24.04.2018

Leica sammelt eigene Geräte

Leica gibt der eigenen Geschichte einen festen Platz. Vorerst wird in einem gemieteten Raum eine grosse Sammlung untergebracht, geordnet und verwaltet. Tausende von Objekten werden es sein.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererAm 26. April 1921 wurde Wild Heerbrugg gegründet. In drei Jahren wird das Nachfolge-Unternehmen Leica Geosystems den hundertsten Geburtstag gross feiern; in welcher Form, ist noch offen.Bis dahin wird Leica eine beeindruckende Sammlung von Geräten, Objekten, Bedienungsanleitungen und anderen Dokumenten zusammengestellt ha­ben. Zusammen mit der Sammlung Kern im Stadtmuseum Aarau wird sodann eine vollständige Sammlung der Vermessungsgeschichte der Schweiz bestehen.Sammlung rege einsetzenWas Leica derzeit aufbaut, wird zwar nicht öffentlich zugänglich sein. Das Unternehmen beabsichtigt, seine Sammlung aber rege einzusetzen, indem Teile daraus – je nach Anlass und Thema – in jeweils geeignetem Rahmen gezeigt werden.Sicher wird das Publikum am grossen Jubiläumsfest in drei Jahren einen schönen Teil der Stücke in Verbindung mit interessanten Geschichten gezeigt bekommen. Ein Beispiel: Das erste Vermessungsinstrument, das Heinrich Wild in Heerbrugg herstellte, hiess nicht etwa T1, sondern T2. Der Buchstabe T steht für Theodolit, und tatsächlich ist der T2 das zweite von Heinrich Wild entwickelte Instrument. Das erste, der T1, war bei Zeiss in Jena entstanden, wo Heinrich Wild die Abteilung Geo führte und von 1908 bis 1919 tätig war.Jürg Dedual hat viele Wild-GeräteDen Anstoss zur Heerbrugger Firmengründung hatte der wie Wild berühmt gewordene Unternehmer Jacob Schmidheiny gegeben, von dem der Auftrag zum Bau des T2 stammte. Wild gründete seine Werkstätte für Feinmechanik und Optik denn auch zusammen mit Jacob Schmidheiny sowie einem Dritten im Bunde, Robert Helb­ling.Dass Leica mit Objekten aus früher Zeit gut bestückt ist, verdankt das Unternehmen zu einem grossen Teil einer glücklichen Fügung. Der ehemalige, inzwischen pensionierte Mitarbeiter Jürg Dedual, der drei Jahrzehnte im Unternehmen ver­brachte, besitzt kistenweise Wild-Geräte, an denen seine beiden Söhne nicht interessiert sind. Leica hat deshalb die Möglichkeit, dem gelernten Feinmechaniker und ehemaligen Produktionsingenieur sowie Service-Supporter die ganze Sammlung abzukaufen. Dedual hatte sie bisher in seinem Wohnort Gais im Estrich und in einem Zimmer, ausserdem in einer Scheune sowie einem gemieteten Raum untergebracht.Der Sammler ist nun Leica-KuratorSchon als Kind hatte Dedual, der bis zum Ende der vierten Klasse in Balgach lebte, Freude an Wild-Geräten entwickelt. Sein einst bei Wild tätiger Onkel verrichtete nebenher Heimarbeit bei De­duals Grossvater, wo der Bub, ein «Chlütteri», die technischen Geräte zu Gesicht bekam.Die Sammelstücke Deduals stammen alle aus der Zeit vor 1990. In jenem Jahr wurde Wild in Leica umbenannt – sechs, sieben Jahre später erfolgte die Aufteilung des Unternehmens in mehrere neue Firmen.Um das Jubiläum vorzubereiten und die grosse eigene Sammlung anzulegen, hat Leica Jürg Dedual zu 50 Prozent als Kurator angestellt und den seit diesem Jahr ebenfalls pensionierten Eugen Voit aus Au mit den Jubiläumsvorbereitungen betraut. Voit leitete bei Leica die zentrale Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Er war es gewesen, der die frühzeitige Planung des Jubiläumsfests angeregt hatte. Weit über den Anlass hinaus gedacht, hat Voit eine Vision. Er sagt: «Wenn es wie schon bald ein Haus des Weins in Berneck gibt, warum dann nicht auch ein Haus der Industrie?» Voit denkt an einen Begegnungsort, an dem die Rheintaler Industriegeschichte dargestellt ist. Angesichts der enormen Bedeutung der Rheintaler Industrie hielte er ein solches Haus für angemessen.Auch jedes neue Gerät wird hinzugefügtDie auf rund 350 Quadratmetern einzurichtende Sammlung Wild (die noch keinen endgültigen Namen hat) wird alle wichtigen Wild-Geräte und sehr viel mehr enthalten. Mit Blick nach vorn ist es die Absicht, von jedem neu entstehenden Gerät ebenfalls ein Exemplar aufzunehmen. Eine Schwierigkeit besteht freilich darin, die heutzutage elektronischen Geräte funktionsfähig zu halten, was auf lange Sicht sicher bloss teilweise möglich ist.Geplant ist ausserdem ein Buch über die Firmengeschichte. Vor allem die Zeit seit 1996 wird Arbeit bereiten, denn es sind zwar Unterlagen vorhanden, eine eigentliche Dokumentation fehlt aber noch.Falls jemand interessantes Material über Wild oder Leica besitzt und bereit ist, es dem Unternehmen zur Verfügung zu stellen oder zu überlassen, wäre Eugen Voit erfreut. Er sagt, Fundstücke jeder Art seien natürlich willkommen.wild-heerbrugg.com