02.10.2022

Heim-Derbysieg für den FC Au-Berneck im Dauerregen

Der Tabellenletzte, der FC St. Margrethen, machte dem FC Au-Berneck 05 im Derby das Leben schwer. Erst zwei Minuten vor Schluss stand der Sieg der Einheimischen definitiv fest. Da gelang Daniele Varano das 2:0.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert am 02.11.2022
Es lief die 88. Minute. Au-Berneck führte 1:0 und hatte seit dem Platzverweis gegen St. Margrethens Sheval Ljatifi (65.) einen Mann mehr. Mario Zivic kam auf Höhe Mittellinie an den Ball. «Chum, Mario, bring an schöna Ball», hörte man einen Auer Ersatzspieler von der Bank rufen – und Zivic brachte einen solchen; einen genauen Pass auf Daniele Varano, der dem guten St. Margrethen-Keeper Bejadin Sazimadoski keine Abwehrmöglichkeit liess und das 2:0 erzielte.Au-Berneck jubelte ausgelassen. Es war ein Jubel der Befreiung, denn die 87 vorherigen Minuten waren ein hartes, ein sehr hartes Stück Arbeit für die Degern-Elf.Auch St. Margrethen mit guten ChancenDer 1. Oktober war kein Tag, an dem man gern nach draussen ging. Eine Tasse Tee und ein gutes Buch vor einem knisternden Kaminfeuer wäre gegenüber des strömenden Regens angenehmer gewesen. Doch immerhin wollten 200 Fans das Nachbarderby sehen. Dieses war nicht hochstehend, was aber vor allem am von Minute zu Minute schwerer bespielbaren Rasen lag. Spannend war der Match allemal, denn St. Margrethen hatte sich viel vorgenommen, wollte das jüngste 1:7 gegen Vaduz II vergessen machen.Und das war spürbar. Nachdem Bejadin Sazimanoski gegen den Auer Goalgetter Flamur Bojaxhi abwehrt hatte, verzeichnete St. Margrethen die erste ganz dicke Chance, Nurkan Ibrahimi traf alleine vor Fabio Staudacher aber nur den Pfosten. Die Auer waren also gewarnt. Wer dachte, dass das Spiel werde ein Spaziergang für Hausherren werde, rieb sich die Augen. Dann glich sich die Statistik der Topchancen aus. Varano kam im Strafraum an den Ball und hätte sich die Ecke aussuchen können. Das Tor stand sperrangelweit offen, Blerim Adzijaj klärte aber im letzten Moment auf der Linie.[caption_left: St. Margrethens Torhüter Bejadin Sazimanoski zeigte eine gute Partie.]In Minute 28 standen die Gäste nochmals nahe am Führungstor. Innenverteidiger Giovanny Popescu entschärfte den Schuss vom rechten Flügel der St. Margrether, Patrick Gonzalez Stemer, mit einer sehenswerten Rettungsaktion. Zehn Minuten vor der Pause profitierte Sarujan Pirabakaran von einem Fehler in der Gästeabwehr. Sein Pass landete bei Bojaxhi. St. Margrethens Spielertrainer Shoshi wollte klären, traf aber den Stürmer. Schiedsrichter Hofmann zögerte nicht und gab Penalty. Zivic liess sich nicht zweimal bitten und erzielte das 1:0. Nur eine Minute später prüfte Pirabakaran Torhüter Sazimanoski, der sicher hielt. Auf der Gegenseite probierte es Ibrahimi nochmals, aber Staudacher verstand sein Handwerk bestens und hielt die Null fest.Ljatifis Platzverweis erweist sich als der KnackpunktIn der Pause wechselte St. Margrethen, Furkan Sarac kam für Adzijaj. Nebst einer gelben Karte für Ahmet Cetinkaya tat sich nun wenig. Die Teams hatten Mühe mit den Bedingungen, der Regen hatte während der Pause an Intensität zugelegt. Bojaxhis Pfostenschuss in der 62. Minute war dann der Auftakt in eine unterhaltsame Schlusshalbstunde. Drei Minuten später kam Varano auf Rechts an den Ball, Ljatifi wollte ihn stoppen, kam aber zu spät und erwischte den Auer Offensivmann voll. Das Verdikt war klar: Rot. Es gab kurze Diskussionen, aber eigentlich wussten alle Akteure, dass die Karte gerechtfertigt war. In Überzahl hatten die Gastgeber das Spiel besser im Griff, St. Margrethen setzte Nadelstiche. So Ibrahimi, der in der 74. Minute plötzlich allein vor Staudacher auftauchte, dieser hielt aber. Ein allfälliger Treffer wäre wohl wegen einer Offsideposition aberkannt worden. Sazimanoski zeichnete sich ebenfalls durch zwei sehenswert gehaltene Schüsse von Varano und Bojaxhi aus, ehe Zivic den «schönen Ball» brachte und Varano zum 2:0 vollendete. In der Nachspielzeit verhinderte der St. Margrether Torhüter gegen den eingewechselten Gabriele Lamorte und Varano mehr Gegentore, ein 3:0 wäre aber definitiv ein zu hoher Sieg gewesen.[caption_left: Au-Berneck jubelte ausgelassen über das zweite Tor - es war ein Jubel der Erleichterung.]Für Au-Berneck sind die drei Punkte eine grosse Erleichterung. St. Margrethen betrieb viel Aufwand, spielte gut mit und bei manch einer Aktion stellte sich die Frage, ob da wirklich der Tabellenletzte am Werk war. Eine Leistungssteigerung gegenüber dem Vaduz-Spiel war erkennbar, aber was fehlt, ist ein Punktezuwachs. Nun reisen die Auer zum Tabellenführer nach Vaduz, der FC St. Margrethen empfängt mit Ems ein Team aus dem oberen Drittel. Die Aufgaben werden nicht einfacher.Nachgefragt«Der Auer Sieg war verdient»Kevin Jung (Co-Trainer Au-Berneck): «Es war für beide Mannschaften extrem schwierig, bei diesen Bedingungen zu spielen. Leider haben wir die erste grosse Chance durch Varano nicht genutzt und im Gegenzug Glück  gehabt, dass St. Margrethen nur den Pfosten getroffen hat. Glück hatten wir auch, als Popescu spektakulär kurz vor der Linie rettete. Nach dem Platzverweis hatten wir das Spiel im Griff. Die drei Punkte in einem schwierigen Spiel sind ganz wichtig für uns.»[caption_left: Au-Bernecks Co-Trainer Kevin Jung.]Fredi Britt (Präsident St. Margrethen): «Schade. In der ersten Halbzeit waren wir ebenbürtig, hatten sogar gute Chancen, um in Führung zu gehen. Aber wegen einem Fehler in der Verteidigung gerieten wir in Rückstand. Dann haben wir uns mit der roten Karte, die gerechtfertigt war, selber geschwächt. Die Bedingungen waren alles andere als angenehm, aber der Auer Sieg in diesem fairen Derby mit sonst nur drei gelben Karten ist schlussendlich verdient.»Au-Berneck – St. Margrethen 2:0 (1:0)Degern – 200 Zuschauer – SR: Hofmann.Tore: 36. Zivic (Penalty), 88. Varano.Au-Berneck: Staudacher; C. Lamorte (72. Boehrer), Popescu, Marino, F. Dierauer; Zivic (90. P. Pirabakaran); Lufi (82. Ga. Lamorte), Lakna (75. F. Lamorte), Varano, S. Pirabakaran (89. Sopi); Bojaxhi.St. Margrethen: Sazimanoski; Ljatifi, Adzijaj (46. Sarac), Shoshi, Prenaj; Gonzalez (67. Osmani), Cetinkaya, Shala (77. Gashi), Imeri; Aktas, Ibrahimi (91. Simonelli). Gelbe Karten: 35. Shoshi, 49. Cetinkaya, 79. S. Pirabakaran.Rote Karte: 65. Ljatifi.