23.08.2019

Kein Minuszins zu erwarten

Die Hypozinsen sind tief wie nie. Negativzinsen sind nach Einschätzung der Regionalbanken aber unwahrscheinlich.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Am Boden. Tiefpunkt. Die Stichworte rund um die schwächelnden Hypozinsen hören sich an wie eine Bauchlandung. «Es kann nicht einmal gesagt werden, ob dies wirklich der Tiefpunkt ist», sagt Reto Monsch, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Alpha Rheintal Bank. «Das Zinsniveau kann durchaus noch ein wenig fallen.»Wer mit Hilfe einer Hypothek Wohneigentümer werden möchte oder eine auslaufende Hypothek neu verhandelt, kann sich kaum einen besseren Zeitpunkt wünschen. Derzeit dürfen Bankkunden mit einem bis 1,2 Prozent Zinskosten pro Jahr rechnen, egal ob ein Jahr oder zehn Jahre Laufzeit gewählt werden. Das Szenario von Hypotheken zu Negativzinsen scheinen die Banken dennoch nicht zu erwarten. «Wir gehen heute davon aus, dass dieser Fall nicht eintrifft», sagt René Bognar, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Clientis Biene Bank im Rheintal. Wie tief könnten denn die Banken mit den Zinssätzen gehen? «So tief, dass damit noch Geld verdient werden kann», sagt René Bognar.Grosse Herausforderung, gute GrundstimmungDass dies gelingt, trotz internationalen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten, von dem der Zins-Takt abhängt, belegen die kürzlich erschienenen Halbjahresabschlüsse.«Das Hypothekargeschäft ist unser Kerngeschäft», sagt Norbert Lüchinger, Vorsitzender der Bankleitung der Raiffeisenbank Oberes Rheintal. Er, wie auch seine Branchenkollegen, sind überzeugt, «dass wir dieses Geschäft auch in Zukunft weiter rentabel betreiben können.» Jede Bank müsse sich zu Recht die Frage stellen, welches Geschäft zu welchem Preis eingegangen werden kann. Wobei der Konkurrenzkampf härter wird und höhere Hypothekarzinsen nicht zulässt. «Verlangen wir einen höheren Satz, geht der Kunde zur Konkurrenz», sagte Thomas Gutzwiller, Verwaltungsratspräsident der St. Galler Kantonalbank kürzlich vor den Medien.Gemäss René Bognar ist es vor dem Hintergrund der sinkenden Margen im Hypothekargeschäft ebenfalls wichtig, die Abhängigkeit vom reinen Zinsgeschäft abzubauen und neue Geschäftsfelder zu erschliessen und zu stärken.Knacknüsse auf dem Weg zum EigenheimObwohl auf Kundenseite die finanziellen Vorteile durch die tiefen Hypozinsen verlockend sind, ist es für Interessierte schwierig geworden, eine Hypothek zu bekommen. Norbert Lüchinger bestätigt, dass sich die Nachfrage nach Eigentumswohnungen weiter leicht abkühlt. «Der Preisanstieg im Eigentumsmarkt hat Spuren hinterlassen», sagt er. In der Regel seien 20 Prozent Eigenmittel erforderlich. Dieser Ansatz und die kalkulierte Tragbarkeit könnten bei höheren Immobilienpreisen zur Knacknuss werden. «Nur knapp ein Drittel (30 Prozent) der Schweizer Haushalte, bzw. der natürlichen Personen sind beim heutigen Preisniveau in der Lage, die notwendigen Eigenmittel für ein durchschnittliches Einfamilienhaus aufzubringen.»Die teuren Immobilien dürften sich jedoch noch längere Zeit halten. «Wir glauben nicht, dass die Einfamilienhauspreise dasjenige Segment sind, das einen grossen Preiseinbruch erleben wird», sagt Reto Monsch. «Sollten die Zinsen steigen, so wird dies viel mehr diejenigen Segmente treffen, bei denen die Belehnungsbasis direkt über einen Ertragswert gerechnet wird, beispielsweise bei Mehrfamilienhäusern.»Aber zurück zu den Zinsprognosen. Es kann nur eines mit Sicherheit gesagt werden: Die Hypotheken bleiben noch für längere Zeit tief. Darin sind sich die Banker einig. Deshalb seien Fest- und Liborhypotheken weiter attraktiv.