15.06.2018

Grenzwache greift immer weniger Illegale auf

Die Zeit, in der viele Asylsuchende über Ostschweizer Grenzen in die Schweiz einreisten, ist vorbei. Das zeigen Zahlen des Grenzwachtkorps und des Staatssekretariats für Migration. Sie bestätigen einen Trend.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Die Anzahl neuer Asylgesuche in der Schweiz ist rückläufig. 2015 waren es 39523 Gesuche, die beim Staatssekretariat für Migration eingegangen sind, zwei Jahre später nur noch 18088. Im laufenden Jahr könnte die Zahl noch tiefer werden. Bis Mai haben 6574 Asylsuchende einen Antrag gestellt, im Vorjahr waren es bis zum gleichen Zeitpunkt 7489. Das entspricht einem Rückgang um mehr als zwölf Prozent.Diese Zahlen sind auch auf das Abreissen des Flüchtlingsstroms aus Syrien, Irak und Afghanistan zurückzuführen. Dass nicht mehr so viele Flüchtlinge aus diesen Staaten in die Schweiz kommen, bedeutet nicht, dass es dort sehr viel ruhiger geworden ist. Gerade Syrien war während der heftigen Bombardements in der Region Ost-Ghouta auch in diesem Jahr stark in den Schlagzeilen. Ebenso Afghanistan, wo beinahe täglich Anschläge stattfinden. Etwas ruhiger ist es lediglich im Irak, wo der IS keine Territorien mehr hält. Die Ruhe ist aber äusserst fragil.532 syrische Staatsbürger haben in diesem Jahr bisher in der Schweiz um Asyl ersucht. 428 der Gesuchsteller stammen auf Afghanistan, 241 aus dem Irak. An der Spitze der Herkunftsländer steht Eritrea mit 1375 Asylgesuchen. Diese Zahlen sind – teils stark – tiefer als im Vorjahr.Nicht jeder Aufgegriffene stellt ein AsylgesuchDie Zahlen des Grenzwachtkorps untermauern die Tendenz. Sie erfassen etwas anderes: Das GWK listet auf, wie viele rechtswidri­- ge Aufenthalter es in den Grenzregionen aufgreift. Der Unterschied zu den SEM-Zahlen besteht darin, dass nicht jeder illegal Aufgegriffene in der Schweiz ein Asylgesuch stellen will. Es kann auch sein, dass diese Personen auf der Durchreise sind, ihr Ziel ein anderes Land ist. Trotzdem geben auch die GWK-Zahlen einen Einblick in die aktuellen Migrationsbewegungen.Von Januar bis April 2018 hat das GWK schweizweit 6224 rechtswidrige Aufenthalte festgestellt. Das ist deutlich weniger als in der gleichen Zeitspanne des Vorjahrs (9591). Am meisten Aufgriffe gibt es im Tessin: 1824 sind es dort bisher in diesem Jahr.In der Ostschweiz gibt es nur wenige AufgriffeDas Rheintal gehört zur GWK-Region III, die die Kantone St. Gallen, beide Appenzell, Graubünden und das Fürstentum Liechtenstein umfasst. Hier ist die Zahl besonders tief: 265 Personen (4,6 Prozent) wurden in den ersten vier Monaten dieses Jahres in der Ostschweiz aufgegriffen. Auch diese Zahl ist deutlich tiefer als im Vorjahr – und sehr viel tiefer als im Herbst 2015, als die Region III das Tessin an der Spitze dieser Rangliste vorübergehend abgelöst hatte. Die Werte waren sehr hoch: Im September 2015 waren es 1443 Aufgriffe, im Oktober 1562, im November 1792.Es war die Zeit der grossen Flüchtlingsströme über die Balkanroute, wobei vor allem Personen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak in der Schweiz Schutz suchten. Der Zivilschutz hatte im Rheintal verschiedene Notunterkünfte geöffnet, stand lange in Einsatzbereitschaft und leistete viele Arbeitsstunden. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass ein solches Engagement wohl nicht so schnell wieder nötig wird.Remo Zollinger