Die Finanzmärkte sind ständig in Bewegung – doch die Wall Street in New York scheint besonders unberechenbar geworden zu sein. Wer versteht das besser als Jens Korte, der seit 1998 in New York lebt und täglich von der New Yorker Börse berichtet. Der Wirtschaftsexperte und Journalist, der für Medien wie das Schweizer Fernsehen (SRF), die Deutsche Welle und n-tv arbeitet, nahm 190 Gäste der Raiffeisenbank Rebstein / Marbach im ri.nova-Saal mit auf eine spannende Reise durch die US-Wirtschaft. Dabei zeigte er, wie die politischen Entscheidungen von Donald Trump nicht nur den amerikanischen Markt betreffen, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf den internationalen Handel und unseren Alltag haben.

Wall Street und die turbulente Ära Trump
Die Frage, die viele beschäftigt, ist: Wie geht es weiter mit der US-Wirtschaft? Unter Präsident Donald Trump hat sich die Wall Street von einem stabilen Markt zu einem unberechenbaren Spielfeld entwickelt. Korte erklärte, dass die USA aktuell in einer besonders herausfordernden wirtschaftlichen Phase stecken, die an die Finanzkrise von 2008 erinnert.
Besonders heftig reagierten die Aktienmärkte vor wenigen Wochen, am 2. April. Dem «Liberation Day», als Donald Trump neue Strafzölle auf Importe aus über 180 Ländern verkündete. Die Kurse fielen, da die Investoren befürchteten, der Handelskrieg zwischen den USA und anderen Ländern, vor allem China, könne die Weltwirtschaft destabilisieren. Doch in den letzten Wochen haben sich die Märkte erstaunlich schnell erholt. «Trotz der anfänglichen Verluste haben sich die Indizes mittlerweile wieder stabilisiert, was zeigt, wie schnell sich die Stimmung an der Wall Street ändern kann», sagte Korte.
Donald Trump verfolgt eine Politik des Protektionismus: Zölle auf Importe und eine verstärkte Produktion im eigenen Land sollen Amerika wieder zur führenden Wirtschaftsmacht machen. Doch diese Strategie hat weitreichende Konsequenzen, nicht nur für die USA, sondern auch für die Weltwirtschaft.
Steigende Preise und eine Anekdote aus dem Alltag
Jens Korte lockerte das komplexe Thema immer wieder mit Anekdoten aus seinem eigenen amerikanischen Alltag auf – sehr zum Amüsement der Anwesenden. Ein kurioser Trend in den USA, ausgelöst durch die stark gestiegenen Lebensmittelpreise, war, dass immer mehr Amerikaner begannen, eigene Hühner zu halten, um sich den teuren Eierkauf zu sparen. «In den USA kostet ein Dutzend Eier immer noch 200 Prozent mehr als noch vor einem Jahr», erklärte Korte. In seiner Nachbarschaft in Brooklyn würden die Hühner der Nachbarn regelmässig auf den Gartenmöbeln anderer ihr Geschäft verrichten, ein Hahn habe die Leute frühmorgens geweckt.
Was auf den ersten Blick absurd erscheint, zeigt jedoch, wie stark wirtschaftliche Entscheidungen das tägliche Leben der Menschen beeinflussen.
Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft
Doch es sind nicht nur die Amis, die von dieser Politik betroffen sind. Korte machte deutlich, dass auch die Schweiz nicht unberührt bleibt. «Was in den USA passiert, betrifft uns alle», betonte Korte. «Denn die USA sind nach wie vor eine der grössten Volkswirtschaften der Welt, und was dort passiert, hat unmittelbare Auswirkungen auf uns.»
Die Zölle, die Trump auf Importe aus anderen Ländern erhebt, beeinflussen den internationalen Handel und könnten auch die Preise für Produkte in der Schweiz steigen lassen. So bekommen nicht nur die Amerikaner die Folgen dieser Politik zu spüren, sondern auch wir hier in Europa.
Tipps für Anleger vom Experten
Am Ende stellte Korte die grosse Frage: Wie geht es weiter mit der US-Wirtschaft? Die USA haben in der Vergangenheit eine besondere Stellung in der Weltwirtschaft eingenommen – eine Art Führungsrolle. Doch ob sie diese Rolle auch künftig spielen werden, ist unsicher. Trump setzt auf eine Politik, die die USA von der Weltwirtschaft abkapseln will, was das Vertrauen in die Führungsrolle der USA schwächen könnte.
«Wir befinden uns in einer Phase der Unsicherheit», sagte Korte. Er rät jedoch, die Entwicklungen ruhig und aufmerksam zu beobachten. In turbulenten Zeiten seien Geduld und eine langfristige Perspektive gefragt. Für Anleger empfiehlt Korte, sich nicht von kurzfristigen Schwankungen leiten zu lassen, sondern strategisch und gut informiert zu handeln. Zwar sei die Unsicherheit an den Märkten hoch, doch sie biete auch Chancen, wenn man die richtigen Entscheidungen trifft.
Handelskrieg und Hühnerhaltung: Was Trumps Politik für uns bedeutet