Begegnung 08.03.2024

Kulturstiftung bei den Macherinnen vom Stellwerk Heerbrugg zu Gast

Im Rahmen ihrer «Werkstattbesuche» verlegte die Rheintaler Kulturstiftung die Sitzung ins Stellwerk. Das 
Gespräch mit zwei Verantwortlichen gab Aufschluss über die aktuelle Situation des Vereins «ideeStellwerk».

Von pd
aktualisiert am 08.03.2024

In Reihen aufgehängte kleinformatige Bilder beleben die sogar bei kaltem Nachwinterwetter freundlichen Stellwerk-Räume. Jedes einzelne der gezeigten Werke entführt in ei­nen Gedanken, einen Kommentar, eine Situation, einen Traum. Die zeichnerische Welt von Du­šan Prusák kennt keine Grenzen; sie ist surreal, absurd, grotesk, voller Humor und Selbstironie. Und sie steht stets in Verbindung mit der realen Welt. Der Zeichner und Cartoonist, der auch Musiker ist, beherrscht sein Handwerk: Die Linie sitzt genauso wie der Ton.

Fast abgebrochen, nun
im Aufbruch

Dass der kleine, aber markante Funktionsbau beim Bahnhof Heerbrugg überhaupt noch existiert, ist dem beherzten Engagement von Rosmarie Furter zu verdanken. Der Abbruch des Stellwerks war bereits beschlossen, denn es hatte ausgedient. Die händische Weichenstellung war durch die elektronische abgelöst worden. Doch die «Bähnlertochter» wehrte sich, und obwohl 
das Stellwerk nicht unter kantonalem Schutz stand, erreichte sie nach Gesprächen mit der SBB 
als Eigentümerin, der Gemeinde und der Ortsgemeinde Au eine Gesinnungsänderung.

Im November 2001 wurde der Verein «ideeStellwerk» gegründet und das Gebäude mit ­zusätzlicher Unterstützung von Pro Patria renoviert. Seither findet Ausstellung um Ausstellung statt. Ziel und Aufgabe des Vereins ist es, den Charakter des Stellwerks, das noch immer Ei­gentum der SBB ist und von der Ortsgemeinde in einem Zehnjahresvertrag gemietet wird, zu erhalten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So hat das Stellwerk seit bald 23 Jahren eine neue Funktion als Kulturort gefunden. Nun möchte sich der Verein als Be­treiberin weiterentwickeln. Die Präsidentin sagt:

Wir sind im Umbruch. Wohin steuern wir? Was ist unser Ziel? Wir sind erst am Anfang.

Der Verein zählt rund achtzig Mitglieder. Wer das Stellwerk als Ausstellungsraum oder temporäre Kunstgalerie nutzt, zahlt Miete. Zudem gehen zwanzig Prozent vom Verkaufserlös aus den an den Ausstellungen verkauften Objekten an den Verein. Im Gegenzug kann die Infrastruktur genutzt und vom Kommunikationsangebot profitiert werden.

«Wir wollen Freude 
bereiten»

Inhaltliche Programme verantwortet die künstlerische Leiterin, seit ein paar Jahren ist es ­Lukrezia Freund. Sie lädt Künstlerinnen und Künstler ein, aber 
sie nimmt auch Anfragen entgegen, so jene des St. Gallers Dušan Prusák. Meist aber sind es Kunstschaffende oder Kunsthandwerker aus der Region, die Einblick in ihr Schaffen geben. Acht bis zehn Ausstellungen pro Jahr finden im Stellwerk statt.

Der Vorstand, der, abgesehen von einer kleinen Grundent­schädigung, ehrenamtlich arbeitet, bemüht sich, mit der Zeit zu gehen. Seit kurzem haben sie mit Stefan Rogger einen Medienverantwortlichen. Die neu aufgebaute und soeben freigeschaltete Website funktioniert auch über Smartphones. Angedacht ist, ver­mehrt Kooperationen vor Ort einzugehen, etwa mit dem Kinotheater Madlen.

Auch mit dem gedruckten Jahresprogramm wird ein neuer Auftritt geprobt. Zudem sollen die Räumlichkeiten künftig nicht nur an Künstlerinnen und Künstler, sondern auch anderweitig vermietet werden. Wie sich das Ausstellungsprogramm und die zusätzlichen Nutzungen kreativ und sinnstiftend ergänzen, wird sich zeigen müssen. Wo liegen die Ambitionen, die Ziele des Vereins «ideeStellwerk»? Es sei ihnen ein Anliegen, dass die «Zugangsschwelle» zur Kunst niedrig bleibe und dass sie Werke ausstellen, die auch 
für kleine Budgets erschwinglich seien, betont Yvonne Bischof. Und:

Die Künstlerinnen und Künstler sollen Freude haben an der Ausstellung. Genauso wie das Publikum.