Die Delegierten des Zweckverbands Rheintaler Binnenkanal sowie besonders Ratsmitglieder, die seit Anfang Jahr in Rheintaler Gemeinden im Amt sind, informierten sich im Anschluss an die Delegiertenversammlung des Zweckverbandes in Berneck über den Stand des Hochwasserschutzprojekts am Rheintaler Binnenkanal. Neben der Vorstellung des Projekts durch Roland Hollenstein, NRP Ingenieure AG, Amriswil, interessierte vor allem der Zeitplan, der wegen der Komplexität des Vorhabens angepasst werden musste.
Im Juni soll das überarbeitete Gesamtdossier eingereicht werden, sagte Projektleiter Roland Hollenstein. Es stehen allerdings noch viele zeitaufwendige Verfahrensschritte an, denn noch sind diverse Präzisierungen von Seiten des Kantons gefordert, was mindestens zu einer zusätzlichen Teilauflage für die angepassten Bereiche führen wird. Der Gewässerraum wurde abgewiesen und muss komplett neu ausgearbeitet werden.
Die Unstimmigkeiten im Gewässerraum waren so gross, dass im August 2024 eine Arbeitsgruppe mit Vertretern von Bund, Kanton und dem RBK ihre Arbeit aufgenommen hat. Ziel ist ein konsistenter Gewässerraum durch das ganze Siedlungsgebiet.
Baustart für Vorarbeiten: Anfang 2027
Nach dem neuen Terminplan erwartet der Zweckverband im Juni 2026 die Projektbewilligung, inklusive Subventionsentscheid von Bund und Kanton. Ingenieur Hollenstein sagte:
Das würde bedeuten, dass im Oktober 2027 Baustart für die Hauptarbeiten wäre.
Er rechnet mit einer Bauzeit von zwei bis zweieinhalb Jahren. Ein Hochwasserschutzprojekt beschränkt sich heute längst nicht mehr nur auf die Verbesserungen des Hochwasserschutzes, der freilich der Auslöser für das Generationenprojekt im Rheintal ist. Das Projekt wird auch die Melioration und die Voraussetzungen für die Landwirtschaft verbessern und zu einer ökologischen Aufwertung beitragen.
Aufgrund aller Vorgaben, die das Hochwasserschutzprojekt am Rheintaler Binnenkanal zu erfüllen hat, rechnet der Zweckverband nach wie vor mit Kosten von rund 50 Millionen Franken. Der maximale Subventionsbeitrag von Bund und Kanton beläuft sich auf 75 Prozent der beitragsberechtigen Kosten.
Alle hundert Jahre
Das Drosselbauwerk bei den drei Brücken wird die Hochwassersicherheit des Rheintaler Binnenkanals erhöhen. Dieses Schlüsselwerk bietet zusammen mit dem Haupt- und den Seitendämmen den Rückhalteraum, der in drei Überflutungskompartimente eingeteilt ist, damit die Gebiete kontrolliert überflutet werden können und dies nicht willkürlich geschieht. Der Rückhalt ist auf ein HQ100 ausgerichtet, also ein Hochwasserereignis, wie es statistisch alle 100 Jahre einmal auftritt.
Beim Drosselbauwerk wurde der Ökodurchlass so angepasst, dass das Befahren mit Schlauchbooten weiterhin möglich ist, dies sogar entgegen früherer Vorstellungen. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie die Verantwortlichen wertvolle Eingaben aus dem Mitwirkungsverfahren aufgegriffen und in das Generationenprojekt integriert haben.
Hier Naherholung, dort Ökologie
Das Drosselbauwerk werde ein Hotspot, wo durch Besucherlenkung ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung entstehen werde, sagte Roland Hollenstein. Andernorts im Projektperimeter werde hingegen der Ökologie Vorrang gegeben.
Die Ausführungen des Ingenieurs machten die Grösse und Komplexität des Projekts deutlich. Neben besagtem Drosselbauwerk werden beispielsweise auch Massnahmen im Unterlauf des Rheintaler Binnenkanals ergriffen wie die teilweise Erhöhung der Dämme, Unterführungen für den Rad- und Fussverkehr oder Zugänge zum Wasser. Im Oberlauf, dem Rückhalteraum, soll durch smarte Drainagen der Wasserhaushalt des landwirtschaftlichen Gebiets verbessert werden. Dies alles geht nicht ohne diverse ökologische Aufwertungen am Binnenkanal und der Rietaach.
Ralph Lehner, der Präsident des Verwaltungsrats des Zweckverbands Rheintaler Binnenkanal sagte nach Hollensteins Referat: «Ich habe grossen Respekt für die Arbeit aller, die an diesem hochkomplexen Projekt beteiligt sind.» Etwas besorgt schob er nach:
Zuweilen bin ich aber auch entsetzt darüber, was von übergeordneten Stellen von uns erwartet wird.
Hochwasserschutzprojekt kostet 50 Millionen Franken – Bauzeit beträgt zwei bis zweieinhalb Jahre