12.03.2019

Katholiken streichen Biblio-Beitrag

Von 8500 Franken auf 0 Franken: Die katholische Pfarrei Balgach stoppt ihre finanzielle Unterstützung zugunsten der Bibliothek. Den fehlenden Betrag übernimmt die politische Gemeinde.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelEine Bibliothek zu führen und zu finanzieren sei grundsätzlich ein politischer Auftrag, und nicht Sache der Kirchen. So begründet Brigitte Wicki, Präsidentin des katholischen Kirchenverwaltungsrates, den Entscheid, keine Beiträge mehr an die Bibliothek zu zahlen.Marcel Kuster, Präsident der evangelischen Kirchgemeinde Balgach, hält sich nicht zurück mit seiner Verwunderung. Die gesamte Kirchenvorsteherschaft sei überrascht gewesen, dass sich die katholische Pfarrei finanziell nicht mehr an der Bibliothek beteilige. Bis anhin durfte man den Betrag von 7000 Franken der katholischen Seite als sicheren Wert verbuchen, 2018 waren es ausserordentlich 8500 Franken. Doch natürlich werde der Entscheid akzeptiert.Gemeinde hilft mit höherem BetragDen fehlenden Betrag übernahm die politische Gemeinde. Diese Lösung habe man schnell und unkompliziert gefunden. Die Bürgerschaft hat im Herbst das Budget 2019 der politischen Gemeinde mit einem Beitrag an die Bibliothek von insgesamt 33800 Franken verabschiedet.Der Bibliotheksbeitrag gab bereits vor zwei Jahren zu reden, sagt Brigitte Wicki. Denn ob sich die Kirchen finanziell beteiligen möchten, ist ihnen grundsätzlich freigestellt. Die St. Galler Bibliotheksgesetzgebung, die seit 2014 gilt, gibt der katholischen Pfarrei Recht. Grundsätzlich sind die politischen Gemeinden für die bibliothekarische Grundversorgung zuständig, heisst es. «In der Art und Weise, wie der Bibliotheksbetrieb geführt wird, sind die Gemeinden jedoch frei», sagt Thomas Wieland von der Kantonsbibliothek St. Gallen. Die Verantwortung könne die Gemeinde auch an Dritte übertragen. Möglich seien Trägerschaften wie beispielsweise Zweckverbände oder Vereine.In Balgach ist die Bibliothek historisch bedingt ein Kind der evangelischen Kirchgemeinde. Im Dezember ist es 100 Jahre her, seit die Bibliothek zum ersten Mal erwähnt wurde. Einquartiert war sie zu Beginn im Lehrerzimmer des evangelischen Schulhauses. 1973 wurde die Bücher- und Medienausleihe im damals neu erbauten evangelischen Kirchgemeindehaus eingerichtet, wo sie seither ihren Standort hat.Am aktuellen Betrieb festhaltenDie Betriebs- und Personalführung obliegt traditionell der evangelischen Kirchgemeinde. Ihre finanzielle Beteiligung liegt bei 21500 Franken pro Jahr. Daran ändert sich vorerst nichts. Der Betrieb gehe weiter wie bisher, sagt Marcel Kuster. Und erwähnt die engagierte Arbeit des Bibliothekteams, wo viel ehrenamtliche Arbeit dahintersteckt. Die politische Gemeinde beteiligt sich partnerschaftlich an der Finanzierung der Bibliothek und übernahm bisher zusätzlich anfallende Kosten. Auch die Schulen und die Ortsgemeinde tragen solidarisch einen Teil der Kosten.