27.06.2018

«Im ‹Reiseziel Museum› ist Anfassen erlaubt»

Ortsmuseen wie jene in Rüthi, Oberriet und Thal können sich in der Regel finanziell keine grossen Sprünge erlauben. Wir wollten darum von Silke Schlör, Leiterin Gemeindemuseum Rothus Oberriet, wissen, wie die Teilnahme an einer Aktion wie «Reiseziel Museum» möglich wird.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Frau Schlör, kann man es sich als Gemeindemuseum überhaupt leisten, an einer Aktion wie «Reiseziel Museum» mitzumachen? Legen Sie da nicht drauf?Silke Schlör: Es ist für uns im Gegenteil sehr attraktiv. Erstens erfinden wir nichts neu, sondern können sozusagen auf einen fahrenden Zug aufspringen. Die Teilnahme der St. Galler Museen wird ausserdem vom Museumsverband Musa koordiniert, und die Kosten für die Booklets und Köfferli werden mit Beiträgen aus dem Lotteriefonds, von der Rheintaler Kulturstiftung, dem Verein Südkultur und der Internationalen Bodenseekonferenz finanziert. Müssten wir das selber bezahlen, wäre es uns tatsächlich nicht möglich, teilzunehmen. So aber müssen wir als Eigenleistung einzig das für eine solche Aktion nötige zusätzliche Personal stellen und die zusätzlichen Attraktionen finanzieren. Für den Ton zum Töpfern zum Beispiel müssen wir in Oberriet selbst aufkommen. Aber diese Kosten halten sich im Rahmen.Museen hängt der Ruf an, langweilig zu sein. Werden Sie auf Ihren Köfferli nicht sitzen bleiben?Schlör: Gerade solche Aktionen helfen, das Bild in den Köpfen zu korrigieren. Und in Vorarlberg und Liechtenstein kommt das «Reiseziel Museum» sehr gut an. 2017 wurden über 15000 Besucher gezählt. Das wundert mich nicht. Ich hab’ mir das letztes Jahr mit meinem Sohn erst einmal angesehen, wobei mich besonders interessierte, was kleinere Museen, wie wir eines sind, machen. Es war nicht nur für mich spannend, sondern auch für meinen Sohn. Aus manchen Museen war er fast nicht mehr wegzubekommen. Und wenn die Eltern wissen, dass man mit den Kindern willkommen ist und etwas geboten bekommt, dass es keine Berühren-verboten-Ausstellung ist, sondern eine Ausstellung, in der es etwas anzufassen gibt, dann kommen die Leute auch.Es könnte also sein, dass Sie eher zu wenige als zu viele Köfferli bereitstehen haben. Was würden Sie dann tun?Schlör: Ich würde wohl woanders nachfragen, ob man dort noch welche übrig hat. Aber ich denke nicht, dass das nötig sein wird. Für uns in Oberriet waren ursprünglich 30 Köfferli reserviert. Das dünkte mich schon etwas knapp. Weil wir hier auch heute noch viele kinderreiche Familien haben, schaute ich, dass ich wenigstens 60 bekomme. Das dürfte reichen. Ein Kind bekommt ja nur einmal ein Köfferli, das man ein anderes Jahr wieder mitbringen soll. Dafür bekommt man dann auch ein kleines Geschenk. Wir werden darum vor allem Köfferli für die Kinder aus unserer Gegend brauchen, die noch nie an einem «Reiseziel Museum» mitgemacht haben.Werden sich überhaupt Vorarlberger und Liechtensteiner für die kleinen Museen im St. Galler Rheintal interessieren?Schlör: Ich denke schon. Weil wir erstmals mitmachen, können wir den Familien, die in anderen Jahren schon viele Museen besucht haben, etwas Neues bieten. Ich freue mich aber über jede Familie, die kommt, und besonders über solche aus den fünf Dörfern unserer Gemeinde.Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?Schlör: Es ist weniger wichtig, wie viele Besucher kommen, sondern dass jene, die kommen, dabei den Plausch haben. Wenn diese dann weitererzählen, dass es ihnen gefallen hat, haben wir schon viel erreicht.