Autoposer 14.05.2025

Lärm, Frust und Wut: Die Grünen rufen zu Demonstration gegen die «Protzposer» auf

Die Poserszene in Rorschach hat in den letzten Jahren immer mehr an Intensität gewonnen. Am 23. Mai soll endlich ein klares Zeichen gesetzt werden: Die Grünen organisieren eine Demonstration gegen den Krawall. Das sagen Politiker von SP, FDP und Mitte zum Demo-Aufruf.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 14.05.2025

Wer an der Sinnhaftigkeit der geplanten Demonstration der Grünen noch gezweifelt hat, wurde am Muttertagssonntag eines Besseren belehrt. Was sich auf der Rorschacher Hauptstrasse abspielte, lässt sich nur noch mit lächerlich umschreiben. Protzposer fahren in die eine Richtung, drehen um, mit Vorliebe beim Landhauskreisel, und fahren wieder zurück. Dann das Ganze von vorn. Wer in einem der Cafés entlang der Hauptstrasse sitzt, merkt schnell, dass dieselben Autos mehrfach vorbeifahren.

Es könnte so schön sein, bei sonnigem Wetter in der Hafenstadt, doch wenn Protzposer ihren «Krawallschalter» (Auspuffklappen-Steuerung) betätigen, dann werden ihre Autos zur nervigen Lärmbelästigung. Das Problem werde zu wenig ernst genommen, sagen die Grünen der Region Rorschach und rufen am Freitag, 23. Mai, um 17.45 Uhr auf dem Marktplatz in Rorschach zu einer Demonstration gegen Autoposer auf.

Die Leute in Rorschach haben die Schnauze gestrichen voll von dieser Poserszene

sagt SP-Politiker und Rorschacher Stadtrat Guido Etterlin.

Das Gallusquartier hat gezeigt, wie es gehen kann

Besonders tragisch sei, dass es nicht Rorschacher seien, die sich hier einen Spass machten, die Leute kämen von weit her und würden mit ihrem sinnlosen Tun die Wohnqualität in der Stadt im hohen Mass beeinträchtigen. Die Demonstration unterstützt er, da diese auf einen Missstand aufmerksam mache, und er erinnert bezüglich deren Nutzen an die Stadt St. Gallen, wo Anwohner der Gallusstrasse in Koordination mit dem Quartierverein Gallusplatz in den 80er-Jahren Pappnasen rausgehängt haben, ergänzt mit dem Banner «Wir haben die Nase voll». Damals fuhren täglich 16’000 Fahrzeuge über die Gallusstrasse.

Die Aktion mit den Nasen war der Beginn des jahrzehntelangen Kampfs gegen den Transitverkehr in der südlichen Altstadt und endete schliesslich erfolgreich mit der Sperrung des Gallusplatzes für den Durchgangsverkehr im Jahr 2014. Guido Etterlin sagt, die Kantonspolizei St. Gallen leiste ihren Beitrag, um dem Poserproblem in Rorschach Herr zu werden, aber der Kanton tue sich mit dieser Thematik schwer, beispielsweise mit einer Verschärfung in der 
Gesetzgebung.

Mit Lärmblitzern gäbe es bereits eine taugliche Technik, diesbezüglich seien die Bundespolitik, beziehungsweise die zehn Nationalräte aus dem Kanton St. Gallen gefordert, endlich vorwärtszumachen. Michael Götte, SVP-Nationalrat aus Tübach, sagt, die anderen Nationalräte aus dem Kanton St. Gallen hätten ihre eigenen Themen in ihren Regionen und würden sich um diese kümmern.

Er sei am nächsten an Rorschach dran und nehme sich dem Poserproblem regelmässig an. Als er das letzte Mal eine Anfrage gemacht habe, sei die Antwort gewesen, der Bundesrat sei dran. Damit das Thema nicht vom Radar verschwinde, werde er spätestens in der Sommersession erneut eine Frage an den Bundesrat richten.

Lebensqualität wird durch Poserszene beeinträchtigt

An der Demo auf dem Marktplatz werden auch Jeannette Losa, ehemalige Kantonsrätin der Region Rorschach, und Robert Raths sprechen. «Am Sonntagabend hatte ich einen riesigen Zorn, man wird richtiggehend aggressiv, wenn man an der Hauptstrasse wohnt und dem Lärm hilflos ausgeliefert ist. Wenn man es nicht sieht und es nicht selbst erlebt, was hier an schönen Sonntagen auf der Strasse abgeht, dann versteht man gar nicht richtig, wie gross das Problem mit der Poserszene für Rorschach tatsächlich ist», so Rorschachs Stadtpräsident.

Die angekündigte Demonstration sei auch ein Hilferuf der Bevölkerung, dass endlich etwas geschehen müsse. Es sei egal, wer die Demonstration organisiere, er sei dankbar dafür, dass endlich jemand etwas unternehme. Er wolle an dieser Stelle betonen, die Kantonspolizei St. Gallen mache einen engagierten und sehr guten Job, mehr sei einfach nicht möglich. Raths betont:

Es ist einerseits sehr schön, wenn viele Leute nach Rorschach kommen, es wäre aber noch schöner, wenn dies die Lebensqualität der Einwohnerinnen und Einwohner und auch der Touristen nicht derart einschränken würde

Der Goldacher Gemeindepräsident Dominik Gemperli (Die Mitte) sagt, es sei wirklich sehr mühsam mit der Poserszene am See und er könne sehr gut nachvollziehen, dass die sinnfreien und lärmenden Rundfahrten in der Stadt Rorschach ein riesiges Ärgernis seien für die Bevölkerung. Die von den Grünen organisierte Demonstration auf dem Marktplatz könne ein Anstoss dafür sein, dass das leidige Thema eine noch grössere Sensibilisierung erfahre. Im besten Fall könne sie Anstoss für eine Dynamik sein, die mittelfristig eine Lösung des Ärgernisses mit sich bringe.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.