«Die Tabelle lügt nicht», lautet eine gern benutzte Floskel. Die 350 Zuschauerinnen und Zuschauer auf der Aegeten dürften dieser am Sonntagnachmittag in den ersten 45 Minuten aufs Heftigste widersprochen haben. Nicht der Erste, sondern der Vorletzte bestimmte die Partie und hätte weit höher führen können als nur 1:0 nach einem Treffer von Kiaran Schweizer (30.).
Den Gastgebern unterliefen immer wieder Fehlpässe im Spielaufbau, die den Gästen beste Möglichkeiten eröffneten. Nach acht Minuten hatten die Frauenfelder die erste Doppelchance und in der 15. Minute setzte Yannic Kälin einen Freistoss an die Latte. Kurios wurde es in der 27. Minute: Eine scharfe Hereingabe von Dani Filipe Ramada Luis erwischte Torhüter Ilija Kovacic nur mit einer Hand, der Ball hüpfte gegen den Innenpfosten und dann in die Arme des sonst starken Widnauer Torhüters.
Das Trainergespann traute den Augen nicht
Und Widnau? Die Gastgeber fielen durch Fehlpässe und eine rustikale Spielweise auf. Ilija Ivic hatte Glück, als er seinen Gegenspieler von hinten umgrätschte und dafür nur die Gelbe Karte sah. Einzig ein Freistoss von Daniel Lässer, den Pascal Stadler glänzend parierte, schuf in der 17. Minute etwas Gefahr.
Die Frauenfelder attackierten früh, Widnau kam kaum vor das Tor. Da half auch nicht, dass Torjäger Orhan Ademi sich als Spielmacher in der eigenen Platzhälfte versuchte. Das Trainergespann der Widnauer verfolgte das Geschehen unterschiedlich: Daniel Lüchinger schlug sich immer wieder die Hände vor das Gesicht, Bruder Andreas stand mit verschränkten Armen und grimmiger Miene an der Seitenlinie.
Ausgleich aus dem Nichts und dann die Führung
Wie aus dem Nichts fiel das 1:1. Noah Thönig bugsierte den Ball nach einer Ecke aus kurzer Distanz ins Tor (42.). Und wenige Minuten nach der Pause besorgte Orhan Ademi nach einem Freistoss per Kopf das 2:1. Wohl dem, der einen solchen Torjäger hat. Widnau, das in der Pause zweimal wechselte, spielte fortan konzentrierter und liess bis zur Schlussphase kaum mehr Chancen zu. Ihrerseits vergaben die Gastgeber einige gute Kontergelegenheiten. Und nach 96 Minuten bewahrheitete sich der Fussballerspruch dann doch wieder: «Die Tabelle lügt nicht.»
Widnaus Co-Trainer Daniel Lüchinger hatte für die Leistung seiner Elf in der ersten Hälfte nur ein Wort: «Desolat.» Der Vorletzte habe den Tabellenführer da an die Wand gespielt. «Wenn wir gegen Balzers so auftreten, heisst es nach 45 Minuten 0:3.» Frauenfelds Trainer Marco Vintem trauerte indes ebendieser ersten Hälfte hinterher: «Da müssen wir mit zwei oder drei Toren führen. Das zieht sich bei uns schon durch die ganze Saison.»
2. Liga inter, Gruppe 4
Widnau – Frauenfeld 2:1 (1:1)
Tore: 30. Schweizer 0:1, 42. Thönig 1:1, 47. Ademi 2:1.
Widnau: Kovacic; Navarro (46. De Almeida), Ilija Ivic, Bajrami, Giorlando; Cabezas (46. De Simeis), D’ Amico, Lässer, Thönig; Tüccar, Ademi.
Weitere Ergebnisse: Dardania SG – Wil II 4:1, Seefeld ZH – Uster 2:2, Arbon – Chur 2:1, Bazenheid – Balzers 0:3, Bülach – Red Star ZH 0:1, Schaffhausen II – Gossau 1:2, Altstätten – Dübendorf 3:2.
Rangliste (alle 26 Spiele): 1. Widnau 52, 2. Balzers 50, 3. Seefeld ZH 46, 4. Dardania SG 45, 5. Gossau 44, 6. Schaffhausen II 36, 7. Bülach 35, 8. Chur 35, 9. Red Star ZH 34, 10. Wil II 34, 11. Uster 34, 12. Dübendorf 33, 13. Altstätten 31, 14. Arbon 29, 15. Frauenfeld 27, 16. Bazenheid 18.
Leader Widnau erfüllt die Pflicht, überzeugt dabei aber nicht