natürlich war das Spiel ausverkauft: ein Zuschauerrekord für das Rheintal, der noch eine schöne Weile bestehen bleiben dürfte. Auch das Wetter passte mit herrlichem Sonnenschein und tropischen Temperaturen zum Volksfest.
Der Hexenkessel explodierte förmlich, als Kevin Egbon in der 19. Minute von links ins Zentrum flankte und Timo Faleschini in vollem Lauf die 1:0-Führung für den Aussenseiter buchte. Die Offensivabteilung des Stadtclubs biss sich an Widnau die Zähne aus. Zwar ging das Spiel schlussendlich verloren, aber «nur» mit 1:2. Wie sich die Rheintaler gegen den übermächtigen Gegner wehrten, löste Verwunderung aus. Dass das Team nach dem Spiel stehende Ovationen geniessen durfte, hatte es sich verdient. Das sind Geschichten, wie sie eben nur der Cup schreibt. «So ein Spiel wie jenes gegen St.Gallen vergisst man nicht so schnell», sagt Liechti. Es ist das Highlight der Clubhistorie des vor gut 94 Jahren gegründeten FCW.
Dann waren auch noch Bellinzona (2022) und die Grasshoppers (2021) zu Gast. Die Spiele endeten gegen die Tessiner 1:4 und gegen GC 0:5. Nun kann Widnau am Sonntag einen neuen Anlauf nehmen. Nimmt das Gonzalez-/Lüchinger-Team erfolgreich Revanche für die Liga-Niederlage vor einem Monat, steht die zweite Runde am 14. März 2026 an. Setzen sich die Rheintaler auch dann durch, spielen sie in der ersten Cup-Hauptrunde. Und wer weiss: Vielleicht wäre den Widnauern die Losfee auch ein viertes Mal gut gesinnt.
Gelingt Widnau im Cup gegen den SV Höngg die Revanche?